Hilfe für Patienten: Die Zuwendung kommt in Grün daher
München - Wer eine Grüne Dame sein will, braucht Zeit und solide Füße. Das merkt man schnell, wenn man mit Gaby Niessen unterwegs ist. Seit sechs Jahren trägt die 60-Jährige den hellgrünen Kittel, das Erkennungszeichen des Besuchsdienstes, den es in neun Münchner Kliniken und drei Altenheimen gibt. Zweimal pro Woche stattet Niessen Patienten im Klinikum Harlaching Besuche ab.
Als ehrenamtliche Grüne Dame soll sie das leisten, was viele Pflegekräfte im Alltag schwer bis gar nicht bewerkstelligen können: Sich zum Patienten setzen, ihn erzählen lassen, wie es ihm geht, Zuspruch geben. Dafür braucht es die Zeit.
Oft machen die Grünen Damen und Herren aber auch kleinere Besorgungen für die Patienten: eine Zeitung besorgen, die Telefonkarte für das Zimmer aufladen, ein Getränk am Kiosk kaufen. Oder sie begleiten neue Patienten von der Anmeldung auf ihr Zimmer. Dafür braucht es die soliden Füße.
Einsamkeit ist ein großes Problem
So geht es mit Niessen an diesem Vormittag treppauf, treppab durch das Klinikgelände. Niessen ist eine energische, herzliche Frau, ihr fällt es leicht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Etwa, wenn auf dem Nachtisch eines Patienten das Bild des Enkels steht, fragt Niessen nach: „Und dann beginnt es, zu sprudeln.“
Einsamkeit sei ein großes Problem, sagt sie. „Viele alte Menschen haben niemanden mehr.“ Da ist es schön, wenn jemand einfach vorbeikommt und einem die Hand hält.
Niessen ist freilich nicht die einzige Grüne Dame. 1969 wurde das Projekt ins Leben gerufen, nach dem amerikanischen Vorbild der Pink Ladies, die es dort schon länger gibt. Träger in München ist die Johanniter Hilfsgemeinschaft.
11 000 Ehrenamtliche gibt es inzwischen deutschlandweit, 190 in München. In Harlaching engagieren sich 20 Frauen und ein Mann.
Die Grünen Damen kommen vormittags
Die Grünen Helfer gehen in Harlaching täglich durch die Stationen, immer vormittags, meistens zu dritt. Der Bedarf an Zuspruch ist groß, das schafft man nicht alleine. Neben Niessen arbeiten an diesem Tag auch noch Rosemarie Heinig (69) und Gertrud Kröner (65) im hellgrünen Kittel. Heinig ist schon vier Jahre im Ehrenamt, Kröner noch recht frisch dabei.
Freude haben beide an ihrer Aufgabe. „Viele Hochbetagte wollen einen gar nicht mehr gehenlassen“, sagt Heinig. „Es kommt sehr viel zurück“, ergänzt Kröner.
In ihrer Armbeuge baumelt ein weiteres Erkennungszeichen der Ehrenamtlichen: eine grüne Tasche. Alles, was transportiert werden muss, kommt hier hinein. Der wichtigere Zweck ist ein anderer: Gehen die Grünen Damen in ein Patientenzimmer, lassen sie die Tasche vor dem Zimmer stehen. „So wissen die Pflegekräfte, wo wir gerade sind“, sagt Niessen – und das ist überall, außer auf der Intensivstation.
Manche Schicksale, denen sie im Ehrenamt begegneten, gingen einem schon nahe, das berichten alle drei Damen. Doch dann rede man miteinander bei einem gemeinsamen Mittagessen darüber, wie es einem geht. Grüne Damen stützen nicht nur andere, sie stützen sich auch gegenseitig.
So können Sie mitmachen:
Wer eine Grüne Dame oder ein Grüner Herr werden möchte, kann sich bei Gaby Niessen melden (Tel. in Harlaching 089 6210 5270). Sie ist Einsatzleiterin in Harlaching. Bei einem Kennenlerngespräch kann man sich über das Ehrenamt informieren, bei Interesse schaut man dienstälteren Grünen Damen und Herren zunächst bei den Rundgängen über die Schulter. Steigt man danach ein, verpflichtet man sich für einen Besuchsdienst einmal pro Woche. Grüne Damen bekommen Fahrtgeld, ein Mittagessen in der Klinik, einen Einführungskurs und jährlich zwei Fortbildungen. Sie sind während ihres Ehrenamts versichert. Das Ehrenamt ist auch in anderen Kliniken möglich. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
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