Hinweise, Verdächtige: Die Jagd auf die Terroristen

Am Sonntag berichten Medien von einer Terrorwarnung aus dem Irak bereits zu Weihnachten. Welche Hinweise die Ermittler nach den Drohungen verfolgen – und wer im Visier der Fahnder steht.
Nina Job |
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Polizisten riegelten in der Silvesternacht den Hauptbahnhof ab. Angeblich war der erste Hinweis auf Anschlagspläne bereits vor Weihnachten eingegangen.
dpa Polizisten riegelten in der Silvesternacht den Hauptbahnhof ab. Angeblich war der erste Hinweis auf Anschlagspläne bereits vor Weihnachten eingegangen.

München - Nach dem Terroralarm in der Silvester- und Neujahrsnacht hat sich die Lage in der Stadt aus Polizeisicht etwas entspannt. Hinweise auf eine konkrete Anschlagsgefahr gab es am Wochenende nicht. Doch die Polizeipräsenz soll auch in den nächsten Tagen hoch bleiben. Mehr als 100 Beamte sind auch nachdem der Terroralarm wieder aufgehoben wurde zusätzlich in der Stadt unterwegs.

Lesen Sie hier: Terror-Alarm in Pasing: Das Rätsel um diese Kamera

Am Wochenende wurden Details zu weiteren Terrorwarnungen und -einsätzen bekannt, die München betreffen. Wie ein Polizeisprecher der AZ am Sonntag bestätigte, gab es in München bereits vor Silvester zwei Hausdurchsuchungen im Zusammenhang mit einer verdächtigen Person. Außerdem gab es in der Weihnachtswoche einen Hinweis auf einen Terroranschlag, der angeblich um den 6. Januar herum geplant sein soll.

 

Codename "Januar"

 

Wie der BR und der SWR am Wochenende berichteten, gab es am 23. Dezember einen beunruhigenden Hinweis eines Irakers aus Baden-Württemberg. Der unbescholtene Mann sei mittags auf einem Revier in Baden-Württemberg erschienen, um eine wichtige Mitteilung zu machen. Der Iraker bat eindringlich darum, dass die Beamten Kontakt zu seinem Bruder im Irak aufnehmen. Dieser wüsste von einem geplanten islamistischen Terroranschlag, der am 6. Januar – oder kurz davor oder danach – im „öffentlichen Nahverkehr“ in München stattfinden werde.

Die Beamten auf dem Revier verständigten die Abteilung Staatsschutz des Landeskriminalamtes in Stuttgart. Dort entschloss man sich, den Mann im Irak anzurufen. Die Polizisten telefonierten längere Zeit mit ihm. Danach hatten sie die Information, dass in München ein Anschlag von sieben Männern geplant sei. Von Bahnhöfen war nicht die Rede. Der Iraker nannte konkrete arabische Namen, allerdings kommen diese sehr häufig vor. „Allerweltsnamen“, heißt es.

Lesen Sie hier: Terroralarm in Deutschland - wie gut sind wir gerüstet?

Die Polizei in Baden-Württemberg verständigte ihre Kollegen in Bayern und vom Bundeskriminalamt, danach war der Fall für sie erledigt. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz wurden eingeschaltet. Schließlich nahm auch der Bundesnachrichtendienst (BND) Kontakt zu dem Bruder im Irak auf, befragte ihn ein zweites Mal.

Über die Weihnachstfeiertage ermittelte die Polizei intensiv. Die Namen wurden in verschiedensten Schreibweisen durch Interpol und Europol überprüft. Zwar gingen daraufhin mehr als 100 Hinweise bei den Sicherheitsbehörden ein, doch ein Bezug zu Deutschland konnte nicht hergestellt werden. Der Hinweis wurde schließlich nicht als konkrete Bedrohung gewertet.

 

Hausdurchsuchungen

 

Im Zusammenhang mit dem Informationsaustausch der Nachrichtendienste seit den Anschlägen von Paris gab es noch einen anderen Hinweis, der nach München spielt. Die Information lief ebenfalls bereits vor Silvester bei den Sicherheitsbehörden auf. Sie betraf einen Mann, der in München lebt und dessen Bruder ein Salafist sein soll. Der Hinweis führte zu Oberservationen des Gebäudes und einer Überprüfung der Mieter und Inhaber von zwei Apartments.

Ein Münchner Richter erließ einen Durchsuchungsbeschluss, Polizisten durchsuchten zwei Apartments in der Landsberger Straße. Doch bereits während der Aktion wurde klar, dass an dem Hinweis nichts dran war. Auch einen konkreten Terrorplan gab es zu keinem Zeitpunkt. Wie die AZ aus Sicherheitskreisen erfuhr, gilt der ehemals Verdächtige nun als zu „100 Prozent entlastet“.

 

Der Terror-Alarm an Silvester

 

Die Warnmeldung, die am Silvesterabend um 19.40 Uhr per Fernschreiben vom Bundeskriminalamt bei der Münchner Polizei einging, hat nach bisherigen Erkenntnissen mit den Hinweisen, die vor Silvester eingegangen waren, nichts zu tun. Wie berichtet, stammte die Information vom französischen Nachrichtendienst. Am Vormittag soll es bereits eine Warnung aus den USA gegeben haben.

Die Informationen aus Frankreich beinhalteten einen konkreten Anschlagsplan. Nur gut vier Stunden später, um Mitternacht, sollten sich am Hauptbahnhof oder am Bahnhof Pasing in München Selbstmordattentäter in die Luft sprengen. Insgesamt sieben Personen sollten beteiligt sein, drei wurden sogar namentlich genannt. Die Polizei entschloss sich zu einer Öffentlichkeitswarnung. Festnahmen oder Hausdurchsuchungen gab es seitdem keine. Es sind noch viele Fragen offen.

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