Hippodrom-Ordner prügeln Gast blutig

Ordner sollen einen Münchner und dessen Cousin geschlagen haben. Angeblicher Auslöser des Streits: Sie haben zu wenig konsumiert.
R. Hub, T. Lokoschat |
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Mit zerschmetterter Nase, blutverschmiertem Gesicht und blauen Augen endete der letzte Wiesn-Samstag für Andreas K. und seinen Cousin im Hippodrom.
az 2 Mit zerschmetterter Nase, blutverschmiertem Gesicht und blauen Augen endete der letzte Wiesn-Samstag für Andreas K. und seinen Cousin im Hippodrom.
Mit zerschmetterter Nase, blutverschmiertem Gesicht und blauen Augen endete der letzte Wiesn-Samstag für Andreas K. und seinen Cousin im Hippodrom.
az 2 Mit zerschmetterter Nase, blutverschmiertem Gesicht und blauen Augen endete der letzte Wiesn-Samstag für Andreas K. und seinen Cousin im Hippodrom.

Ein 20-jähriger Münchner und sein Cousin erheben schwere Vorwürfe gegen das Sicherheitspersonal vom Hippodrom

MÜNCHEN - Mit zerschmetterter Nase, blutverschmiertem Gesicht und verdreckter Kleidung endete der letzte Wiesn-Samstag für Andreas K. Auch sein Cousin verließ das Hippodrom mit zwei blauen Augen. Verantwortlich dafür sei das Sicherheitspersonal, behaupten die beiden jungen Männer und ihre Familie. Weil sie nach Ansicht der Bedienung zu wenig konsumiert hätten, seien sie brutal zusammengeschlagen worden. Bei der Polizei liegt eine Anzeige vor.

Andreas K. hatte sich mit seiner Tante, seinem Onkel, dessen Frau, einem Cousin und ihren Freundinnen am 1. Oktober im Hippodrom verabredet. „Wir bekamen im Mittelschiff einen Tisch, also im nicht reservierten Bereich“, berichtet Andreas K. der AZ. Was die Familie sehr schnell störte, war die angeblich aufdringliche Bedienung. „Sie verlangte, dass wir pro Kopf 90 Euro bei ihr ausgeben“, sagt der 20-jährige Servicetechniker aus München. Die Familie gab sich nach eigenen Angaben alle Mühe, das gesteckte Ziel zu erreichen: aß Schweinsbraten, bestellte Hendl, Bier und Brezn.

Doch der Bedienung soll die Zeche zu niedrig gewesen sein. Angeblich forderte sie ihre Gäste auf, den Tisch zu räumen und zu gehen. Schließlich weigerte sie sich, berichtet die Familie, den Tisch weiter zu bedienen. Andreas K., seine Familie und ein Ehepaar aus Regensburg, das sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte, saßen damit auf dem Trockenen. „Wollt’s rausgeworfen werden?“, soll die Bedienung ihren Gästen sogar unverblümt gedroht haben.

Schließlich war die Familie so sehr genervt, dass bis auf Andreas K., seine Freundin und seinen Cousin alle aufbrachen. Das war gegen 18 Uhr. „Wir wollten noch etwas bleiben und unsere Maß austrinken“, sagt der 20-Jährige.'



Gegen 18.30 Uhr eskalierte die Situation.
Nach Schilderung der beiden jungen Männer tauchten vier Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes auf. Die kräftigen Männer hätten Andreas K. und seinen Cousin gepackt und vom Tisch weggezerrt. „Die schleiften uns zu einem der Seiteneingänge“, schildert Andreas K. „Wir wurden geschlagen.“

Ehe Andreas K. sich versah, habe er mit dem Bauch auf dem Boden gelegen, sagt er. „Ich spürte ein Paar Knie, die sich mir brutal in die Rippen pressten.“ Die Securities sollen ihm die Schulter verdreht haben. „Ich hatte Angst, dass sie sie mir brechen“, so der Servicetechniker. Dann seien ihm sogar die Hände gefesselt worden. Mit dem Gesicht schlug er auf den Boden. „Dabei haben sie mir die Nase gebrochen.“ Blut lief ihm über das Gesicht und die Kleidung.

Wenig später tauchte eine Streife auf. Das Sicherheitspersonal übergab die beiden gefesselten Männer der Polizei. Die Beamten brachten Andreas K. und seinen Cousin zum BRK, nahmen ihnen die Handschellen ab und ließen die Wunden versorgen.

Auf der Wache hörten sie sich ihre Version der Geschichte an. Und die klang ganz anders als die der Sicherheitsleute. Am nächsten Tag gingen dann beide, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums München der AZ bestätigt, zur Polizeiinspektion nach Haar und erstatteten gemeinsam Anzeige gegen die Securities – wegen Körperverletzung.

Auf AZ-Anfrage meldet sich der Anwalt von Sepp Krätz – und erzählt nach Rücksprache mit Sicherheitsdienst und Bedienung die Geschichte deutlich anders: Nicht ein angeblicher Konsumzwang sei die Ursache für die Tischräumung gewesen, sondern das aggressive Verhalten der jungen Männer und ihrer Begleiterinnen. Diese hätten der Bedienung einen Bier-Rest in den Ausschnitt gekippt und die Geschäftsführerin beleidigt.

„Das stimmt nicht“, sagt Andreas K. „Die Bedienung riss einer Tischnachbarin das Bier weg – dabei hat sie sich dann selber bekleckert.“

Fest steht: Nach diesem Vorfall schritt die Security ein. Einer der Burschen wurde vor die Tür gebracht, der andere, Andreas K., soll laut dem Protokoll des Sicherheitspersonals auf die Ordnungskräfte losgegangen sein, um sich geschlagen und versucht haben, einen der Securities zu beißen. Auch das bestreitet der junge Mann. Die Sicherheitsleute hätten ihm sofort den Arm auf den Rücken gedreht. „Ich lag fast die ganze Zeit am Boden, hatte Schmerzen und bekam keine Luft mehr.“

Aussage gegen Aussage. Was wirklich im Hippodrom passierte, muss jetzt die Polizei klären.
 


Sepp Krätz: Umstrittener Tausendsassa

Er gehört zu den erfolgreichsten Wirten der Stadt: 2011 wurde Sepp Krätz sogar zum „Gastronom des Jahres“ gekürt. Er gilt als Tausendsassa, betreibt das Hippodrom auf der Wiesn, die Waldwirtschaft und den Andechser am Dom. Doch in seiner Karriere gibt es auch umstrittene Passagen: Anfang 2011 zeigt ein Student Krätz wegen Körperverletzung an. Der Wirt soll die Putzkraft am letzten Wiesn-Tag 2010 zwei Mal getreten haben. Zum Prozess kommt es nicht, Krätz zahlt 18 000 Euro. Zwei weitere Male gerät Krätz heuer ins Visier der Justiz: Zollfahnder durchsuchen die Büros seines „Andechser am Dom“. Der Verdacht: Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben.

 

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