Hooligan-Angriff in der U-Bahn: Kinder in Angst

Schüler heulen, Frauen kauern sich zitternd zusammen: Am Samstag kommt es am Bahnhof Kolumbusplatz zu einer brutalen Attacke von auswärtigen Fans – warum war die Polizei nicht am Bahnsteig?
Nina Job, Felix Müller |
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Eine Einfahrende U-Bahn am Kolumbusplatz. (Symbolfoto)
imago images / Ralph Peters Eine Einfahrende U-Bahn am Kolumbusplatz. (Symbolfoto)

München - Der "Zwischenfall" nach dem Löwenspiel gegen den SV Waldhof Mannheim am Wochenende war deutlich massiver, als bislang bekannt. Die AZ sprach mit mehreren Zeugen, die in der U-Bahn waren, in der am Samstagnachmittag mehrere Fans des SV Waldhof Mannheim Fahrgäste brutal angriffen.

Hooligan ging mit Flasche auf U-Bahnpassagiere los

Einer der Hooligans ging nach Zeugenschilderungen mit einer abgeschlagenen Flasche auf Menschen in dem Zug los, ein anderer war mit einem Schlagring bewaffnet. Zudem sollen Flaschen in und gegen den Waggon geworfen worden sein.

"Da war Kriegszustand", sagte ein Vater am Montag zur AZ. Er war noch hörbar geschockt von dem Erlebnis. "Denen ging es nur um Gewalt. Die wollten den größtmöglichen Schaden anrichten. Die U-Bahn war völlig überfüllt. Sie war voller Löwenfans und ganz normalen Münchnern. Auch Frauen mit Kinderwagen waren im Zug", berichtet er.

Nachwuchskicker des FC Schweinfurt in U-Bahn

Außerdem waren in der U-Bahn 20 Nachwuchsspieler des FC Schweinfurt 05. Die Kinder - alle unter 14 Jahre alt - hatten das Fußballspiel im Grünwalder Stadion mit ihrem Trainer Dominic Hugo angeschaut. Als weitere Betreuer waren auch Eltern dabei. "Wir wollten ein schönes verlängertes Wochenende in München verbringen", sagt der Vater eines Nachwuchsspielers. "Es ist nun leider schwer überschattet von diesem Erlebnis. Diesen Schock müssen die Kinder erst einmal verdauen. Der kleine Bruder eines Spielers sagte hinterher, dass er nie wieder U-Bahn fahren will. Er ist etwa fünf Jahre alt."

Die Kinder waren zusammen mit vielen anderen Löwenfans und Fahrgästen an der Silberhornstraße in eine U2 in Richtung Innenstadt gestiegen. Am Kolumbusplatz hielt der Zug. Der Bahnsteig war voller Fans aus Mannheim. Die Polizei spricht von etwa 50 Personen. "Man fragt sich schon, warum der U-Bahnfahrer überhaupt gehalten und die Türen geöffnet hat", meint der Vater.

Schreckliche Szenen in der U-Bahn

Kaum gingen die Türen auf, drängten die Hooligans zu dem Waggon, in dem die vielen Kinder waren. Einer der Männer soll einen Irokesenschnitt gehabt haben, ein zweiter sei etwa 50 Jahre alt gewesen und trug eine Glatze. Die Männer hätten auf den Waggon und auf eine Scheibe gehämmert. "Kinder haben geweint, zwei Asiatinnen sind vor Angst unter die Sitze gekrochen", berichtet ein Vater.

Trainer Dominic Hugo, der im Nachbarwaggon alles mit ansah, berichtet: "Sie haben einen Mann aus dem Waggon gezogen und auf ihn eingeschlagen." Zwei Flaschen seien am Türholm des Waggons zerschellt. "Wir hatten massives Glück, dass nicht mehr passiert ist."

Polizei: "Es wird an Verbesserungen gearbeitet"

Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt nicht am Bahnsteig – obwohl den Mannheimern der Ruf vorauseilt, dass unter den Fans einige sehr gewaltbereite sind. Und obwohl klar war, dass die Gästefans vom Wettersteinplatz mit der U1 kommend hier in die U2 zu den Löwen umsteigen mussten, da die U1 wegen Bauarbeiten unterbrochen war. Warum kein Sonderzug eingesetzt wurde, um die Fans zu trennen? Ein solcher sei nicht angefordert worden, teilte MVG-Sprecher Matthias Korte der AZ mit.

"Es hat sich angefühlt wie eine Ewigkeit, bis die Polizei kam", sagt Dominic Hugo. Etwa fünf bis zehn Minuten seien es gewesen. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Ein Polizeisprecher sagte am Montag zur AZ: "Zusammen mit der MVG wird an Verbesserungen hinsichtlich des Ablaufs und Fantrennung gearbeitet."

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum Thema: Schade und unnötig

Lesen Sie auch: Auf Autobahnparkplatz: - Schlägerei zwischen Mannheim- und Löwenfans

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