Hier bringt Bruno Jonas Lehrern Humor bei

MÜNCHEN Ja, es gibt Lehrer mit Humor, da ist Bruno Jonas sicher. „Genauso wie es Kabarettisten ohne Humor gibt.“ Wer bei der Kombination der Begriffe Lehrer und Satire denkt, Lehrer seien an sich ja schon eine realsatirische Erscheinung, dem würde Jonas sofort widersprechen. Das Wort Realsatire mag er generell nicht. „Wenn es Satire ist, ist es auch Kunst: Wenn es real ist, ist es meistens nur peinlich.“
Diese seine Kunst soll der Kabarettist nun ausgerechnet Lehrern vermitteln. So will es das Bayerische Kultusministerium. Dessen Stiftung art1.31 will Kunst und Kultur ins Schülerleben transportieren. Normalerweise bringt sie Künstler und Schüler zusammen, diesmal trifft Jonas auf Lehrer, die ihre Erkenntnisse in Schülertheatergruppen weitergeben sollen. „Multiplikatorenförderung“, heißt das im Ministerialdeutsch.
13 Lehrer von allen Schularten und aus ganz Bayern, wollen bei Jonas „satirisches Schreiben“ lernen. In einigen Schulen gibt es auch Schüler-Kabarett-Gruppen. Christina Aumann aus Sulzbach-Rosenberg hatte eine solche und hat sie wieder abgegeben. „Es waren ständig Lehrer beleidigt.“ Ein typisches Problem, sagt Jonas und erklärt den Unterschied zwischen Humor und Satire. „Die Satire straft ab. Humor braucht der, der abgestraft wird.“ Den beleidigten Lehrern empfiehlt er einen Kurs beim bayerischen Kabinett. „Da ist man beleidigt, wenn man am Nockherberg nicht vorkommt. Die gehen hin, um zu zeigen, dass sie Humor haben. Es ist ein Spiel.“
Zwei Tage dauert das Seminar, zu dem auch ein Besuch in der Lach- und Schießgesellschaft gehört. Jonas hätte durchaus das Rüstzeug, über Satire bei Horaz zu referieren. Er will aber die Lehrer schreiben lassen. Die Stoffsammlung beginnt mit dem Leitsatz: „Keine Satire ohne Unzufriedenheit.“
Das ist gut, davon ist reichlich vorhanden. Die Lehrer sprechen von ihrem Frust. Claudia Jennerwein aus Nürnberg erzählt von der Vorgabe, dass es ab 50 Prozent Schüler mit Migrationshintergrund kleine Klassen gibt. „Ich habe offiziell nur 43 Prozent, weil viele deutsche Pässe haben. In Wahrheit habe ich aber 80 Prozent.“ Jonas horcht auf: „Ein satirische Ansatz wäre: „Schreiben Sie einen Berief ans Ministerium, in dem sie 100 Prozent Migrationshintergrund fordern und doppelt so große Klassen.“
Ehrgeizige Eltern, die in der Grundschule schon sicher sind, dass der Kleine Abitur macht, sind hier auch allseits bekannt. „Das könnten wir ausbauen“, meint Jonas und regt eine Szene zwischen Lehrer und Eltern an. „Die sagen dann zum Beispiel: „Wir haben mit dem Hoeneß schon besprochen, unser Bua wird Arzt beim FC Bayern.“ Stilmittel Übertreibung.
Doch so übertrieben findet das Claudia Zenk aus Schwabach gar nicht. „Bei mir hat ein Schüler seinen Mitschüler geschlagen. Und die Eltern sagten zu mir: Da sehen Sie sein Talent, er hat Führungsqualitäten.“
Jonas ist beeindruckt, denn manchmal scheint die Realität die Satire durchaus einzuholen. Zum Beispiel als die Lehrer vom Marketing sprechen, mit dem die Schulen inzwischen um Eltern buhlen. „Man braucht immer tollere Klassenfahrten. Am besten China“, sagt eine Lehrerin. Jonas wittert das Stilmittel Übertreibung, doch ein Kollege wirft ein: „Haben wir längst.“
Zufrieden ist der Dozent dann aber mit der Kollegin, die im Geiste einen Werbefilm entwirft, in dem die Schule die Klos anpreist. „Wir haben die besten Spülsteine der Stadt.“ – „Das is gut, des schreibens auf!“, lautet der Auftrag.
Claudia Jennerwein aus Nürnberg war sich zuerst nicht sicher, warum das Ministerium so ein Seminar empfohlen hat. Nachdem sich nun alle so richtig Luft gemacht haben, mutmaßt sie: „Das ist in Wahrheit alles eine therapeutische Maßnahme für uns Lehrer.“ Und das schreibt sie jetzt auch auf.