Horror-Unfälle: Das Grauen am Gleis

München - Zwei Tote gab es schon. Jetzt hat es einen weiteren jungen Mann schwer erwischt: Die Serie tragischer Unfälle in U- und S-Bahnhöfen reißt nicht ab. Am Wochenende wurde ein Azubi am Isartor von der S-Bahn überrollt: das dritte Opfer innerhalb weniger Wochen.
OPFER IN LEBENSGEFAHR
Samstags um 5 Uhr wartet ein 20-Jähriger auf seine S-Bahn. Der Azubi aus Aying ist stark betrunken. Der Bahnsteig ist menschenleer, nur die Überwachungskamera ist Zeuge: Plötzlich verliert er das Gleichgewicht und stürzt ins Gleis. Etwa eine Minute lang liegt der 20-Jährige auf den Schienen, bis die S8 einfährt. Der Lokführer bemerkt die dunkle Gestalt am Boden nicht. Die S-Bahn überrollt den Lehrling, er verliert beide Beine und erleidet zudem schwerste Kopfverletzungen.
Die S-Bahn fährt weiter in Richtung Hauptbahnhof. Erst jetzt, drei Minuten später, bemerken zwei Studenten den blutüberströmten Schwerverletzten auf den Schienen. Sie heben ihn auf den Bahnsteig und verständigen die Notrufzentrale. Der Ayinger aber stirbt zum Glück nicht – er kämpft im Krankenhaus aber noch immer gegen den Tod.
MANN SCHLÄFT IM GLEIS
Mit ein paar Schrammen und blauen Flecken kommt am Samstag dagegen ein Parkettleger (53) in der Landsberger Straße davon. Kurz nach Mitternacht schläft er im Gleis seinen Rausch aus. Im letzten Moment bemerkt er die nahende Tram der Linie 19 und versucht, zur Seite zu robben. Die Frontschürze erfasst den Mann am Hintern und schiebt ihn beiseite. Er kommt mit zerschrammtem Gesicht und Prellungen ins Krankenhaus.
ZWEI TOTE IN DER U-BAHN
Am 26. November stürzt im Bahnhof Am Hart ein 24-Jähriger ins Gleis. Der Münchner wird überrollt und getötet. Auch er ist betrunken.
Am 24. September stürzt im U-Bahnhof Westpark ein 23-Jähriger betrunken vom menschenleeren Bahnsteig ins Gleis. Auch er bleibt lange unbemerkt liegen und wird dann von der U-Bahn überrollt.
BABY FÄLLT UNTER DEN ZUG
Am 9. Dezember fällt ein Baby im S-Bahnhof Marienplatz auf das S-Bahn-Gleis. Das Kind rutscht durch den schmalen Spalt zwischen Zug und Bahnsteigkante. Der Vater kann den Dreijährigen retten.
MEHR SCHUTZ GEFORDERT
Das Bündnis „Aktion Münchner Fahrgäste“ fordert angesichts der jüngsten Unfälle technische Nachbesserungen in den S- und U-Bahnhöfen. Der Unfall müsse Anlass sein, „die Bahnen sicherer zu machen und eine Gleisbettüberwachung einzubauen“, so Bündnissprecher Andreas Nagel. Dadurch würden Personen oder Gegenstände automatisch erkannt.
Zugleich wies Nagel auf die Einbuchtungen unter den Bahnsteigen. Diese sind ein Meter breit, ziehen sich über die gesamte Länge der U-Bahn-Station und dienen als Fluchtraum.
Es sei bei solchen Vorfällen besser, sich dahin zurückzuziehen, als zu versuchen, aus dem Gleis zu klettern.