Hoher Besuch zum Schulstart: Herr Söder, sagen Sie doch mal...

Zum Schulstart beantworten Ministerpräsident Söder und Kultusminister Piazolo Fragen von Schülern. Und die wollen es oft ganz genau wissen.
von  Leonie Fuchs
Markus Söder (Mitte) und Michael Piazolo (rechts) zu Besuch in der 7d im Münchner Wilhelmsgymnasium.
Markus Söder (Mitte) und Michael Piazolo (rechts) zu Besuch in der 7d im Münchner Wilhelmsgymnasium. © Bayerische Staatskanzlei

München - Leises Getuschel ist im Klassenzimmer der 7d des Wilhelmsgymnasium in München zu hören. Am ersten Schultag nach den Ferien ist die Aufregung diesmal noch größer als ohnehin schon. Vor den Schülern sitzen nicht nur ihr Lehrer Martin Lanzinger, sondern auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Söder: "Weil ihr total wichtig seid und wir wollen, dass es euch gut geht"

"Erstmal einen schönen guten Morgen und einen guten Schulstart", sagt Söder zu den Siebtklässlern. Piazolo und er wollen die Fragen der Schüler beantworten: "Weil ihr total wichtig seid und wir wollen, dass es euch gut geht", sagt der Regierungschef. In diesem Jahr gebe es "keine Schulschließungen mehr". "Schule ist ja auch etwas, wo man Spaß haben und seine Freunde sehen will", ergänzt Piazolo.

Präsenzunterricht soll mit Maske, Tests und Impfung möglich sein

Die Politiker versichern den Schülern für das kommende Jahr "Präsenzunterricht als Maxime mit Sicherheitsmaßnahmen". Zu diesen gehören eine Masken- und Testpflicht sowie "flächendeckende Impfungen".

Konkret gilt: Ab der fünften Klasse sind eine OP-Maske (zunächst bis 1. Oktober) und drei Schnelltests pro Woche erforderlich. In der Grundschule reicht eine Alltags-Maske aus.

"Einigen Nachholbedarf" räumt Söder beim Thema Luftreiniger in den Klassenzimmern ein. In bayerischen Schulen gebe es über 20.000, "aber ich möchte auch, dass da noch mehr passiert - das Geld ist da", so Piazolo zur AZ.

Um "Schulschließungen durch die Hintertür" zu vermeiden, wurde auch die Quarantäne-Regelung angepasst: Bei einem Corona-Fall soll Selbstisolation künftig nicht mehr für die gesamte Klasse angeordnet werden. Stattdessen gilt sie nur für Kontaktpersonen, die sich nach fünf Tagen freitesten können. Sprich: Mit negativem Test können sie frühzeitig die in die Schule zurückkehren.

"Wieso waren eigentlich in der Schweiz die Schulen die ganze Zeit offen?

In der 7d geht es derweil lustig zu. Ein Mädchen antwortet auf Piazolos Frage, wie die Schüler den ersten Schultag soweit finden: "Na ja, das ist kein normaler Schultag." Die Klasse lacht.

Dann können Fragen gestellt werden. "Es gibt keine schlechten Noten, nur weil das der Schulminister ist", scherzt Söder mit Blick auf seinen Sitznachbarn Piazolo, um die Klasse zum Fragen zu ermutigen. "Wieso waren eigentlich in der Schweiz die Schulen die ganze Zeit offen und bei uns hat das nicht funktioniert?", fragt ein Schüler dann.

Am Anfang habe man die Krise nicht gut einschätzen können, sagt Piazolo. "Nicht einmal die Wissenschaftler wussten ja, wie sich das entwickelt", so der Kultusminister. "Es war zu riskant für die Bevölkerung." Heute seien Schutzmethoden bekannt. "Man darf nicht vergessen, es sind wirklich Tausende Menschen gestorben - das ist kein Spaß mehr", sagt auch Söder und führt im Folgenden aus, was Long Covid bedeutet.

"Wird es künftig auch mal einfach so Homeschooling geben?" 

Die Schüler wollen es genauer wissen: "Es gab auch Fälle bei zwei Mal Geimpften, die trotzdem an Corona erkrankt sind, wieso?", fragt ein Mädchen. "Das sind sogenannte Impfdurchbrüche. Die Zahl ist aber ganz, ganz gering, sie liegt bei 0,03 Prozent. Und die Menschen haben kaum Krankheitssymptome und sind nicht so ansteckend", sagt der Ministerpräsident. Behauptet werde von Kritikern viel, etwa, dass der Impfstoff die DNA des Menschen verändere. "Das ist natürlich Quatsch", besänftigt er.

"Wird es künftig auch mal einfach so Homeschooling geben?", "Wieso duften Fußballvereine schon früher wieder im Freien trainieren?", "Gibt es im Winter mehr Corona?", "Warum müssen wir uns testen und gleichzeitig eine Maske tragen?", "Kommt die Impfpflicht?", "Wann wird es einen Impfstoff für Kinder geben?" - die Politiker stellen sich dem Verhör der Klasse, in dem eine Frage die nächste jagt.

Piazolo: "Ich mag diese Begegnungen immer sehr gerne"

Auf letztere antwortet Söder: In Bayern seien knapp 33 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen erst- und 25 Prozent vollständig geimpft. Der einzige Weg aus der Pandemie. Eine Impfpflicht werde es nicht geben. Für Schüler ab zwölf Jahren seien Anreize mit Impfangeboten in Schulen geplant.

"Ich mag diese Begegnungen immer sehr gerne", sagt Piazolo im Anschluss auf dem Pausenhof der AZ. Er sei beeindruckt "von der Disziplin, dem Wissensdurst und über die Kenntnis" der Schüler. Es sei ein "pädagogisches Muss", jetzt weiter für Präsenzunterricht zu sorgen.

Schule müsse wieder ein Gesamterlebnis sein: "Freunde treffen, sozialer Ort, Schulfahrten - da ist so viel abgegangen." Sein Bestreben sei es schon immer gewesen, Kindern und Jugendlichen "möglichst viel Normalität zu bieten".

Louisa (12): "Die Stunde war aufregend"

"Sonst sieht man den Herrn Söder ja immer auf Plakaten, das war komisch ihn heute im Klassenzimmer zu sehen", sagt Josephine (12) im Getümmel auf dem Schulhof. Von der "politischen Welt" bekomme man als Kind nicht viel mit, sagt sie. So habe sie "einen guten Einblick" bekommen.

"Die Stunde war aufregend", sagt auch Louisa (12) der AZ. Beide hoffen, sobald nicht mehr in den Distanzunterricht gehen zu müssen. "In der Schule macht es viel mehr Spaß", sagen die beiden im Chor.

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