"Hitlermühle": Schatzsucher finden echten Schatz

München - Es ist eine ganz gewöhnliche Tour, die der Zimmerer Max Schöps und der Lagerist Volker Schranner an diesem 5. Mai unternehmen. "Sondeln" heißt ihr Hobby, dem sie seit etwa einem Jahr mindestens einmal wöchentlich gemeinsam nachgehen - und hinter dem sich nichts geringeres verbirgt als die Suche nach einem Schatz. An diesem Tag sollen sie ihn finden.
Mit zwei Metalldetektoren ausgestattet, wie bei jedem ihrer Streifzüge, durchkämmen sie ein Waldstück bei Aying. Plötzlich meldet sich Schranners Suchgerät und die beiden entschließen sich zu graben. Rund 40 Zentimeter tief, dann finden sie ein verrostetes, metallenes Gerät mit Tastatur.
"Ich habe es für eine Wehrmachtsschreibmaschine gehalten", erzählt der 36-jährige Schranner der AZ. Davon gibt es viele. "Ich habe es gar nicht weiter begutachtet, mich interessieren eher Münzen und ältere Fundstücke. Ich habe Max gesagt, er kann es haben."
Auch der 23-jährige Schöps ist zunächst eher enttäuscht - bis er im Internet recherchiert. Dabei stellt sich heraus: Es handelt sich nicht um eine Schreibmaschine, sondern um ein äußerst seltenes Chiffriergerät.
"Hitlermühle" wird das Schlüsselgerät 41 auch genannt, wegen der Kurbel an der Seite.
Gerade einmal 500 dieser Verschlüsselungs-Maschine n wurden Ende des Zweiten Weltkriegs gebaut, obwohl ihr Algorithmus sicherer war als bei der bekanntesten Schlüsselmaschine, der Enigma. Die meisten wurden nach dem Krieg zerstört oder im nächsten Gewässer versenkt.
Für Kryptografie-Expertin Karola Dahlke ist der Bodenfund daher ein absoluter Glücksfall. Sie arbeitet im Deutschen Museum - und dort soll der Schatz in Zukunft auch ausgestellt werden. Es gab mehrere Angebote, auch von Privatleuten, aber die Hobbysucher wollten, dass jeder ihre Ausgrabung sehen kann.
Für die beiden ist es der bisher größte Fund. Vor einem Jahr lernten sie sich auf einer Wiese bei Neumünster kennen. Schranner, der mit 14 Jahren von seinem Großvater das erste Suchgerät bekam, ist gerade am Sondeln, als Schöps auf dem Heimweg stehen bleibt und fragt, was er da mache. Seitdem sind sie regelmäßig gemeinsam unterwegs. "Man freut sich über alles, was älter ist als 50 oder 60 Jahre", erzählt Schöps. "Den neuen Schrott findet man ja an jeder Ecke."
Man dürfe sich natürlich nicht vorstellen, dass sie beide Seite an Seite suchen, sagt Schranner. Man ist 100 bis 200 Meter auseinander. Wer was findet, der berichtet.
"Es ist schon ein kleiner Wettbewerb", so Schöps. "Wenn einer eine Münze findet, muss der andere eine größere finden." Hin und wieder würden die beiden auch ein Bier trinken. "Seit ich das mache, habe ich noch keinen kennengelernt, der das Gleiche macht wie ich."
Klar, dass die gemeinsamen Touren auch nach dem großen Fund weitergehen. So ein Hobby, das verbindet halt - und eine Leidenschaft fürs Schätzesuchen sowieso.