High-Heels-Attacke nach Disco-Rauswurf: Prozess

Zwei Schwestern sitzen auf der Anklagebank: Sie sollen bei einem Streit mit ihren Stöckelschuhen auf die Türsteher einer Disco losgegangen sein. Der Prozess, das Urteil.
von  John Schneider
Auch zum Prozess kam eine der beiden in High Heels.
Auch zum Prozess kam eine der beiden in High Heels. © jot

München - Beleidigt, getreten, gebissen, gespuckt und schließlich mit dem Stöckelschuh zugeschlagen – Wenn es stimmt, was die Türsteher des „Heart“ sagen, dann haben Sheila (33, Namen geändert) und Hanne S. (36) am 2. Juni 2013 auf dem Lenbachplatz wie die Furien getobt. Seit Montag müssen sich die Schwestern vor dem Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten.

Zwanzig bis dreißig Minuten seien die beiden Frauen nicht zu beruhigen gewesen, sollen nach ihrem Rauswurf aus der Disco immer wieder versucht haben, sich den Weg zurück mit den High Heels freizukämpfen.
Ein Barkeeper habe ihn alarmiert, so der Chef der Türsteher. Zwei Frauen würden rumpöbeln. Er habe dann seine Leute angewiesen, die beiden Betrunkenen rauszubringen.

Draußen kam es dann offenbar zu einer regelrechten Schlacht, die nach Angaben der Türsteher etwa zwanzig bis dreißig Minuten gedauert haben soll. „So was habe ich in 13 Jahren Tür nicht gesehen“, sagte einer der Türsteher. Irgendwann sei dann die Polizei alarmiert worden.

Doch nach anderthalb Jahren ist vieles nicht mehr genau erinnerlich. So blieb nach den Zeugenaussagen unklar, was genau welche der beiden sturzbetrunkenen Frauen wann getan haben soll.
Fakt ist: Einer der Türsteher trug ein paar blaue Flecken an der Schulter vom Einsatz der Stöckelschuhe davon sowie einen Kratzer an der Stirn, einem anderen war die Jacke zerrissen worden.

Die beiden Frauen stellen das Geschehen ganz anders dar, fühlen sich als Opfer. Sie haben lediglich friedlich miteinander feiern wollen, sich um niemanden anders gekümmert, als plötzlich die jüngere von hinten gepackt und aus der Disco gezerrt wurde, sagen beide. Ohne jeden Grund. „Ich hatte panische Angst“, erklärte Sheila S. gestern.

Draußen hätte schon die Polizei gewartet und sie in Handschellen abgeführt. Dass sie dabei gegen einen der Polizisten vorgegangen sei, bestreitet Hanne S. vehement.

Beide Schwestern geben an, dass sie seit dem Vorfall psychiatrische Behandlung und Antidepressiva brauchen. Hanne S. sei derzeit in stationärer Behandlung.
Amtsrichter Marco Peißig waren die Widersprüche in den Zeugenaussagen zu groß. Da nicht mehr eindeutig gesagt werden kann, welche der beiden Frauen wie zugeschlagen hat, wurde dieser Tatkomplex eingestellt.

Übrig blieb der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, der jeweils mit einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen bestraft wurde. Für Anwalt Adam Ahmed ein erfreuliches Ergebnis. Der Strafbefehl hatte schließlich auf 180 Tagessätze gelautet, was einer Vorstrafe gleich gekommen wäre.

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