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Heute vor 50 Jahren in der AZ: Kanzler mit Seeblick, König in Kiel – die Jugend ist müde

Heute vor 50 Jahren in der AZ: Geschichten kurz vor dem Start der Olympischen Spiele.
von  Felix Müller
Willy Brandt (r.) bei den Olympischen Spielen in München, hier mit dem damaligen französischen Präsidenten Georges Pompidou.
Willy Brandt (r.) bei den Olympischen Spielen in München, hier mit dem damaligen französischen Präsidenten Georges Pompidou. © IMAGO/ZUMA/Keystone

München - Noch neun Tage sind es bis zum Beginn der Spiele, doch die AZ meldet am 17. August 1972 schon: "Jugend olympiamüde". Das große Jugendtreffen zu den Sommerspielen werde "eine große Pleite", heißt es im Bericht. "Denn die Jugend der Welt, die zu den Spielen an die Isar eilen wollte, ist olympiamüde und München-überdrüssig."

Etwa 12.000 (!) Jugendliche hätten ihre Zusage abgesagt. In den Gemeinschaftsunterkünften der Stadt würden nun nur etwa 10.000 Jugendliche erwartet. Ein Sprecher des Jugendrings sagt: "Die Absagen erklären sich auch aus einer gewissen Kritik an der Preissituation und dem Gigantismus."

*** Willy Brand residiert am Starnberger See ***

Bundeskanzler Willy Brandt kommt während der Spiele in Feldafing am Starnberger See unter. "In der Feldafinger Villa des Industriellen Willi Daume liegt er in einem Doppelbett mit Blick auf den Starnberger See genau richtig", notiert der AZ-Reporter. Wann genau sich der Kanzler in Feldafing die Ehre gebe, sei aber derzeit "noch so etwas wie ein Staatsgeheimnis".

*** Keiner will überteuerte Karten ***

Offenbar haben sich viele Schwarzhändler mit Eintrittskarten verzockt. "Karten-Wucherer kommen nicht auf ihre Kosten", meldet die AZ am 17. August. "Wer sich in der Hoffnung auf eine größere Gewinnspanne mit einem großen Vorrat von Eintrittskarten eingedeckt hat, muss sie jetzt wie warme Semmeln anbieten." Denn kaum einer wolle sie haben – "Jedenfalls nicht zu Superpreisen."

*** "Vermieter haben Angst vor leeren Zimmern" ***

Überhaupt scheint sich die Euphorie in der Stadt neun Tage vor Beginn der Spiele teils noch arg in Grenzen zu halten. "Vermieter haben Angst vor leeren Zimmern"; lautet eine andere AZ-Überschrift an jenem 17. August.

Das Fremdenverkehrsamt sei nicht verpflichtet, jedem Vermieter, der für die Spiele Zimmer angemeldet hat, auch wirklich mit zahlungswilligen Olympiabesuchern zu "beliefern", wird betont. Wer einen entsprechenden Vertrag mit der Stadt unterschrieben hat, darf die Räume aber auch nicht von sich aus vermieten, sondern muss warten, bis ein Olympiagast vermittelt wird - auch wenn das möglicherweise bis zum Ende der Sommerspiele gar nicht der Fall sein wird.

*** Prinz Bhanubanda Birabongse in Kiel ***

Neun Tage vor Beginn der Wettbewerbe ist auch der erste königliche Gast da. Allerdings nicht in München, sondern in Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfinden. Dort ist Prinz Bhanubanda Birabongse aus Thailand (58) eingetroffen, meldet die AZ.

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