Hier fließen Krokodilstränen: Falsche Reptilienhaltung an der Uni

"Missbrauch von Wirbeltieren" lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft in 51 Fällen. Nun soll der an der LMU für die Tierhaltung zuständige Biologie Professor Johannes B. zur Verantwortung gezogen werden.
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Laut dem Landratsamtes kann das LMU-Biologie-Instiut das Wohlergehen der Tiere nicht gewährleisten.
dpa Laut dem Landratsamtes kann das LMU-Biologie-Instiut das Wohlergehen der Tiere nicht gewährleisten.

MÜNCHEN - "Missbrauch von Wirbeltieren" lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft in 51 Fällen. Nun soll der an der LMU für die Tierhaltung zuständige Biologie Professor Johannes B. zur Verantwortung gezogen werden.

Wasser- und Lufttemperatur waren für die 25 Nilkrokodile, 16 Königspythons und zehn Eierschlangen ebenso wenig artgerecht wie das Raumangebot in den Aquarien und Terrarien. Bei drei Kontrollen im Oktober 2009 stießen die Veterinäre des Landratsamtes in einem Planegger LMU-Biologie-Institut auf Zustände, die laut einem Reptiliengutachten nicht ausreichen, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten.

Die Staatsanwaltschaft sieht daher einen „Missbrauch von Wirbeltieren“ in 51 Fällen und beantragte, den für die Tierhaltung verantwortlichen Biologieprofessor Johannes S. (52) mit 90 Tagessätzen zu bestrafen.

Doch die Amtsrichterin meldete gestern Zweifel an, ob der Vorwurf so zutrifft. Sie regte eine Einstellung gegen Geldauflage an, scheiterte aber am Einspruch der Anklagebehörde. Ob die Tiere unter den Bedingungen im LMU-Institut tatsächlich „erheblich gelitten“ haben, soll nun zunächst ein weiteres Gutachten klären.

In Planegg wird über Herz- und Kreislaufsysteme der Reptilien geforscht, die ganz anders als bei Warmblütern funktionieren. Im Institut sei man „stolz darauf“, dass die Tiere eigentlich sehr schonend behandelt werden, weil diese per Ultraschall untersucht würden, erklärte der Professor vor Gericht. Dass es die bemängelten Zustände im Planegger Gebäude gegeben habe, gab Johannes S. gestern aber unumwunden zu.

Er habe aber geglaubt, dass man bei der Haltung der Forschungsobjekte im Vergleich mit Kollegen an anderen deutschen Forschungsstätten noch relativ gut dastehe. Finanzierungsprobleme hätten aber verhindert, dass man in Planegg weitere Verbesserungen vornehmen konnte.

„Wir haben die Signale aus dem Landratsamt nicht ausreichend gewürdigt“, übte er sich in Selbstkritik. Man habe dann aber nach den Oktober-Kontrollen sofort reagiert und die Tierhaltung aufgegeben. Die Tiere wanderten in die Reptilienauffangstation in der Kaulbachstraße.

Ein Gutes hatte die Sache offenbar: Das Verfahren bewog die Verantwortlichen der LMU, endlich weiteres Geld für eine bessere Unterbringung der Krokodile und Schlangen locker zu machen.

Der Prozess wird fortgesetzt. John Schneider

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