Hier wächst Gratis-Obst!
Der schwarze Holunder ist ein eher unscheinbarer Strauch. Aber gerade jetzt kann man ihn fast überall entdecken: Denn er steht in voller Blüte! Die cremefarbenen Blüten wachsen in Dolden und verströmen einen zarten Duft.
Schwarzer Holunder wächst in München zuhauf, bevorzugt in der Nähe von Häusern, aber auch in Parks und Grünanlagen, an der Isar und auf Friedhöfen. Aus Holunderblüten – die es nicht zu kaufen gibt! – lassen sich Sirup, feines Gelee oder Hollerkücherl zubereiten. Und all das kostet nicht einmal etwas.
Denn jeder darf sich an wildwachsenden Früchten und Kräutern "in ortsüblichem Umfang" für den eigenen Gebrauch bedienen, so sieht es das Bayerische Naturschutzgesetz vor. Das wissen oder schätzen aber offensichtlich noch zu wenige. Denn häufig verfault wildes Obst, fällt zu Boden und liegt dann zermatscht herum.
Hier gibt's Gratis-Früchte
Auf der Internetseite mundraub.org finden Sie viele Standorte, wo überall in München (und anderswo) "Mundraub" erlaubt ist. Auf der Karte können Sie auch selbst Standorte verraten – damit die Geschenke der Natur geerntet und geschätzt werden. Und in Wohngebieten nicht die Wespen über Kinder herfallen. Eine Auswahl:
Kornelkirschen gibts am Alten Nordfriedhof, an der Zieblandstraße, am Tizianplatz, an der Mariannenbrücke und am Hofgarten.
Kirschpflaumen finden Sie an der Volkartstraße/Nymphenburgerstraße, im Park an der Tizianstraße und an der Zuccalistraße.
Hollerblüten und -beeren können Sie unter anderem am Petuelpark, im Olympiapark, am Wiener Platz, im Hirschgarten, am Audidom und im Sendlinger Park pflücken.
Mirabellen gibts gratis an der Tegernseer Landstraße auf der Seite Fromundstraße, im Franz-Eigel-Weg, im Weißenseepark und an der Gabelsberger Str. 6.
Bärlauch kann man sich unter anderem am Alten Südfriedhof, im Englischen Garten, am Haus der Kunst, im Nußbaumpark und in der Ratzelstraße abzupfen.
Felsenbirnen gibt es in der Margarethe-Danzi-Straße.
Faulendes Obst lockt Wespen an - eine Gefahr für Kinder
Das kann für Menschen auch unangenehme Nebenwirkungen haben: In der Arnoldstraße in Allach forderten Anwohner, dass fünf Birnbäume gefällt werden. Grund: Vorigen Sommer trugen die Obstbäume besonders viele Früchte. Sie verfaulten am Boden und lockten hunderte Wespen an, die wiederum Kinder gestochen haben sollen.
Sehr unangenehm für die Opfer – und gleichzeitig: welch Verschwendung.
An vielen Orten in München laben sich vor allem Vögel, Eichhörnchen und Insekten an köstlichem Obst oder Nüssen. Ein Grund ist, dass viele Städter seltenere Früchte wie die Felsenbirne oder Mirabelle kaum kennen. Ganz zu schweigen von Sorten wie Kirschpflaumen und Kornelkirschen – auch sie wachsen reichlich auf öffentlichem Grund in der Stadt.
Marmelade aus Früchten machen
Die Münchner Wirtschaftsjournalistin und Autorin Petra Maier ist vor zehn Jahren auf den Geschmack gekommen, als sie in weißen Badelatschen in überreife rote Früchte in ihrem Innenhof in Neuhausen trat. Zuerst ärgerte sie sich ein bisschen. Doch dann wurde sie von einer Freundin aufgeklärt, dass sie in essbare Kornelkirschen getreten war – und dass man aus ihnen feine Marmelade kochen kann.
Inzwischen ist Petra Maier Spezialistin rund ums Ernten auf öffentlichen Flächen. Sie hat sogar ein Buch mit vielen Rezepten darüber geschrieben ("München tischt auf – Urbane Früchte entdecken - zubereiten - genießen" (17,90 Euro, ISBN: 978-3000545795).
Sorgen, dass in der Stadt gepflücktes Obst mehr Schwermetalle enthalten könnte, macht sie sich nicht. "Die Obstretter League of Urban Canners aus Boston haben Proben untersuchen lassen. Die Blei- und Arsengehalte der urbanen Früchte lagen weit unter den Grenzwerten", sagt sie.
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