Heute vor 50 Jahren in der AZ: Angst vor nackten Fahnenmasten

München - "Eine Blamage für München", meldet die AZ am 16. August 1972, zehn Tage vor Beginn der Spiele. "Trotz der Warnung der Polizei, ganz hart gegen Fahnendiebe vorzugehen", sei das olympische Tuch bei Souvenirjägern weiter gefragt. Ein großes Bild auf der Zeitungsseite zeigt leere Fahnenmasten, acht von zehn Fahnen sollen bereits weg sein, heißt es in dem Bericht.
Das Olympische Komitee rechnet schon mit dem Schlimmsten. "Wenn das so weitergeht", meldet die Leitung nach einem Diebstahl an der Hochäckerstraße, "müssen wir befürchten, dass die Masten zu den Spielen nackt dastehen".
Weit über 90 Olympia-Fahnen, Gesamtwert: 26.000 Mark!, seien in und um München bereits geklaut worden. Für Hinweise, die zum Ergreifen von Tätern führen, setzt man nun eine Belohnung von 2.500 Mark aus.
Vom Fahnenklau-Trend aber haben nicht nur die Diebe etwas– sondern auch die Fahnenhersteller. Die AZ spricht mit einem Berliner, der einräumt: "Die Diebe vergrößern natürlich unseren Umsatz."
*** Aufstand der Olympia-Ärzte! ***
100 von 235 Olympia-Ärzten, die am Wochenende in München eintrafen, fanden ihre Unterkünfte "katastrophal" oder unzumutbar. Einige drohen, wieder abzureisen, notiert der AZ-Reporter. Ausgelöst worden sei der Ärger dadurch, dass bis zu acht Ärzte in einer Wohnung untergebracht wurden.
*** "Seid nett zu den Fremden!" ***
Das appelliert die Deutsche Verkehrswacht an die einheimischen Autofahrer.
"Nur durch einen besonders großen Sicherheitsabstand im Stadtverkehr könnten die häufigsten Fehler ortsfremder Fahrer, wie plötzliche Ausweichmanöver, Wechsel der Fahrspur, Abbiegen ohne Zeichen und Irrtümer bei der Vorfahrt wieder ausgeglichen werden."
Außerdem solle man Autofahrern mit ausländischem Kennzeichen "recht freundlich begegnen", bittet die Verkehrswacht.
*** Wette um ein Tragerl Bier ***
Um ein Tragerl Bier wetten der deutsche Finn-Segler Walter Mai und der Kieler Olympia-Chefkoch Häder. "Den Kasten will Mai spendieren", heißt es in der AZ-Rubrik Dorfklatsch, "wenn es Häder gelingen sollte, ihn bis zum Beginn olympischen Regatten auf 90 Kilo zu mästen". Das sei das Idealgewicht für die Einmann-Jolle.
*** "Wir wollen auch Geld für Olympia" ***
Münchner Soldaten fordern "Wir wollen auch Geld für Olympia". Hintergrund des Konflikts: Auswärtige Soldaten bekommen zehn Mark pro Tag für ihre Hilfe bei den Sommerspielen, wie die AZ berichtet. "Sie haben es besser als ihre Münchner Kollegen", wird Soldat Heinz Peter Meyer zitiert. Jetzt haben die Münchner Soldaten sich deshalb bei ihren Dienstellenleitern beschwert.
Der legendäre Dorfklatsch lebt wieder auf
Die AZ hat die Olympischen Spiele 1972 natürlich sehr eng und umfangreich begleitet. In den Sportarenen und Hallen natürlich. Aber auch draußen in der Stadt. Und im Olympischen Dorf.Viele der charmantesten kleinen Geschichten rund um die Sommerspiele standen damals im "Dorfklatsch", einer täglichen Sammlung von Anekdoten nicht nur aus dem nagelneuen Olympischen Dorf.
In den Tagen bis zum 50. Jubiläum der Eröffnungsfeier lässt die AZ nun den Dorfklatsch aufleben. Mit der alten Serienmarke, kleinen Gschichterln aus dieser damaligen Rubrik und darüber hinaus aus der AZ. Jeden Tag lesen Sie nun unsere besten Fundstücke aus dem Archiv. Was vor genau 50 Jahren in Ihrer AZ stand.