Hier schreiben die Münchner rote Zahlen

Das Hasenbergl, Berg am Laim, die Altstadt und die Ludwigsvorstadt – hier leben die meisten überschuldeten Münchner. Die Riemer bauen Schulden ab – dank Sozialhilfe.
Christian Pfaffinger |
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Mümchen - München ist bekannt für Glanz, Geld und Luxus, hier leisten sich die Menschen was. Leider oft auch zu viel. 92701 Münchner sind überschuldet, das sind gut acht Prozent aller Einwohner der Stadt. Die Unterschiede zwischen den Stadtteilen sind dabei groß.

Die meisten Schuldner leben am Hasenbergl. Hier konnten mehr als 15 Prozent der Bewohner im Jahr 2012 ihre Rechnungen nicht mehr zahlen, das heißt, hier ist fast jeder Siebte überschuldet. Dicht dahinter mit knapp 14 Prozent ist Berg am Laim. Danach kommen Ludwigsvorstadt (13,38 Prozent) und Altstadt (12,33 Prozent). In der Ludwigsvorstadt hat der Anteil der Schuldner mit 2,2 Prozent am stärksten zugenommen.

Auffallend liquide sind Obermenzing (4,91 Prozent), Solln (5,1 Prozent) und Harlaching (5,31 Prozent). Obwohl München im Vergleich zu anderen Städten insgesamt recht gut dasteht, sind die Schuldnerzahlen in einigen Vierteln hoch. Das überrascht vor allem in der City. „In der Ludwigsvorstadt zieht das Bahnhofsviertel die Schuldner-Quote nach oben“, meint Philipp Ganzmüller von der Wirtschaftsauskunftei und Inkasso-Firma Creditreform, die den „Schuldneratlas 2012“ für München erstellt hat.

Zur Altstadt sagt Ganzmüller, dass es dort mehrere Pensionen gebe, in denen Obdachlose untergebracht sind; auch das lässt die Zahl steigen. „Und selbst hinter feinen Fassaden gibt es oft Menschen, die mit ihren Finanzen nicht klarkommen“, sagt Ganzmüller. „Schulden sind nicht gleich Armut, auch wenn beides oft zusammenhängt.“

Auch der Wohnwahnsinn treibt immer mehr Münchner in die Schuld. Arme müssten mehr als die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben, Gutsituierte nur knapp ein Fünftel, sagt Ganzmüller. Die häufigste Ursache von Schulden sind Arbeitslosigkeit oder mies bezahlte Jobs. Allerdings geht der Trend hier zurück. Auch gescheiterte Selbstständigkeit ist seltener ein Grund für Schulden als früher. Immer gefährlicher werden jedoch Scheidungen, Trennungen, Krankheit und übermäßiger Konsum.

„Geldanlagen sind gerade wenig attraktiv, viele Leute kaufen lieber ein für ihr Geld und überschätzen sich dabei“, sagt Philipp Ganzmüller. Riesen-Fernseher, Handyverträge, Urlaube – besonders Lockangebote und Ratenzahlungen seien gefährlich. „Das Kaufen auf Pump ist eine Schuldenfalle.“ Immer wieder würden Banken und Einzelhändler außerdem mit Angeboten locken, die sich einige gar nicht leisten könnten.

Die Münchner verschulden sich oft beim „Statuskonsum“, sagt Ganzmüller. In München gibt es Edles und Teures, die Münchner sehen es in den Geschäften und bei ihren Mitbürgern, die Verlockung ist groß. „Auf dem Land hingegen haben die Leute ja oft gar nicht die Möglichkeit, so viel und so teuer einzukaufen.“

Die meisten Schulden abgebaut hat Riem: von knapp 18 Prozent im Vorjahr auf etwa 12,3 Prozent. Das schaffte in den letzten acht Jahren kein anderes Viertel in München. Der Erfolg liegt aber vor allem an Sozialleistungen. „Der starke Rückgang der Schuldenquote hängt damit zusammen, dass heute deutlich mehr Menschen in Riem Wohngeld bekommen“, so Ganzmüller. „Die Sozialbehörden der Stadt haben hier gute Arbeit geleistet.“

 

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