Hitze: Wie Hunde im Auto leiden

Was passiert mit Hunden, die bei Hitze im Auto gefangen sind? Und wie kann man als Zeuge helfen? Ein Experte gibt Antwort.
Selbst, wenn das Auto im Schatten abgestellt wird oder die Fenster einen Spalt geöffnet sind: Hunde haben bei sommerlichen Temperaturen im Auto nichts zu suchen. Für die Tiere ist es eine Tortur.
Selbst, wenn das Auto im Schatten abgestellt wird oder die Fenster einen Spalt geöffnet sind: Hunde haben bei sommerlichen Temperaturen im Auto nichts zu suchen. Für die Tiere ist es eine Tortur. © Axel Heimken, dpa

Bereits ein paar Minuten bei sommerlichen Temperaturen im Auto eingesperrt können einen Hund in Gefahr bringen. Jedes Jahr wird davor gewarnt und trotzdem kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen. Warum Hunde bei Hitze besonders gefährdet sind, erklärt Dr. Karl Eckart, Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer, im Interview.

Herr Dr. Eckart, welche Gefahren bestehen für Hunde, die im Auto Hitze ausgesetzt sind?
Dr. KARL ECKART: Bei solchen Temperaturen besteht für Hunde die Gefahr einer Überhitzung, eines Hitzschlags. Um es ganz pauschal zu sagen: Haustiere bei höheren Temperaturen im Auto zu lassen, ist schlicht und einfach lebensgefährlich.

Im Sommer deutlich schlechter dran als der Mensch

Warum sind Hunde besonders gefährdet?
Hunde können nicht wirklich schwitzen. Lediglich durch Hecheln und über die Pfoten ist für sie ein minimaler Temperaturausgleich möglich. Hunde haben keine Schweißdrüsen am Körper so wie Menschen. Sie sind daher im Sommer deutlich schlechter dran als der Mensch.

Können also schon wenige Minuten bei Hitze im Auto lebensbedrohlich für den Hund sein?
Ja, absolut. Man unterschätzt die Temperaturen in Autos einfach. Selbst bei Außentemperaturen von 20 Grad, gehen die Temperaturen im Auto schnell nach oben. Darin sind dann schnell mal innerhalb von 30 Minuten etwa 45 Grad erreicht – und dann wird es lebensgefährlich. Das weiß aber normal jeder, der selbst nach einer Stunde wieder in sein Auto zurückkehrt. Da merkt man, wie brutal stickig es da drin ist. Niemand möchte darin eingesperrt sein.

Im Interview: Dr. Karl Eckart.
Im Interview: Dr. Karl Eckart. © BLTK

Entscheidend ist frische Luft und Abkühlung

Was passiert im Körper der Hunde bei hoher Hitzeeinwirkung?
Es ist ein qualvoller Todeskampf für den Hund. Wenn man so etwas mal sieht, in welchem Zustand diese Tiere dann sind, das ist brutal. Ich hatte schon Hunde zur Behandlung, deren Kerntemperatur gar nicht mehr messbar war, weil sie über 42 Grad hinausging. Man weiß in solchen Fällen nicht mal, welche Temperatur der Hund wirklich hat.

Welche Erstmaßnahmen sind bei einem Hund in einem solchen Zustand wichtig?
Entscheidend ist, dass der Hund wieder atmen kann und man ihn dann kühlt. Allerdings nicht, indem man ihm eiskaltes Wasser drüber kippt. Stattdessen sollte man behutsam kühle und nasse Tücher auf Kopf und Gliedmaßen des Hundes legen, um so die Körpertemperatur wieder zu senken.

Panik beschleunigt den Prozess der Erschöpfung

Woran erkenne ich denn als Zeuge eindeutige lebensbedrohliche Symptome bei einem Hund?
Der Hund hechelt extrem stark und bekommt irgendwann auch eine fürchterliche Panik. Er möchte nur noch raus aus dem Auto, kann aber nicht. Diese Panik beschleunigt den Prozess der Erschöpfung noch zusätzlich. Das kann dann auch zu Erbrechen, Durchfall und Bewusstseinsstörungen beim Hund führen. Spätestens, wenn die Autoscheiben schon beschlagen sind, sollte man keine Sekunde mehr zögern.

Eigentlich ist die Thematik ja hinlänglich bekannt. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es trotzdem immer wieder zu solchen Vorfällen kommt?
Ich kann nur sagen, dass ich auf solche Leute eine Stinkwut habe. Es ist nicht verboten, einen gesunden Menschenverstand zu haben. Es muss daher endlich ins Bewusstsein aller Hundehalter: Man tut so etwas nicht!

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