High-Tech-Boom im Postpalast: Google will Entwicklungszentrum einrichten

Der Postpalast an der Arnulfstraße wird Heimat von 1.500 "Googlern". Der historische Rundbau soll teilweise für Besucher offen sein.
von  Eva von Steinburg
So soll das frühere Arnulfpost-Areal aussehen, wenn Google-Mitarbeiter im Jahr 2023 ihre neuen Büros an der Hackerbrücke beziehen.
So soll das frühere Arnulfpost-Areal aussehen, wenn Google-Mitarbeiter im Jahr 2023 ihre neuen Büros an der Hackerbrücke beziehen. © Google Germany GmbH

München - High-Tech-Boom an der Stammstrecke: Der Technikkonzern Google hat den Bauantrag für sein neues Entwicklungszentrum "Arnulfpost" eingereicht.

Auf 30.000 Quadratmetern Nutzfläche sollen auf dem Gelände des alten Postpalastes an der Arnulfstraße Büros entstehen - und eine Google-Eventfläche: 1.500 "Googler" sollen dann ab 2023 an der Hackerbrücke arbeiten und programmieren. Vor allem Softwareentwickler werden an Themen wie Datenschutz sowie der Zukunftstechnologie Cloud (also virtuelle Speichermodelle) laborieren.

Google-Expansion in München

Seit 2001 ist der US-Konzern Google in Deutschland und seit 2006 in München. 1.200 Mitarbeiter aus 60 Nationen arbeiten bereits am Standort Arnulfpark an der Donnersbergerbrücke. "München ist unser Maschinenraum, unser Entwicklungszentrum", sagt Wieland Holfelder zur Google-Expansion in München.

High-Tech an einem so charmanten und münchnerischen Denkmal wie der alten Arnulfpost mit der lichtdurchflutenden und denkmalgeschützen Rotunde?

Die neue Google-Rotunde soll für Besucher teilweise offen sein

Wieland Holfelder, der für den Google-Standort München verantwortlich ist, lobt das "wunderbare" Projekt an dem historischen Ort: Die alte Säulenhalle werde ein zusätzliches Stockwerk bekommen. Zwischen Säulenhalle und einem Querbau soll es einen grünen Hof geben, der explizit öffentlich zugänglich sein werde.

Den Hof sollen viele nutzen: links die Säulenhalle, rechts der Querbau.
Den Hof sollen viele nutzen: links die Säulenhalle, rechts der Querbau. © Google Germany GmbH

Der vordere Teil der markanten Rotunde werde kein Sicherheitsbereich, sondern für Gäste zugänglich, vielleicht mit einem Café: "Wir öffnen das Gelände. Die gesamte Nachbarschaft soll es genießen", wirbt Holfelder.

Kosten für Postpalast bleiben ein Geheimnis

Was der Kauf des Postpalastes gekostet hat und wieviel der Internetkonzern nun investiert, bleibt allerdings ein Geheimnis. Nachdem der Kauf im November 2019 öffentlich geworden war, war allerdings von einem Kaufpreis in einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich die Rede.

Das historische Post-Gelände, samt Nord- und Südflügel, gehört Google.
Das historische Post-Gelände, samt Nord- und Südflügel, gehört Google. © Google Germany GmbH

Google verfolgt für seine Mitarbeiter das Konzept, sich in den Innenstädten von Dublin, London, Paris, Hamburg und München anzusiedeln, deshalb gibt es keine Dienstwagen und kaum Firmenparkplätze, außer für Mitarbeiter mit Behinderung und für schwangere Frauen.

"Wir wollen möglichst wenig Belastung was den Verkehr angeht in die Stadt bringen", meint Wieland Holfelder.

Darum mutet es quasi absurd an, dass der Konzern laut Bauvorschrift verpflichtet ist, 300 Tiefgaragenplätze zu bauen. Google hofft über Verhandlungen mit der Stadtverwaltung die Zahl auf 200 bis 210 zu reduzieren, um dann die Plätze "zum Nutzen der Stadt" abzugeben.

Keine Werkswohnungen für "Googler" geplant

Die "Googler" bräuchten Fahrradstellplätze, so der Konzern. Dazu sind eine Radlwerkstatt mit Fahrradputzstation auf dem Gelände geplant sowie Möglichkeiten zum Duschen und Frischmachen für die Kollegen, die mit dem Radl an ihr neues Büro an der Google-Rotunde fahren.

Eine Änderung, die Corona gebracht hat: "1.500 Büroarbeitsplätze bedeuten nicht 1.500 Schreibtische", sagt Holfelder. Man werde sehen, wie man Flächen, die doch nicht gebraucht werden, kreativ nutze. Den Bau von Werkswohnungen schließt er jedoch aus.

Am Rande des Postpalast-Areals sind 81 Wohnungen entstanden, die bereits bezogen sind. Den Vorschlag der Grünen aus dem Bezirk Maxvorstadt als Firma Vorreiter bei der Linderung der Wohnungsnot zu sein und Werkswohnungen zu bauen, hält er für ein Zukunftsthema: "Hier entsteht 100 Prozent Gewerbe. Der Wohnungsmangel ist kein Google-Problem, es betrifft die Stadt."

Er wäre einverstanden mit BMW, Amazon und Apple einen runden Tisch dazu ins Leben zu rufen. Zum Postpalast-Areal aber sagt er: "Für diesen Standort ist es zu spät".

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