Höflinger - Der Anti-Müller

Die Rettung für den Riesen kommt von einem kleinen Konkurrenten: Der Münchner Bäckereibesitzer Franz Höflinger kauft gemeinsam mit Gründertochter Evi Müller das Gros der Müller-Brot-Filialen.
Neufahrn/München - Höflinger verkörpert den Gegenentwurf zum insolventen, vom Hygieneskandal gebeutelten Großbäcker aus Neufahrn. Das Münchner Traditionsunternehmen, das in der dritten Generation in Familienhand ist, hat sich vor allem der Qualität und dem Genuss verschrieben. Klasse statt Masse, Handarbeit statt Industrie prägen sein Image. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben mit seinen rund 120 Mitarbeitern die „Kultur des Backens“ pflegen und sich „in die Gaumen und Herzen von Kennern und Genießern“ backen.
Die 1931 gegründete Bäckerei listet auf seiner Homepage 20 Filialen im Münchner Stadtgebiet auf. Eröffnungen aus dem Jahr 2008 erscheinen noch unter der Rubrik „Aktuelles“. „Überschaubares, kontrolliertes“ Wachstum sei Teil der Firmenphilosophie, heißt es und „Qualität geht vor Quantität“.
Das zahlt sich aus, wie die Pächterin einer Höflinger-Filiale im Münchner Zentrum versichert: „Meine Kunden schätzen die Qualität.“ Bei Höflinger werde anders als beim „Imperium“ von Müller-Brot „noch mit der Hand gebacken. Deswegen haben wir auch keine Discounter-Preise“, sagt die Frau mit einem Kopfnicken in Richtung eines benachbarten Konkurrenten, bei dem drei Brezen für 99 Cent zu haben sind. Während Höflinger die „liebevolle“ Herstellung seiner Brötchen und Kuchen „nach bester Handwerkskunst“ rühmt, kommen die Semmeln bei Müller-Brot schon seit vielen Jahren bergeweise aus einer voll automatisierten Produktionsanlage.
Um die Jahrtausendwende war der Konzern einer der größten Backwarenhersteller Europas. In den guten Zeiten vor den Problemen mit Mäusekot und Kakerlakenbefall spuckten die Maschinen täglich bis zu 220 Tonnen Brot, Gebäck und Kuchen aus. Noch vor knapp einem Jahr waren darunter bis zu einer Million Brezen am Tag und ebenso viele Semmeln. Die Bäckerei stellte nach eigenen Angaben bis zu 300 verschiedene Produkte her.
Die Waren gingen nicht nur in den zuletzt mehr als 200 Filialen über die Theke. Sie lagen auch in den Regalen vieler Supermärkte. Müller-Brot zählte Konzerne wie Aldi, Lidl, Norma, Netto, Edeka und Tengelmann zu seinen Kunden. Höflinger hingegen setzt bislang auf einen erleseneren Kundenkreis.
Die Münchner Bäckerei beliefert eigenen Angaben zufolge namhafte Hotels, die gehobene Gastronomie, Unternehmen und Schulen. An ihre Filialen stellt die Bäckerei darüber hinaus den Anspruch, dass sich jede einzelne von ihnen an das jeweilige Stadtviertel anpasst. Die Läden sollen den „Charme und die Eigenheiten ihrer Nachbarschaft wieder erkennen lassen“ und so um das Vertrauen der Kunden werben, heißt es.
Die Pächterin in der Innenstadt hofft für die Kollegen, dass die Unternehmensphilosophie jetzt auf die Müller-Brot-Filialen ausgeweitet wird. So wie bei Müller-Brot gehe es unter dem Regiment von Franz Höflinger nicht weiter, ist sie überzeugt. Der Bäckereibetreiber selbst will erst am Freitag Stellung zu seinen Plänen nehmen.