Hitzige Debatte über Englischen Garten: Ein Pickerl für Surfer!

Die große Debatte hält auch nach der AZ-Podiumsdiskussion an: Wie geht’s jetzt weiter mit dem Englischen Garten? Das Ministerium plant wohl Freilaufzonen für Hunde, Radlverbote und eine Regelung für den Eisbach.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Die große Debatte hält auch nach der AZ-Podiumsdiskussion an: Wie geht’s jetzt weiter mit dem Englischen Garten? Das Ministerium plant wohl Freilaufzonen für Hunde, Radlverbote und eine Regelung für den Eisbach.

Brauchen wir Leinenzwang und Radlverbot, Gartenschandis und Knöllchen? Rund 100 Münchner kamen Mittwochabend in den Augustiner zur AZ-Podiumsdiskussion „Streit um den Englischen Garten – droht das Ende der Toleranz?“ „Verwahrlost der Englische Garten wirklich ohne die von Ihnen angestrebte ,bußgeldbewehrte Parkverordnung?“ fragte Moderator und AZ-Chefredakteur Arno Makowsky den Finanzstaatsekretär Georg Fahrenschon. Der bekräftigte, man wolle nur – wie die Stadt in ihren Parks auch – die Möglichkeit haben, „besonderen Bazis, die sich an gar keine Regeln halten, eine Antwort geben zu können.“

Für Barbara Rütting, Landtagsabgeordnete der Grünen und Mitgründerin der Aktion Bürgerpark Englischer Garten, ist die ganze Diskussion „absurd“, sie sagte: Der Park gehört den Bürgern. Auch Hans Wiblishauser vom Verband für das deutsche Hundewesen sieht „keinen Grund für eine solche Verordnung. Die Hundedichte hat in München seit 30 Jahren nicht zugenommen“. Ex-Hundebesitzerin und Kabarettistin Lisa Fitz schlug vor, mehr Kotbeutel zur Verfügung zu stellen, insgesamt stelle sie aber den Hang fest, „alles überzuregulieren. Und wenn ich Bußgeld höre, drängt sich mir der Verdacht auf, dass da jemand vor allem Geld einfahren will.“

Was alle Anwesenden wissen wollten: Was plant das Ministerium denn nun konkret? Fahrenschon wich aus, nichts stehe fest, man überlege „in aller Ruhe“. Unbefriedigend für die Münchner, denn schließlich hatte Parkverwalter Thomas Köster die Stichworte Leinenzwang, Radlverbot und Surfverbot ins Spiel gebracht. Klare Tendenzen lassen sich aber aus Fahrenschons Äußerungen ablesen.

Hunde:

„Man wird darüber reden müssen, ob es wie in anderen Parks Freilaufzonen geben soll“, sagte Finanzstaatssekretär Fahrenschon. Dann würden Hunde nur in ausgewiesenen Flächen ohne Leine laufen dürfen.

Radler:

„Möglicherweise wäre es sinnvoll, Radler an Stellen, wo die besonders häufig auf Fußgänger treffen, zu bitten, abzusteigen“, sagt Fahrenschon. Das könnte ein Radlverbot für bestimmte Bereiche des Parks bedeuten.

Surfen:

„Ich werde keine Verordnung unterschreiben, die ganze Sportarten verbietet“, sagte Fahrenschon. Auf die Nachfrage der Eisbachsurferin Petra Offermanns, ob damit das Surfen erlaubt sei, sagte der Politiker: „Die Rechtslage ist sehr kompliziert, aber wir sind in Gesprächen mit den Surfern und wollen gemeinsam einen Weg finden“ Ein großer Schritt für die Surfer.

Vor einer Woche haben sich die Surfer, der Chef der Schlösser- und Seenverwaltung und der Umweltreferent der Stadt, Joachim Lorenz, getroffen. Das Problem: Bisher würde bei einem Surfunfall der Parkverwalter haften. Jetzt soll ein „Haftungsausschluss“ rechtlich wasserdicht erreicht werden, damit der Surfer haftet und nicht das Land Bayern. „Wir haben einen Vorschlag erarbeitet, der laut unserer Juristen ein möglicher Weg ist“, sagt Umweltreferent Lorenz zur AZ.

Und der sieht so aus: Jeder Surfer muss eine Erklärung unterschreiben und bekommt dann eine Art Surf-Pickerl, das aufs Brett geklebt wird. Es gilt nur für den Surfer persönlich. Die Schlösser- und Seenverwaltung will das nun rechtlich prüfen. „Wir hoffen, dass das die Lösung ist“, sagt Surferin Petra Offermanns, die unter rettet-die-eisbachwelle.de Unterschriften sammelt.

Umweltreferent Lorenz ist zuversichtlich: „Ich bin bester Hoffnung“.

Tina Angerer

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