Hoffnung wächst: Wird an der Alten Akademie bald wieder gebaut?

München - Es rührt sich was auf der Baustelle der Alten Akademie in der Fußgängerzone. Hinter der verhüllten Fassade des früheren Hettlage-Gebäudes stapeln sich neuerdings Gerüste. Als die AZ vor wenigen Tagen vorbeischaut, laufen mehrere Männer einer Logistikfirma auf der Baustelle herum, sie suchen einen Ansprechpartner von der Signa, fragen auch den Imbissbudenbesitzer, der direkt neben dem Bauzaun Cheeseburger verkauft. Er kann ihnen nicht weiterhelfen.
Seit Mitte November steht die Baustelle, wo René Benkos Signa eines ihrer Prestigeprojekte verwirklichen wollte, still. Kurz bevor die Signa Holding Insolvenz anmeldete, hatte der Konzern einen Baustopp für sämtliche Projekte in Europa angeordnet. Als Reaktion darauf verhängte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) einen Planungsstopp für alle Benko-Projekte in der Stadt.
Baustelle Alte Akademie - "Das Gebäude ist in einem Zwischenbauzustand. Es verfällt nun leider"
Seitdem sind fast 100 Tage vergangen. 100 Tage, in denen es oft geregnet hat, die Temperaturen teils unter 0 Grad fielen und in denen es stark geschneit hat. Keine guten Bedingungen für einen Bau, der von einem Tag auf den anderen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehengelassen wurde.
"Das Gebäude ist in einem Zwischenbauzustand. Es verfällt nun leider", diese Aussage hat die AZ von mehreren gehört, die auf der Großbaustelle gearbeitet hatten. "Das ist sehr schade, denn die Alte Akademie ist eine Augenweide", sagt der Inhaber eines Handwerksbetriebs.

In Österreich hat die offizielle Investorensuche für die Luxus-Immobilien der Signa Prime Selection AG vergangene Woche offiziell begonnen. Auch für die Handelskette Galeria wird ein Käufer gesucht. Doch für die Prime-Immobilien in München hat der zuständige Insolvenzverwalter bislang kein grünes Licht gegeben - jedenfalls nicht offiziell. Dabei soll es viele Kaufinteressenten geben: OB Dieter Reiter sprach vor Kurzem im Planungsausschuss von "massenhaft" Interessenten.
Benko-Baustellen: Hoffnung, dass schnell wieder gebaut wird
Nach dem Verkauf der Signa-Immobilien, das hofft nicht nur der Oberbürgermeister, soll es möglichst schnell weitergehen mit den Benko- bzw. dann Ex-Benko-Baustellen in der Stadt. Alle hoffen, dass die Bauruinen des Österreichers nicht jahrelang das Stadtbild verschandeln - sondern die Projekte bald zu Ende entwickelt und gebaut werden.
Insbesondere für die Alte Akademie wäre ein jahrelanger Stillstand schlimm. Selbst wenn sie provisorisch geschützt würde, würde das auf Dauer nichts bringen, sagt ein Firmenchef, dessen Mitarbeiter auf der Baustelle beschäftigt waren. "Das Gebäude ist permanent der Witterung ausgesetzt. Wenn es offen steht, nimmt es Schaden", erklärt er. So könnten sich die alten Betondecken mit Regenwasser vollsaugen. "Dann muss man sie rausreißen und alles wird noch viel teurer."

Um Schäden und Mehrkosten zu vermeiden, hat nach AZ-Informationen der Insolvenzverwalter nun entschieden, dass weitergebaut wird. Das betrifft Arbeiten, die das Gebäude vor der Witterung schützen: wie Dachdecker- und Zimmererarbeiten im Dachstuhl, Stahlbaukonstruktionen und Spenglerarbeiten. Bereits Ende Februar, Anfang März sollen diese Arbeiten wieder aufgenommen werden.
Insolvenzverwalter: Firmen sollen nun vorab bezahlt werden
Doch welche Firma will nun noch arbeiten für Benkos Pleite-Konzern? Kurz vor dem Baustopp hatten Handwerker für einen Bauabschnitt mit Signa-Leuten Richtfest gefeiert. Wenige Tage später brachen für die mehr als 30 beteiligten Bau- und Handwerksfirmen die Aufträge weg. Der Caterer, der das Richtfest ausgerichtet hatte, ging leer aus. Die Signa zahlte ihn nicht.
Die Firmen, die nun wieder tätig werden sollen, so der Plan des Insolvenzverwalters, vorab bezahlt werden.
Wenn alles läuft wie geplant, werden die Passanten, die durch die Neuhauser Straße bummeln, es schon bald wieder klopfen und hämmern hören können an der Alten Akademie.