Hier stehen in München Luxus-Wohnungen leer

Ladenhüter Edelbleibe: Im Premium-Segment haben es die Makler nicht leicht. Während auch sehr teure Eigentumswohnungen schnell weg sind, bleiben Mietobjekte oft lange übrig. Ein aktueller Überblick
von  Christian Pfaffinger
Auch im Palais an der Oper: Noch teurer, aber pro Quadratmeter günstiger.
Auch im Palais an der Oper: Noch teurer, aber pro Quadratmeter günstiger. © az-screenshot/immobilienscout24.de

München - Das, wofür andere warm wohnen, sind hier die Nebenkosten: zwischen 578 und 1219 Euro. Wobei, da fehlt noch der Stellplatz fürs Auto. Also: zwischen 948 und 1589 Euro. Und dann wär da halt auch noch die Miete.

Mieten ist auch was für Reiche. In München sowieso, könnte man angesichts der aktuellen Quadratmeterpreise um 14,60 Euro sagen. Aber da geht noch einiges: das Doppelte, das Dreifache – und mehr.

Bloß: Weggehen tun diese Wohnungen nicht so leicht. Was logisch klingt, verwundert. Denn am hiesigen Wohnungsmarkt gibt es mehr Nachfrage als Angebot – und Geld spielt für das anvisierte Klientel doch keine Rolle, oder?

Trotzdem: München hat einen Luxus-Leerstand. Zum Beispiel im Palais an der Oper. Seit 2013 kann man in der ehemaligen Residenzpost wohnen. Bloß: Einrennen tun die Nobelmieter den Laden nicht. Aktuell stehen mehrere Einheiten leer, fünf Wohnungen werden allein auf dem Online-Portal Immobilienscout24 angeboten.

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Sie sind zwischen 78 und 164 Quadratmeter groß, haben zwischen zwei und vier Zimmer, teils zwei Bäder und sind auch sonst recht kommod, Concierge und sowas. Das schlägt sich natürlich im Preis nieder. Vier Wohnungen sind vom gleichen Anbieter, der will 35 Euro pro Quadratmeter. Macht zwischen 2733 und 5764 Euro pro Monat – kalt. Mit bis zu 1219 Euro an Nebenkosten kommen die Annehmlichkeiten recht teuer, einen Stellplatz gibt’s für 370 Euro. Rund 7350 Euro warm pro Monat, macht im Jahr 88 200 Euro.

Eine andere Firma bietet eine weitere Wohnung im Palais an der Oper an, für monatlich 4519 Euro. Es ist eine Zweizimmerwohnung mit 86 Quadratmetern. Macht 53 Euro pro Quadratmeter. Nebenkosten: 613 Euro. Na sauber.

In den letzten Jahren sind in der Stadt mehrere große Projekte mit Luxuswohnungen gebaut worden. Die sind natürlich interessant für Kapitalanleger, denn: Wohnungen in einem zentral verwalteten Neubau versprechen erst mal weniger Arbeit als Einheiten in einem womöglich bald sanierungsbedürftigen Altbau. Damit der Kaufpreis wieder reinkommt, müssen die Wohnungen dann natürlich zur Miete angeboten werden, und zwar teuer. Offensichtlich oft zu teuer – denn die Wohnungen bleiben teils jahrelang übrig.

 

Wer viel Geld hat, schaut erst mal länger – oder kauft eher selbst

 

Das liegt einerseits daran, dass die Preise im Verhältnis zu Mittelklasse-Wohnungen oft übertrieben höher sind – man zahlt eben auch fürs Prestige. Andererseits liegt es an den Käufern: Wer viel Geld hat, der kauft halt lieber selbst. Und falls es wirklich nur zur Miete sein soll, dann schaut der Betuchte etwas länger – schließlich hat man ja die Wahl.

Das Palais an der Oper ist nur ein Beispiel. Ein weiteres ist etwa The Seven. In dem ehemaligen Heizkraftwerk an der Müllerstraße, das zu einem Edelwohnturm umgebaut wurde, sind aktuell zwei Wohnungen zu finden: Eine Vierzimmerwohnung im ersten Stock zu 4658 Euro im Monat (34 Euro pro Quadratmeter, Kaution: 14 350 Euro) sowie eine Zweizimmerwohnung im dritten Stock für monatlich 2600 Euro (47 Euro pro Quadratmeter). Auch in der vor knapp drei Jahren an der Sendlinger Straße fertiggestellten Hofstatt ist derzeit eine Vierzimmerwohnung mit 140 Quadratmetern frei, was bei einem Quadratmeterpreis von 28,50 Euro eine Kaltmiete von 3990 Euro im Monat macht.

Im Joseph-Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße (Baujahr 2013) sind derzeit zwei Wohnungen zu haben 67 und 147 Quadratmeter, 2290 und 3590 Euro kalt pro Monat.

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Noch recht neu, aber auch noch nicht ausgemietet sind die Lehel Höfe an der Oettingenstraße. Hier stehen derzeit drei Annoncen im Internet. Beworben werden eine kleinere Zweizimmerwohnung für 1550 Euro, eine Dreizimmerwohnung für 2250 Euro und eine dritte, ähnliche für einen Hunderter weniger.

Dass Luxus nicht gleich vom Markt ist, wenn er nur zur Miete ist, zeigt auch das Projekt Schwabinger Tor. Hier sind die ersten Wohnungen zwar gerade erst auf dem Markt, trotzdem überrascht es, dass es überhaupt Annoncen braucht, um Mieter für dieses prominente neue Quartier zu finden.

Die Preise für zwei Dachgeschosswohnungen sind aber auch edel: Für die 124 und 188 Quadratmeter großen Wohnungen werden 4815 und 4835 Euro an Kaltmiete fällig – also 24 beziehungsweise 39 Euro pro Quadratmeter.

Hier rechtfertigen die Macher die Preise übrigens damit, dass diese quasi als Subvention für günstige Künstler-Ateliers im Erdgeschoss so hoch seien. Ob’s überzeugt – schau ma mal.

Dass auch Eigentumswohnungen zu Ladenhütern werden können, zeigt eine Wohnung im Max-Palais in den Lenbachgärten. Von den 224 Quadratmetern kostet ein jeder bescheidene 29 500 Euro, was insgesamt 5,8 Millionen macht. Diese Wohnung steht noch zum Verkauf. Das Max-Palais ist Baujahr 2008.

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