Homo Studenticus: Zahlen, Daten und Fakten

Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Der Münchner Durchschnitts-Student hat eine 44-Stunden-Woche – und 913 Euro im Monat. Mehr als jeder Vierte wohnt noch bei den Eltern
von  Abendzeitung
Begrüßung von Studienanfängern an der Münchner LMU
Begrüßung von Studienanfängern an der Münchner LMU © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Der Münchner Durchschnitts-Student hat eine 44-Stunden-Woche – und 913 Euro im Monat. Mehr als jeder Vierte wohnt noch bei den Eltern

Jetzt ist das auch mal geklärt: Der typische Münchner Student ist knapp 24 Jahre jung, er jobbt fleißig nebenbei, studiert trotzdem schnell und kommt aus einem Akademiker-Elternhaus. Um sich sein Studentenleben überhaupt leisten zu können, muss er jeden Monat rund 200 Euro mehr auftreiben, als wenn er in einer anderen deutschen Stadt studieren würde - insgesamt 922 Euro.

Zu diesem Ergebnis kommt das Studentenwerk München, das eine bundesweite Untersuchung des Hochschul-Informations-Systems (HIS) speziell für München näher beleuchtet hat.

Ursula Wurzer-Faßnacht, die Geschäftsführerin vom Studentenwerk München, sieht die Chancengleichheit in Gefahr: „Studierende, die nicht über entsprechende finanzielle Ressourcen und Unterstützung durch ihr Elternhaus verfügen, entscheiden sich gar nicht erst für ein Studium in München, selbst wenn sie das intellektuelle Potenzial haben.“ Sie fordert mehr Mittel für Mensen, Verpflegungseinrichtungen, Wohnraum sowie psychosoziale Beratung: „Eines der wichtigsten Themen in unseren Beratungsstellen ist die Verschuldung.“

Für die Studie wurden 1140 Frauen und Männer befragt – von der LMU, TU, Akademie der Bildenden Künste, der HFF, der Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachhochschule München und der Katholischen Stiftungsfachhochschule. Aus den Antworten setzt sich das Bild des Durchschnitt-Studenten in München zusammen:

76 Prozent stammen aus Bayern. Die zweitgrößte Gruppe (10 Prozent) stammt aus Baden-Württemberg, 4 Prozent aus NRW.

Rund 58 Prozent aller Studenten in München haben Eltern mit Hochschulabschluss. Im Bundesdurchschnitt sind’s 45 Prozent.

Junge Menschen ohne Akademiker-Eltern haben es schwerer, an einer Münchner Uni zu landen: Schaffen es bundesweit 42 Prozent an eine Hochschule, deren Eltern kein Abitur haben, sind es in München nur 32 Prozent.

913 Euro hat ein Student im Monat zur Verfügung, 100 Euro mehr als im Rest der Republik. Zehn Prozent müssen mit weniger als 600 Euro klar kommen. 18 Prozent haben aber mehr als 1100 Euro in der Tasche. Am meisten Geld brauchen LMU-Studenten: rund 919 Euro.

Studentinnen geben etwas mehr Geld für Kleidung und Lernmittel aus, ihre Kommilitonen dafür mehr für Essen, Freizeit, Kultur und Sport.

Ohne Mama und Papa schafft’s kaum einer: 93 Prozent bekommen finanzielle Unterstützung von den Eltern, im Schnitt 552 Euro pro Monat.

79 Prozent der Frauen und 68 Prozent der jungen Männer arbeiten neben dem Studium in Fabriken, Büros oder Kneipen. Für beide ist es die zweitwichtigste Einnahmequelle. Der Stundenlohn liegt bei durchschnittlich 11 Euro netto. Zwei Prozent verdienen schon mal 20 Euro und mehr.

21 Prozent bekommen Bafög, durchschnittlich 398 Euro. Bundesweit erhalten rund 29 Prozent der Studenten im Schnitt 430 Euro Bafög pro Monat.

33 Prozent wohnen allein oder mit Partner zur Miete, 28 Prozent noch bei den Eltern. Deutschlandweit sind’s 23 Prozent.

Günstigste Unterkunft nach dem Zimmer daheim ist das Wohnheim: 2009 kostete ein Zimmer rund 268 Euro.

Für die eigene Studentenbude müssen monatlich 348 Euro gezahlt werden - das sind 35 Prozent des Gesamtbudgets. Im Bundesdurchschnitt liegt die Miete bei 281 Euro.

Nach der Miete geht am meisten Geld für die Ernährung drauf: 173 Euro. Die Studiengebühr frisst 83 monatlich, eine Krankenversicherung 62 Euro.

Drei Viertel gehen jeden zweiten Tag in die Mensa.

Ohne die Unterstützung ihrer Eltern könnten 20 Prozent nicht einmal die Studiengebühren (500 Euro pro Semester) zahlen. 20 Prozent der Münchner Studenten sind von Studiengebühren befreit, bei dieser Zahl ist finanzielle Bedürftigkeit aber nicht berücksichtigt.

Münchner Studenten haben durchschnittlich eine 44-Stunden-Woche. Darin sind rund 7,5 Stunden für einen Nebenjob beinhaltet.

60 Prozent schaffen ihr Studium in weniger als sieben Semestern, 14 Prozent sind nach 11 Semestern noch nicht fertig. Im Bundesvergleich sind 20 Prozent nach elf Semestern noch immatrikuliert.

19 Prozent wechseln im Lauf des Studiums einmal das Fach oder den Abschluss.

Während im Bundesdurchschnitt mehr Männer (52 Prozent) studieren, ist’s in München ausgewogen.

Die jungen Frauen schreiben sich am häufigsten für Sprachen und Kulturwissenschaften (25 %), Mathe und Naturwissenschaften (18 %) sowie Medizin (16 %) ein. Bei den Männern steht das Ingenieurstudium ganz oben (33 %). Es folgen Mathe und Naturwissenschaften (27 %), Sprach- und Kulturwissenschaften (15 %).

Nina Job

Mehr zum Thema in der AZ-Printausgabe

Münchens Studierende: Wie sie lernen und jobben, wie sie leben und abfeiern. Lesen Sie dazu 16 Kurzporträts am Donnerstag in der Printausgabe der Abendzeitung.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.