Hilfe für einsame Senioren: Ratschen für die Seele
München - Die Corona-Pandemie hat das Leben vieler Menschen weltweit massiv eingeschränkt. Da sind die angeordneten Kontaktbeschränkungen und Sperrstunden einerseits, aber auch die selbst verordnete Zurückhaltung auf der anderen Seite - aus Angst, sich mit dem Sars-CoV-2-Virus zu infizieren.
Die soziale Isolation trifft ältere Menschen besonders hart. Ein Verein aus München will ihnen eine Stütze sein. In Deutschland leben etwa 17,5 Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Damit sind etwa 21 Prozent der Gesamtbevölkerung im Seniorenalter. Allein in Bayern sind es 2,6 Millionen Menschen, bis 2035 sollen im Freistaat 3,6 Millionen Alte leben.
Ein Großteil der Alten lebt allein
Da die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen ist, haben die älteren Menschen ab dem Renteneintritt durchschnittlich noch 20 Lebensjahre vor sich, heißt es im Seniorenbericht des Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. "Unsere Gesellschaft des langen Lebens bringt besondere Herausforderungen mit sich", schreibt Gesundheitsministerin Melanie Huml dort. Damit meint sie zum einen die Auswirkungen für das Gesundheitssystem, an das eine überalterte Gesellschaft andere Ansprüche stellt. Zu anderem aber auch die Lebensumstände der Älteren selbst. Obwohl relativ viele Senioren ihren Lebensabend von finanziellen Sorgen ungetrübt genießen können, lebt ein Großteil der Alten allein. Viele der Alleinstehenden fühlen sich einsam.
Hilfe für Senioren: Eine Nummer gegen Einsamkeit
Aus diesem Grund hat der Münchner Verein Retla (Alter rückwärts geschrieben) eine Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 089 -18910 026 können sich Senioren aus ganz Deutschland melden, wenn sie jemanden zum Reden brauchen. Der Verein vermittelt Gesprächspatenschaften zwischen Menschen aus einem ähnlichen Postleitzahlengebiet. "Die Idee ist, dass aus den Gesprächspartnern langfristige Kontakte entstehen", sagt Sebastian Berger, Sprecher des Vereins. Mittlerweile hätten sich gut 500 Ehrenamtliche bei Retla gemeldet. Seit dem Frühjahr seien 350 Gespräch-Tandems entstanden. Zu Beginn der Pandemie mit den stärksten Ausgangsbeschränkungen hätte das Telefon am Tag bis zu 200 Mal geklingelt, sagt Berger. Im Sommer sei die Nachfrage erwartungsgemäß zurückgegangen, "doch jetzt merken wir wieder einen Anstieg". Und: "Die Anrufer haben Angst vor einem dunklen, langen Winter. Sie fürchten sich vor einem Weihnachtsfest allein daheim."
Wer sich als ehrenamtlicher Helfer engagieren möchte, kann sich unter telefonengel@retla.organmelden.
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