Hilfe für homosexuelle Jugendliche

Ausgrenzung dürfe man nicht hinnehmen, sagt OB Dieter Reiter. "Und das Volk ältert. Homosexuelität ist verboten in der Religion", kommentiert ein User. Was die AZ kommentiert.
von  fzi, loko
Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte) hat gestern gemeinsam mit Ulrike Mößbauer und Andreas Unterforsthuber von der städtischen Koordinierungsstelle die neuen Plakate vorgestellt.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte) hat gestern gemeinsam mit Ulrike Mößbauer und Andreas Unterforsthuber von der städtischen Koordinierungsstelle die neuen Plakate vorgestellt. © Michael Nagy

Ausgrenzung dürfe man nicht hinnehmen, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter und will mit der Initiative gegen Ressentiments angehen.

München - Gestern ist die städtische Jugendkampagne „So wie du bist: Wir sind für dich da“ gestartet. Ziel der Aktion ist es, junge Menschen zu unterstützen, die im Laufe ihrer Entwicklung bemerken, dass sie homosexuell sind.

Die Stadt reagiert damit auf eine Studie zur Situation von lesbischen und schwulen Jugendlichen, „aus der wir erfahren haben, wie belastet die Lebenssituation dieser jungen Menschen ist“, sagt Andreas Unterforsthuber, der Leiter der kommunalen Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen.

Auch an Schulen und in Jugendzentren seien homophobe Ressentiments immer noch verbreitet, sagt Unterforsthuber. In einem ersten Schritt der Kampagne sollen in Jugend- und Sozialeinrichtungen der Stadt nun Plakate ausgehängt werden, die homosexuellen Jugendlichen verdeutlichen sollen, dass sie dort willkommen sind und die Einrichtung ihnen auch zur Seite stehen wird.

Später sollen die aus drei Piktogrammen bestehenden Motive auch im öffentlichen Raum plakatiert werden. Die Initiative richtet sich auch an Jugendliche, die sich im falschen Körper fühlen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unterstützt die Aktion: „Jugendliche fühlen sich bei der Frage nach ihrer sexuellen Identität oft alleine“, sagt er. Neben dem Rückhalt des Elternhauses bräuchten junge Menschen nicht selten Hilfe von außen. Jugendliche sollten spüren, dass es nicht schlimm ist, wenn sie homosexuell sind. Man müsse ihnen die Angst vor Ausgrenzung nehmen, „denn sie sind ein Teil unserer bunten Stadtgesellschaft“, so der OB.

„Mit der Kampagne bietet die Stadt jungen Menschen Unterstützung bei diesem sehr persönlichen Thema.“ 

 

AZ-Kommentar: Leider notwendig

Wer am Sinn der Initiative der Stadt zweifelt, sollte die Facebook-Seite von Oberbürgermeister Dieter Reiter besuchen.

Einer der ersten Kommentare gestern stammte von einem gewissen Mesut C.: „Wenn ihr so weiter unterstützt dann brauchst ihr nicht jammern warum Deutschland wenig Kinder bekommt und das Volk ältert. Homosexuelität ist verboten in der Religion“, schreibt er.

Erschütternder als die Rechtschreibung ist dabei der Inhalt seiner Aussage.

Fußball-Jugendtrainer in München ist der Mann, der unter Klarnamen kommentiert – und man kann sich lebhaft vorstellen, welche Werte beziehungsweise Unwerte er seinen Schützlingen im Verein vermittelt.

Erfreulicherweise erhält Herr C. für seinen Beitrag sofort Gegenwind auf der Reiter-Seite – trotzdem gibt es nach wie vor viele Menschen, die seiner Meinung sind. Deshalb ist die Initiative notwendig und wichtig.

Junge Leute, die merken, dass sie in einer Hinsicht anders sind als die Mehrheit – und durch blöde Sprüche, die Menschen wie Herr C. reißen, zum Teil in tiefe Krisen stürzen – brauchen Ansprechpartner, ihre Eltern manchmal ebenfalls. Dass jemand für sie da ist, ist gut.

Timo Lokoschat

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