Hohn und Spott für den "Demokrator"

CSU-Chef Horst Seehofer hat auf dem Nockherberg erwartungsgemäß kräftig einstecken müssen - und lächelte in gewohnter Manier jegliche Kritik an seiner Person weg.
von  Abendzeitung
"Groß und schwer wie ein Bismarckdenkmal": CSU-Chef Horst Seehofer.
"Groß und schwer wie ein Bismarckdenkmal": CSU-Chef Horst Seehofer. © dpa

MÜNCHEN - CSU-Chef Horst Seehofer hat auf dem Nockherberg erwartungsgemäß kräftig einstecken müssen - und lächelte in gewohnter Manier jegliche Kritik an seiner Person weg.

Beim traditionellen „Politiker-Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg haben Politiker, Banker und Wirtschaftsbosse am Donnerstagabend kräftig Kritik, Spott und Häme einstecken müssen. "Groß und schwer wie ein Bismarckdenkmal" - so verglich Michael Lerchenberg alias Bruder Barnabas das CSU-Schwergewicht Horst Seehofer in seiner Fastenpredigt. "Wo Sie stehen, hat kein anderer Platz" - und verweist damit auf seine Parteifreunde: Heute noch Busenfreund und Schützling, morgen vielleicht schon auf dem politischen Schafott. Je nach Belang und je nach Laune des "Demokrators". Autsch, das hat gesessen. Und war so treffend. "Die Krise", so Barnabas weiter, "wird ja von Ihnen gnadenlos weggelächelt. Und Ihre Kritiker weggespöttelt." Seehofer reagierte darauf in gewohnter Weise mit einem breiten Lächeln.

Jeder bekam sein Fett weg - der eine mehr, der andere weniger. Neben Horst Seehofer traf es noch weitere CSU-Spitzenpolitiker: Umweltminister Markus Söder wurde als der „Donald Duck des bayerischen Kabinetts“ und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als der „Gustav Gans der CSU“ bezeichnet. Letzterer nahm es gelassen und sah es durchaus positiv: "Gustav Gans ist ein Glückspilz.“ Auch Söder drehte es zu seinen Gunsten und parierte: „So weit ich weiß, ist Donald Duck der Sympathieträger gewesen. Und so weit ich mich erinnern kann, hat er am Schluss Daisy bekommen. Also: So schlecht ist das gar nicht.“ So kann Mann es auch sehen. Einstecken musste aber vor allem CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Er sei “das perfekte Boxenluder“, weil er zu Guttenberg und Aigner an sich habe vorbeiziehen lassen.

Der bayerischen SPD, die bei der Landtagswahl im Herbst weiter an Zustimmung verloren hatte, bescheinigte Lerchenberg Farblosigkeit, Bedeutungslosigkeit und Überflüssigkeit. Als „bedrohtes Welterbe“ seien die Sozialdemokraten „ein Fall für das Artenschutzprogramm“. Spott gefallen lassen musste sich auch die FDP. Deren Bundes-Chef Guido Westerwelle könne „vor lauter Kraft nicht mehr laufen“.

Lerchenberg fand angesichts der Wirtschaftskrise aber auch ernstere Töne: Den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nannte er „profitgeil“ und kritisierte: „Banker, Manager und Aufsichtsräte schieben sich gegenseitig Posten, Gehälter und Bonuszahlungen zu und nennen das dann frech auch noch Marktwirtschaft. Heute wissen wir: Das ist eine verfilzte Kaste mit beutelschneiderischer Absicht.“

Reaktionen auf die Abrechnung

Auf viel Lob ist der Auftritt des Schauspielers Michael Lerchenberg alias Fastenprediger Barnabas gestoßen. Angesichts der Wirtschaftskrise schien der Kabarettist in diesem Jahr ernstere Töne den amüsant-bissigen vorzuziehen. Vielen Zuhörern sei „das Lachen im Halse stecken geblieben“, so Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Dies werde „dem Ernst der Krise gerecht“. Der ehemalige Ministerpräsident Bayerns, Edmund Stoiber, meinte dazu:"Lerchenberg war sehr gut - wesentlich besser als im letzten Jahr. Richtig tiefsinnig und nicht so verletzend". Auch Peter Ramsauer, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, zeigte sich zufrieden mit der Predigtleistung von Michael Lerchenberg: " Endlich wieder ein Nockherberg über der Gürtellinine". Da hört man doch Erleichterung heraus. War die Abrechnung am Ende zu sanft? Theresa Schopper fand die Rede letztes Jahr doch sehr viel "giftiger".

dpa/Sylvia Petersen

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