Hollywood Vampires mit Johnny Depp auf dem Tollwood: Die Kritik

Die "Hollywood Vampires" eröffneten das Tollwood mit einer grandiosen Show. Alice Cooper und Johnny Depp verzauberten die restlos ausverkaufte Musik-Arena auf dem Tollwood.
von  Moses Wolf
Die "Hollywood Vampires" in Aktion in der ausverkaufen Musik-Arena auf dem Tollwood.
Die "Hollywood Vampires" in Aktion in der ausverkaufen Musik-Arena auf dem Tollwood. © Bernd Wackerbauer

München - Alice Cooper wollte schon in früher Jugend möglichst furchterregend und dämonisch rüberkommen, wie ein Untoter. Mit spezieller schwarzer Schminktechnik von Augen und Mundwinkeln, langen dunklen Haaren, stets erschöpft wirkender Haltung und grundsätzlich verkatert klingender Stimme gelang ihm dieses Vorhaben erstaunlich gut.

Verkleidung und Schminke waren seinerzeit eh in Mode, allein David Bowie veränderte alle paar Monate komplett sein Äußeres und die Glamour-Rocker der Band Kiss gestanden bereits zu Beginn ihrer Karriere, dass Alice Cooper ihr optisches und musikalisches Vorbild war. Weil er gerne feierte und trank, rief er Anfang der Siebziger Jahre den Trinkerclub "Hollywood Vampires" auf dem Sunset Boulevard in L.A ins Leben.

Johnny Depp bestand die Aufnahmeprüfung mit Bravour

Mitglieder waren Ringo Starr, Keith Moon, Harry Nilsson und die vier großen "J's": Janis Joplin, Jim Morrison, John Belushi und John Lennon. Die Jahre vergingen, bis eines Tages Alice Cooper bei Dreharbeiten Johnny Depp kennenlernte. Schauspieler, Allround-Genie, jemand, der Wildheit, Zärtlichkeit, Erotik, Hypnose, Distanz und Nähe gleichzeitig ausstrahlt –einer, mit dem alle Männer und alle Frauen einfach nur mal gern einen Abend schweigend bei einem Glas Wein dasitzen würden. Ein Frauenschwarm, der schon Kate Moss, Winona Ryder und Vanessa Paradis das Herz gebrochen hat.

Die "Hollywood Vampires" in Aktion in der ausverkaufen Musik-Arena auf dem Tollwood.
Die "Hollywood Vampires" in Aktion in der ausverkaufen Musik-Arena auf dem Tollwood. © Bernd Wackerbauer

Und gerade dieser Parade-Pirat trifft den leibhaftigen Vampir Alice Cooper und fragt ihn, ob es die "Hollywood Vampires" noch gebe. Die Antwort des Altmeisters lautet: "Ja." Die Aufnahmeprüfung besteht seit Gründung des Vereins darin, eines der bestehenden Mitglieder unter den Tisch zu trinken. Johnny ist kein Depp, sondern kennt sowohl seine Grenzen als auch seine Fähigkeiten.

Bereits in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages ist er Mitglied der Hollywood Vampires und hat im Laufe der Nacht mit seinem Saufkumpan Alice die Gründung einer gleichnamigen Band vereinbart, die die musikalische Kraft der verstorbenen "Vampires" wieder auferstehen lassen soll. Bald erscheint ein ordentliches Album mit Gastkünstlern wie Dave Grohl, Paul McCartney, Slash, Brian Johnson und dem kürzlich verstorbenen Parade-Vampir Christopher Lee.

Hollywood Vampires auf dem Tollwood: ein famoses Rock-Konzert

Zum Auftakt des diesjährigen Tollwood-Festivals liefern die Hollywood Vampires in der restlos ausverkauften Musik-Arena ein wahrlich famoses Rock-Konzert mit sensationellen Musikern samt Supergroup-Trio an der Front: Aerosmith-Legende Joe Perry interpretiert lässig und mit vielen großen Ringen an den Fingern die Songs von AC/DC über Led Zeppelin und Doors mehr als glänzend, Haupt-Vampir Alice Cooper spukt vorne herum, bläst seine gewaltigen Nüstern auf, schwingt sein Zepter und verwandelt sich zwischendurch überraschenderweise optisch in Guildo Horn.

Und Johnny Depp ist erwartungsgemäß sympathisch, cool, schön, geheimnisvoll, blinzelt verführerisch ins Publikum und bleibt dabei überzeugend authentisch, besonders wenn er David Bowies "Heroes" mit einer dermaßen charmanten und umwerfenden Zurückhaltung darbietet, dass man das Gefühl hat, die Fledermäuse würden ihr nächtliches Treiben für einen Moment vergessen, innehalten, sich am Zeltrand niederlassen und wie wir anderen andächtig lauschen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.