Heute Flüchtling, morgen Fachkraft: So will München das Potenzial der Neuankömmlinge nutzen

Mit einem Masterplan will München sein Integrationsangebot ausweiten. Das soll auch dem Arbeitsmarkt zu Gute kommen.
Florian Zick |
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Integration fängt schon bei den Kleinen an: München will sein Integrationsangebot deutlich ausbauen.
dpa Integration fängt schon bei den Kleinen an: München will sein Integrationsangebot deutlich ausbauen.

Einwanderung hat in München eine lange Tradition. In den 50er Jahren kamen erst die Italiener als Gastarbeiter in die Stadt, dann die Griechen, Spanier, Türken. In den 90ern schwemmten die Jugoslawienkriege viele Menschen hierher. Und nun kommen vor allem Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan.

Anders als früher, als es mit einzelnen Ländern noch Anwerbeabkommen gab, kommen diese Menschen natürlich nicht in erster Linie als Arbeitskräfte nach München. Angesichts des massiven Fachkräftemangels will die Stadt das Potenzial der Neuankömmlinge aber nutzen. Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) wird dem Stadtrat nächste Woche deshalb einen neuen Masterplan zur Integration von Flüchtlingen vorlegen.

Los geht es beim Thema Wohnen. Von Anfang 2012 bis Ende 2016 kamen gut 21 500 Flüchtlinge nach München. Sobald diese anerkannt sind, können sie sich in der Stadt theoretisch eine Wohnung suchen. Doch auf dem regulären Mietmarkt tun sich Flüchtlinge schwer. Viele wohnen deshalb immer noch als sogenannte "Fehlbeleger" in den städtischen Flüchtlingsunterkünften.

Vor allem die Bildung ist entscheidend

Um an diesem Zustand etwas zu ändern, schlägt Schiwy in ihrem Masterplan eine Ausweitung des Sonderbauprogramms "Wohnen für alle" vor. Zudem sollen auch private Bauträger dazu ermuntert werden, es Flüchtlingen durch günstiges Bauen leichter zu machen, sich eine eigenständige Existenz aufzubauen.

Damit sich Flüchtlinge die Mieten leisten können, brauchen sie natürlich einen Job. Das Sozialreferat will deshalb auch massiv in die Bildung investieren. Schon im Grundschulalter soll es losgehen. Für Flüchtlingskinder in der vierten Klasse will die Stadt Intensivkurse für Deutsch anbieten. So soll den Kindern der Übertritt an die Realschule oder das Gymnasium ermöglicht werden.

Auch für Erwachsene will die Stadt ihr Kursangebot erweitern. Der Großteil der Flüchtlinge ist zwischen 16 und 25 Jahre alt – also im besten Alter für eine Ausbildung. Da müsse man auch Kurse für spezielle Berufsgruppen anbieten, sagt Sozialbürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Hebebühne oder Krampfader sind schließlich keine Vokabeln, die in jeder Deutschlektion vorkommen.

Den Fachkräftemangel wird man aber auch mit den Flüchtlingen nicht von heute auf morgen beheben können. Zwar gibt es unter den Neuankömmlingen auch gut ausgebildete Leute mit Hochschulabschluss, die schnell einsetzbar sind. Auf der anderen Seite gibt es unter den Flüchtlingen aber auch viele Analphabeten.

"Wir wollen jeden in München gut ankommen lassen"

Vor allem junge Frauen haben es in diesem Zusammenhang schwer. Weil sie in ihren Heimatländern von den Bildungsangeboten oft ausgeschlossen sind, haben sie nur niedrige Abschlüsse. Das müsse aber nichts heißen, sagt Andrea Betz von der Inneren Mission. "Die Intelligenz und der Wille sind absolut da."

Anders als beim Freistaat sollen die Angebote der Stadt auch für Flüchtlinge gelten, die vermutlich wieder abgeschoben werden. Das Koppeln an die Bleibeperspektive hält Sozialreferentin Schiwy für falsch. Sie will keine Zweiklassengesellschaft unter den Flüchtlingen. "Wir wollen jeden in München gut ankommen lassen", sagt sie.

Schiwy zufolge zahlt sich dieser Großmut durchaus aus. "Wir werden bundesweit beneidet", sagt sie. So leben in München mehr Ausländer als beispielsweise in Berlin. 46 Prozent der erwachsenen Münchner haben inzwischen einen Migrationshintergrund. Trotzdem gibt es hier weniger Probleme. "Eben weil wir eine andere Politik machen", sagt Schiwy.

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