Hier lernen Münchner Schüler Mandarin

Im St. Anna-Gymnasium im Lehel haben 19 Schüler  Chinesisch als dritte Fremdsprache – das ist in Deutschland einmalig. Die Stadt wird das aber nicht so schnell ausbauen können.
Thomas Gautier |
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Lernt was dazu: OB Christian Ude (M.) mit dem chinesischen Generalkonsul Wang Shunqing (r.) zu Besuch im Klassenzimmer.
Petra Schramek Lernt was dazu: OB Christian Ude (M.) mit dem chinesischen Generalkonsul Wang Shunqing (r.) zu Besuch im Klassenzimmer.

MÜNCHEN - Schwestern sehen aus wie Klappstühle. Die ältere steht vor einem Schrank, die kleinere vor einem zerfransten Christbaum. Die Lehrerin kreidet beide Schriftzeichen Strich für Strich auf die Tafel, die Schüler beugen sich über ihre Hefte und malen ab.

So lernt man Chinesisch – jedenfalls im St. Anna-Gymnasium.

19 Achtklässler der städtischen Schule büffeln seit diesem Schuljahr die Hochsprache Mandarin. Nicht als Wahlfach, sondern offiziell als dritte Fremdsprache – das ist in Deutschland einmalig.
Bis zur zehnten Klasse sollen die Schüler in vier Wochenstunden hunderte Zeichen, Alltagsdialoge und etwas über chinesische Literatur, Geschichte und Kultur lernen. Wenn genug Schüler weitermachen, dürfen sie ihr Abitur sogar in Chinesisch ablegen.

Das ist noch lange hin. Jetzt lernen die Kinder der 8a gerade Fragen wie: „Ni duo da?“ („Wie alt bist du?“) oder „Ni shi xuesheng ma?“ („Bist du Schüler“?) oder eben etwas über kleine und große Geschwister. Zuerst in deutscher Schrift, später malt die Lehrerin die entsprechenden Zeichen an die Tafel.

Schwer ist auch die Aussprache. Die Kinder lernen, dass „shi“ je nach Betonung „sein“, „Stadt“ oder „Angelegenheit“ bedeuten kann. Oder „Stein“. Oder „Zeit“, „kennen“ und „essen“. Oder die Zahl Zehn.
Und das alles nach erst drei Doppelstunden.

Sauschwer, oder? Katharina nickt. „Wenn man nicht dranbleibt, vergisst man alles sehr schnell“, sagt die Zwölfjährige. Sie wollte es aber auch nicht anders. Katharina hätte auch Italienisch, Naturwissenschaften oder Französisch als Zusatzfach nehmen können – sie wählte Chinesisch, „weil es total unbekannt ist, was ganz Neues, was ganz Anderes“.

Katharina und ihre Mitschüler von der 8a bilden einen exklusiven Sprach-Klub: In nächster Zeit wird es keine weiteren Klassen geben – auch nicht an anderen Schulen. Die China-Klasse bleibt ein Modellversuch. Einen Lehrplan gibt es noch nicht, vor allem aber gibt es keine qualifizierten Lehrer. „Es gibt schon den Wunsch, da mehr in die Breite zu gehen“, sagt Münchens Stadtschulrat Rainer Schweppe. „Aber das ist eine Frage des Personals.“

Dennoch wird Chinesisch immer wichtiger – darauf weist auch Chinas Generalkonsul Wang Shunqing hin, der die Klasse besucht: „Über 7000 deutsche Unternehmen investieren in China – 20 Prozent davon kommen aus Bayern.“ Er will sagen: Chinesisch ist die Zukunft.

Das spürt auch Katharina irgendwie: „Das zu lernen, das kann vielleicht mal ganz nützlich sein.“

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