Hooligan-Prügelei in München: Augenzeuge berichtet
München - Schockierende Kampfszenen mitten in der Innenstadt. Teils vermummte Hooligans aus Fan-Lagern des FC Bayern und des VfL Wolfsburg gehen am Samstagmittag im Bahnhofsviertel in der Schillerstraße aufeinander los. Insgesamt sind auf Aufnahmen bis zu 100 Mann zu sehen. Die Polizei bestätigt "nur" 60 Teilnehmer.
"Die Wolfburger haben sich vor der Sport-Bar formiert", berichtet der Portier des Hotels Haberstock. "So als würden sie auf etwas warten." Plötzlich tauchen Ultra-Fans der Bayern auf. Sie kommen aus der Adolf-Kolping-Straße. "Beide Seiten gingen wie auf Kommando aufeinander los", sagt der Portier. "Ich habe die Eingangstür zum Hotel abgeschlossen und gehofft, dass die Polizei kommt." Schwarz gekleidete Gestalten schlagen und treten aufeinander ein.
Zeugen filmen aus der Sport-Bar und von Balkonen umliegender Häuser die Massenschlägerei. Auf den Videos ist zu sehen, wie Männer zu Boden gehen. Die Angreifer schlagen und treten weiter auf sie ein.
Kampf offenbar geplant
Manche stürzen zwischen geparkte Autos. Das Gros der Hooligans prügelt sich weiter mitten auf der Schillstraße. Der Kampf wogt hin und her wie auf einem Schlachtfeld. Ein Autofahrer, der zwischen die Fronten zu geraten droht, setzt eilig zurück. Der ganze Spuk dauert kaum fünf Minuten.
Die sich eben noch wild prügelnde Menge läuft plötzlich auseinander. Die Hooligans flüchten, manche rennen in die U-Bahn. Im Video eines Passanten sind jetzt Polizeisirenen zu hören – da ist das Fan-Duell längst gelaufen.
Das Kräftemessen war offenbar geplant. Verfeindete Hooligan-Gruppen verabreden sich immer wieder übers Internet zu derartigen Kämpfen. Doch eine so prominente Bühne wie jetzt mitten im Bahnhofsviertel bot sich ihnen schon lange nicht mehr in München. Kurz nach der Massenprügelei kursierten bereits ersten Videos vom Getümmel auf den entsprechenden Foren. Trophäen, die in der Fan-Szene stolz herumgezeigt werden.
Keine Polizeistreifen in der Nähe postiert
Anwohner berichten, dass vor der Massenschlägerei keine Polizei in der Schillerstraße zu sehen war. Normalerweise werden an Hotspots Beamte postiert, um gewaltbereiten Fans zu signalisieren: "Hier läuft nichts." So wie in der Fußgängerzone, vor dem Augustiner in der Neuhauserstraße, wo oft ein Mannschaftstransporter mit mindestens einem halben Dutzend Polizisten postiert ist.
"Die Begegnung war im Vorfeld nicht als Hochrisikospiel eingestuft", sagt Polizeisprecherin Alessa Quintes. Trotzdem waren innerhalb von Minuten etwa 30 Streifenwagen mit über 60 Beamten vor Ort. 16 mutmaßliche Schläger wurden gefasst. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruch ermittelt, so Alessa Quintes. Insgesamt gab es 22 Festnahmen. Ein Wolfsburg-Fan wurde leicht am Auge verletzt.
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