Herzerwärmend und nachdenklich: Pfarrer Schießler aus München stellt neues Buch vor

München - Er hat nur drei Wochen gebraucht, um die 240 Seiten zu schreiben. Aber er war eben im "Flow", wie er selbst sagt, und hat "nimmer aufhören können". Das Ergebnis dieses rekordverdächtigen Tippens präsentierte der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler am Montagabend im Pfarrsaal Heilig Kreuz in Giesing: sein neuntes Buch, mit dem Titel "Ja, es ist Weihnachten!". Es ist am 25. September im Kösel-Verlag erschienen.
Am Bücher-Schreiben hat er Gefallen gefunden: "Ich bin ein Wiederholungstäter", sagt er im AZ-Gespräch mit einem Augenzwinkern.
Das Weihnachts-Werk ist bereits das zweite, das in diesem Jahr erscheint – im Frühjahr veröffentlichte er sein Buch "Im Fußballhimmel. Meine schönsten Geschichten vom Heiligen Rasen", worin er unter anderem Ähnlichkeiten zwischen Fußball-Ereignissen und Glaubensfesten thematisiert.
München: Pfarrer Schießlers Bedingung: Das Buch muss einfach zu lesen sein
Kaum war dieses Werk erschienen, widmete er sich schon dem nächsten. "In der Fastenzeit hab ich ein Weihnachtsbuch geschrieben", erzählt er. Die Idee, Geschichten zusammenzustellen, kam vom Verlag. Eine Prämisse musste für Schießler erfüllt sein, wie er am Montag sagt: "Ich muss die Freiheit haben, dass es einfach sein darf." Nicht zu kompliziert formuliert, für jeden zu verstehen.
Mit diesem niederschwelligen Ansatz entstand ein Buch, in dem Schießler 33 Geschichten erzählt: ganz persönliche, die er selbst erlebt hat und die ihm wichtig sind, aber auch solche, die ihm erzählt wurden, die er nie vergessen werde und die für ihn prägend gewesen seien für diese Zeit.
"Ich kann diese Geschichten nicht kürzen": Das Buch ist dicker geworden, als geplant
"Das Buch war das schönste zu schreiben", sagt er am Montag über den Entstehungsprozess. Er habe die Geschichten vorher im Kopf gesammelt und eine Inhaltsangabe gemacht. Für jeden Tag im Dezember bis Heiligabend hatte er eine vorgesehen. Doch im Schreibfluss sei das Buch immer dicker geworden – so sei es gar nicht angelegt gewesen.
Aber er wollte weitermachen: "Ich kann diese Geschichten nicht kürzen", dachte er. Und so ist es nicht bei 24 Geschichten geblieben. "Es ist ja eigentlich so traurig, dass für viele Weihnachten am 25. Dezember aufhört. Da kommt eine Werbung von Ikea, wie sie einen Baum aus dem Fenster schmeißen und dann ist für die Weihnachten vorbei", sagt er. Die Weihnachtszeit gehe aber bis zum Fest der Taufe Jesu im Januar.
Es sind also 33 Geschichten geworden. Ganz symbolisch, findet Schießler, für die 33 Lebensjahre Jesu. Auch lustige Kapitel gebe es zu lesen:
"Es ist diese wunderbare Geschichte von Dreikönig dabei, wo wir mit unseren Sternsinger-Kindern zu Gast waren beim Kardinal und dann ist der Rauchmelder losgegangen. Wir haben so eine Gaudi gehabt! Er ist so erschrocken und meinte dann ,Das muss ja passieren, wenn Sie da aufkreuzen’."
Schießler möchte, dass die Leute wirklich schmunzeln müssen. Dass sie lachen, aber auch, dass sie weinen. "Ich möchte, dass sie traurig sind. Es sind auch sehr traurige Geschichten dabei, wo’s um’s Sterben und um den Tod geht“, sagt er. Aber genau in diese Trauer hinein werde Christus geboren. "Er wird nicht in einer Pension oder in einem Hotel geboren, sondern in die Verlorenheit hinein. Und das ist die Grundbotschaft der Weihnacht."
Mit einer persönlichen Geschichte rührt er das Publikum
Eine dieser Geschichten vom Lebensende liest Schießler am Montag den rund 50 Anwesenden bei seiner Buchpräsentation vor: Es ist einer der sehr persönlichen Texte in dem Buch, er nennt das Kapitel "Frau Richter geht heim". Diese Geschichte, die er im Buch dem 19. Dezember zugeordnet hat, sei ihm wahnsinnig wichtig, wie er vor der Lesung betont.
Auf sieben Seiten schildert er ein Ereignis, das sich kurz vor Heiligabend zugetragen hat. Er beschreibt, wie er zu einer alten Frau ins Krankenhaus gerufen wurde, die laut den Ärzten in den nächsten Stunden sterben würde, um ihr das Sakrament der Krankensalbung zu spenden. Als er auf die zierliche Frau in ihrem Krankenbett traf, kam sie ihm bekannt vor.
Schließlich erkannte er seine ehemalige Religionslehrerin. Sie hat ihn "vor einem halben Jahrhundert" auf seine Erstkommunion vorbereitet. Sie hat ihm das Sakrament der Krankensalbung erklärt. Und ihn als Christen geprägt, das wird in Schießlers Ausführungen schnell deutlich. Diese letzte Begegnung hatte für ihn eine Bedeutung, die er schwer beschreiben könne. Es sei ein ganz besonderer Moment für ihn gewesen.
Als er das Krankenzimmer verließ, so sagt er, erzählte er sofort den Ärzten von seinem Erlebnis. "Es ist Weihnachten, Herr Pfarrer", antworteten sie ihm. "Wundert Sie das?"
"Das sind Momente, wo ich sage: Da hat der liebe Gott Regie geführt", sagt Schießler im Anschluss – ein sanftes Lächeln umspielt die Lippen vieler Zuhörer. Die Reaktion lässt erahnen: Schießler dürfte sein genanntes Ziel mit seinem Buch sicherlich erreichen.
„Ja, es ist Weihnachten“,
Kösel-Verlag, 240 Seiten, 18 Euro