Hilfe, wohin mit dem Verkehr? München holt sich bei Experten Rat

Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gibt es diesen Spruch: "Die Banane reift beim Kunden", heißt der – hat mit Südfrüchten aber so rein gar nichts zu tun. Die Bananen sind in dem Fall vielmehr die Elektrobusse, auf die die MVG sukzessive umstellen möchte.
Noch gibt es keine E-Busse, die Serienreife erreicht hätten. Die MVG testet deshalb gerade einen Prototypen. Später wird daraus vermutlich ein Vorserienmodell werden. Und wenn dieses ausgereift ist, wird es irgendwann dann auch den E-Bus von der Stange geben.
Leider ist es beim gesamten Münchner Verkehr wie mit den E-Bussen. Probleme gibt es viele: schlechte Luft, verstopfte Straßen, übervolle U-Bahnen. Auch an Ideen fehlt es nicht, wie man die Situation verbessern könnte. Doch noch sind nahezu alle Lösungen in der Prototypen-Phase.
Der Stadtrat hat am Mittwoch deshalb ein sogenanntes "Hearing" veranstaltet. Experten aus anderen Städten sollten berichten, wie man dort mit Verkehrsproblemen umgeht. Wie sich allerdings schnell herausstellte: Eine einfache Musterlösung gibt es nicht.
Radverkehr ausbauen, Umverteilung des öffentlichen Raums, Öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen
"Jede Stadt muss ihren eigenen Weg finden", sagte Klaus J. Beckmann, Professor für Verkehrsplanung und früher Stadtbaurat in Braunschweig. In einem Punkt sind sich die Experten allerdings einig: Will man den Verkehrskollaps verhindern, braucht man innovative Lösungen.
Stefan Bendiks zum Beispiel, der Direktor des Stadtplanungsbüros Artgineering in Brüssel, setzt stark auf den Radverkehr. Statt bei ständigem Stau die Stadtautobahnen auszubauen, sagt er, sei es klüger, in Radschnellwege zu investieren. Denn erstaunlicherweise: Wenn einige Pendler vom Auto aufs Radl umsteigen, löst das oft schon die Stauprobleme. Zudem sei so ein Radlweg deutlich günstiger als eine mehrspurige Straße, so Bendiks.
Auch um die Umverteilung des öffentlichen Raums wird es in den nächsten Jahren verstärkt gehen. Momentan ist das Verhältnis nämlich noch etwas krumm: Pro Einwohner gibt es in München zehn Quadratmeter Radweg, nur 2,5 Quadratmeter Tram-Gleise – dafür aber satte 35 Quadratmeter Verkehrsfläche für Autofahrer.
Man müsse dafür sorgen, dass genügend Alternativen zum Auto da seien, sagt auch KVR-Chef Thomas Böhle (SPD). Bekannt sei es ja eigentlich, dass es sich in München oft staut. Das halte aber offenbar niemanden davon ab, trotzdem ins Auto zu steigen. Böhle schließt daraus, dass der öffentliche Verkehr noch nicht attraktiv genug ist.
Erdings Oberbürgermeister Maximilian Gotz (CSU) würde das sicher unterschreiben. Er macht für die Schwächen des Schienenverkehrs eine "Entscheidungsfaulheit" der Politik verantwortlich. Den Beleg dafür hat Gotz vor der Haustür: den Erdinger Ringschluss. Der könnte die Gleis-Anbindung des Flughafens verbessern. Aber: 1974 beschlossen, heute noch nicht fertig. So kriege man niemandem vom Auto weg.