Hippe Drinks – serviert vom Oldie

Der 51-jährige Barkeeper Hacki hat in seiner Hütte fast nur junge Gäste. Er weiß, wie sich die Jugendlichen im Laufe der Jahre verändert haben.
Markus Merz und Stefanie Börger |
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Hacki zapft hinter dem Tresen Bier – für seine vorwiegend jungen Gäste.
Katharina Alt Hacki zapft hinter dem Tresen Bier – für seine vorwiegend jungen Gäste.

Der 51-jährige Barkeeper Hacki hat in seiner Hütte fast nur junge Gäste. Er weiß, wie sich die Jugendlichen im Laufe der Jahre verändert haben.

München - Prinzregentenstraße1. 1989. Eher zufällig findet sich der 26-Jährige Hacki hinter der Bar des angesagtesten Clubs der Stadt wieder. Der damalige Besitzer Gerd Käfer sucht dringend einen Barkeeper für das P1. Hacki ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Käfer lässt seinen Blick schweifen und bleibt bei Hacki hängen, zeigt mit dem Finger auf ihn und sagt: „Du hast Unterhaltungswert. Dich nehm’ ich!“ Plötzlich ist Hacki ein wichtiger Mensch im Münchner Nachtleben.

25 Jahre später. Noch immer steht Hacki hinter der Bar. Noch immer zählt er zu den angesagtesten Barkeepern der Stadt.

Nur: Der Schauplatz hat sich von Bogenhausen in die Maxvorstadt verlagert. Hierher, in die Theresienstraße 40. Früher kamen die Gäste des schlaksig, flippigen Typen mit dem Zopf aus der Schickeria, heute sind es vor allem Hipster, Studenten. Sie kommen gerne und sie kommen immer. Egal ob Montag oder Samstag – die Hütte ist voll. Die Bar Cabane 9 (spanisch für Hütte) ist zum Wohnzimmer für all diejenigen geworden, die gemütlich ein Bier trinken und mit Hacki ein Schwätzchen halten wollen.

Zu erzählen hat er viel. Es gibt kaum jemanden, der besser beurteilen könnte, wie sich die Jugend über die Jahre verändert hat. „Ich hätte mich als Jugendlicher nie getraut, mit einer Bierflasche über die Straße zu laufen. Wie das heute schon normal ist.“

Generell habe sich das Trinkverhalten der jungen Generation verändert: „Die Jugendlichen trinken nicht nur mehr Alkohol als früher, sondern auch härteres Zeug. Korn statt Bier.“

Trotzdem ist das Nachtleben sein Zuhause. Einmal hat der 51-Jährige versucht, einen anderen Weg einzuschlagen, hat gegenüber vom Oskar-von-Miller-Gymnasium ein Schülercafé eröffnet. Um mehr Zeit für seine drei Kinder, die heute 12, 14 und 20 sind, zu haben. Keine zwei Jahre hat er durchgehalten. Schülercafé, das war ihm zu langweilig. Und einfach nicht mit seinem Biorhythmus zu vereinbaren. Hacki ist froh, dass er schnell wieder einen Platz in seiner Welt gefunden hat. Ein Platz hinter der Bar.

2003 machten ihm sein Kumpel Andi und der Getränke-Großhändler Otto Pachmayr ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Zusammen eröffneten sie das Cabane. Seitdem steht Hacki wieder hinter der Bar. Seite an Seite mit deutlich jüngeren Mitarbeitern. Denn während Hacki älter wird, bleiben Gäste und Mitarbeiter gleich jung. Vielleicht ist auch das mit ein Grund, warum er selbst so jung wirkt.

Er mag zwar ein paar graue Haare mehr haben als seine Mitarbeiter, sein Musikgeschmack aber ist jünger als der seiner Gäste. „Von mir aus könnte hier rund um die Uhr elektronische Musik laufen. Aber das geht nicht. Meine Gäste wollen lieber den groovigen Sound der 80er hören“, sagt Hacki. Klingt paradox.

Bei der Musik haben Gastgeber und Gäste vielleicht andere Vorstellungen. Am Ende kommen trotzdem alle auf einen Nenner. Spätestens beim legendären Ingwer-Schnaps, bei dem auch Hacki mal ein Glas mittrinkt. „Sonst trinke ich eigentlich keinen Alkohol mehr.“

Schließlich will er noch lange hinter der Bar stehen. In seiner Hütte. Dennoch hat er noch einen Traum. Wie auch die jungen Leute in seiner Bar noch viele Träume haben. „Ich hätte gerne ein Soundcafé. Irgendwann mal.“ Selbst wenn sich dieser Traum erst im Rentenalter erfüllen sollte, steht eins schon jetzt fest: Hacki's Publikum wird jung bleiben. Und Hacki jung halten.

Bis dahin steht der schlaksig, flippige Typ mit dem grauen Zopf hinterm Tresen, unterhält die Gäste mit groovigem Sound aus den 80ern, erzählt wilde Geschichten aus dem Münchner Nachtleben. Er gehört zum Inventar wie die Emailleschilder an den Wänden. Hacki ist immer da. Bis Hacki Feierabend macht.

 

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