Historische Kriminalfälle: Mord an zwei Münchner Ikonen

Der beliebte bayerische Volksschauspieler Walter Sedlmayr und der schillernde Münchner Modezar Rudolph Moshammer starben unwürdig. Der Tod ließ ihre Fassade bröckeln und entblößte ihr Privatleben erbarmungslos.
von  Paul Nöllke, Ralph Hub
Modemacher Rudolph Moshammer mit Hund Daisy in seiner Boutique.
Modemacher Rudolph Moshammer mit Hund Daisy in seiner Boutique. © picture-alliance / gms

Den einen stellte man sich immer mit einem Dackel vor, der andere hatte einen Yorkshire-Terrier. Beide waren für ihre Lebensfreude und herzliche Art bekannt, als ob sie täglich von ihren Liebsten umgeben wären - so sah es von außen aus. Dabei waren beide eigentlich sehr einsame Menschen.

Als Rudolph Moshammer 2005 in seiner Villa in Grünwald ermordet wurde, erinnerten sich viele Münchner an den Mord an Walter Sedlmayr 15 Jahre zuvor. Mit dem Tod der beiden war auch ein Stück weit die Bussi-Bussi-Gesellschaft gestorben.

Sedlmayer wurde erschlagen, Moshammer erdrosselt

Der Schauspieler Walter Sedlmayr wurde am 14. Juli 1990 mit einem Hammer hinterrücks im Bett erschlagen aufgefunden. Der Schauspieler, das wurde nach seinem Tod bekannt, war homosexuell - in München nicht unbedingt ein gut gehütetes Geheimnis.

TV-Star Walter Sedlmayr vor seinem Wirtshaus.
TV-Star Walter Sedlmayr vor seinem Wirtshaus. © picture-alliance / dpa

Die Täter hatten wohl deswegen versucht, den Verdacht in diese Richtung zu lenken, mit dem Ziel, die Ermittler glauben zu lassen, Sedlmayr sei von einem Stricher oder enttäuschten Liebhaber ermordet worden. Neben seinem Bett hatten die Mörder sogar eine Peitsche deponiert, um den Eindruck zu verstärken.

Die Polizei geht schnell einem bestimmten Verdacht nach

Doch die Ermittler ließen sich damals nicht beirren: "Das passte nicht zu ihm", erzählt Josef Wilfling, der damalige Mordermittler vor ein paar Jahren der AZ, "die Stricher, die wir befragten, erzählten allesamt, dass Sedlmayr nicht auf brutalen Sex stand."

Nur einer aus Sedlmayrs Umfeld habe damals immer wieder versucht, den Verdacht in diese bestimmte Richtung zu lenken: Sedlmayrs Ziehsohn. Er wurde so bald zum Hauptverdächtigen.

Bald überprüften die Ermittler auch das Alibi des Ziehsohns: Ein Hochzeitsvideo aus der Gaststätte des Verdächtigen bewies, dass der Gastwirt das Fest viel früher verlassen hatte, als er behauptet hatte.

Sedlmayr wollte seinen Ziehsohn enterben

Zudem wurden an seiner Kleidung Faserspuren aus einem am Tatort geplünderten Münzkoffer und auch Fingerabdrücke gefunden, die bewiesen, dass er kurz vor der Tat noch in der Wohnung von Sedlmayr gewesen war. Auch ein Verwandter des Ziehsohns rückte in den Fokus der Ermittler, da seine Fingerabdrücke ebenfalls am Tatort gefunden worden waren.

Als nur wenig später die Tatwaffe, ein schwerer Schmiedehammer, den Verdächtigen zugeordnet werden konnte, waren sie überführt. Das Motiv der Täter: Sedlmayr wollte seinen Ziehsohn nach einem Streit enterben. Für den Gastwirt wäre das der Ruin gewesen. Ein Jahr nach dem Mord erging Haftbefehl gegen die Tatverdächtigen.

Am 21. Mai 1993 verurteilte das Schwurgericht den Ziehsohn zu lebenslanger Haft. Außerdem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt, was eine vorzeitige Begnadigung erschweren sollte. Sein Verwandter bekam ebenfalls lebenslang. Der Ziehsohn kam 2007 frei, sein Verwandter ein Jahr später. Beide beteuern bis heute ihre Unschuld.

Auch Moshammer hielt seine Homosexualität geheim

Ebenfalls im eigenen Zuhause wurde am 14. Januar 2005 Modezar Rudolph Moshammer ermordet. Er war eine schillerende Figur Münchens, seine Boutique in der Maximilianstraße ein Treffpunkt der Münchner Prominenz.

Eine Sache wollte er aber - wie auch Walter Sedlmayr - geheimhalten: seine Homosexualität. Nachts fuhr "Mosi", wie ihn die Münchner liebevoll nannten, mit seinem Rolls Royce durch die Stadt. Er war auf der Suche nach jungen Männern. Bei einer dieser einsamen Touren traf er seinen Mörder.

Streit ums Geld - DNA überführt Mörder

Der damals 25-Jährige war zwar nicht homosexuell, hoffte aber, von Moshammer Geld zu bekommen und stieg in das Auto. Zusammen fuhren sie in Moshammers Villa in Grünwald. Angeblich wollte Moshammer ihm dort aber kein Geld geben, der Mörder nahm sich ein Kabel und erdrosselte ihn.

Es dauerte nur zwei Tage, bis die Polizei den Täter fasste. Sie hatte seine DNA-Spur am Tatort gefunden. In einem obskuren Prozess wurde der Mörder zu lebenslanger Haft verurteilt (beim Prozess trat zum Beispiel ein Zeuge mit Moshammer-Frisur auf, der mit angeblichen Kenntnissen aus Moshammers Intimleben angab und sogleich wegen Falschaussage im Gerichtssaal festgenommen wurde).

Moshammers Leben wurde mehrfach verfilmt. Sein damaliger Chauffeur, der neben seinem Hund "Daisy" auch eine von Moshammers Wohnungen geerbt hatte, schrieb das Buch "Mosi, Daisy und ich".

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