Homophober Angriff auf 21-Jährigen: Kripo ermittelt

Fußballfans grölen und pöbeln in der U6. Als Noah Sari um Rücksicht bittet, schlagen sie ihn brutal zusammen. Die Polizei bestätigt nun den Vorfall.
von  Ralph Hub
Noah Sari (21) hat bei der Attacke in der U-Bahn ein Stück vom Schneidezahn verloren.
Noah Sari (21) hat bei der Attacke in der U-Bahn ein Stück vom Schneidezahn verloren. © privat

Fußballfans grölen und pöbeln in der U6. Als Noah Sari um Rücksicht bittet, schlagen sie ihn brutal zusammen. Die Polizei bestätigt nun den Vorfall.

Update von 11. Dezember 2018

Einen Tag nach dem Bericht über den homophoben Übergriff in der U6 von Fußballfans auf den 21-jährigen Noah Sari, hat die Polizei den Vorfall bestätigt. Zwei Zeugen kümmerten sich demnach nach der brutalen Attacke um den verletzten jungen Mann und verständigten die Polizei.

Die Fahndung nach den Tätern verlief allerdings bislang ohne Erfolg. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen in dem Fall übernommen und prüft, ob die Täter eine LGBT-feindliche Motivation hatten. Zeugen werden gebeten sich mit dem Kommissariat 23 in Verbindung zu setzen (Tel.: 089/2910-0).

Die Erstmeldung von 10. Dezember 2018

München - Ein Schneidezahn ist abgebrochen, der Schädel brummt. Was Noah Sari aber viel mehr zu schaffen macht, ist, dass erst, als er bewusstlos und blutend am Boden liegt, zwei Jugendliche Zivilcourage zeigen und ihm helfen.

Noah Sari (21) will am Samstag seine Familie in Freimann besuchen. Der gebürtige Münchner interessiert sich nicht für Fußball. Deshalb hat er keine Ahnung, dass der FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg in der Allianz Arena spielt.

Am Odeonsplatz steigt er gegen 14.20 Uhr in eine U6. "Die Bahn war voll mit besoffenen, grölenden und Bier verschüttenden Fans", erzählt Noah Sari. Zwei Nürnberger brüllen ihm etwas ins Ohr. Als Sari sie höflich bittet, etwas Rücksicht zu zeigen und leiser zu sein, eskaliert die Situation.

Homophobe Beschimpfungen in der U-Bahn

Die Fußballfans pöbeln den 21-Jährigen an. Weil er eine bordeauxfarbene Tasche über der Schulter trägt und Piercings im Gesicht hat, beschimpfen sie ihn als "Transe". Noah Sari ist bisexuell und gibt auf die homophoben Beschimpfungen mutig Kontra.

Noah Sari (21) hat bei der Attacke in der U-Bahn ein Stück vom Schneidezahn verloren.
Noah Sari (21) hat bei der Attacke in der U-Bahn ein Stück vom Schneidezahn verloren. © privat

Daraufhin trifft ihn ein Faustschlag im Gesicht. Vier Nürnberg-Fans gehen auf ihn los. Von irgendwoher fliegt eine Bierflasche. Sie trifft den Münchner am Hinterkopf und zerbricht. "Ich hatte Glück, dass meine Haare den Aufprall abdämpften", sagt Noah Sari. Ihm wird schwarz vor Augen, er geht zu Boden. Die Angreifer prügeln und treten weiter auf ihn ein.

Niemand eilt zur Hilfe

Die U6 ist voll. Alle schauen zu. Manche tuscheln, viele gaffen, keiner greift ein. Im U-Bahnhof Universität mischen sich doch zwei Jugendliche ein. Aber erst als die Angreifer von Sari ablassen. Sie zerren ihn raus auf den Bahnsteig. Nur zwei der Zeugen haben Zivilcourage gezeigt. Sonst keiner. Das macht Noah Sari traurig und wütend. "Wir müssen uns darauf verlassen können, dass wir uns in der Not gegenseitig helfen und nicht tatenlos zusehen!", sagt er.

Vom Bahnsteig aus dreht Noah Sari ein Handyvideo der Angreifer. In der U6 war keine Überwachungskamera. "Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung", sagt Polizeisprecher Peter Werthmann.

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