Herzchirurgie: Ein Ferkel für die Forschung

MÜNCHEN Die Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde lang erwartet – und fiel positiv aus: Die Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) bekommt für die nächsten zwölf Jahre für das Projekt Xeno-Transplantation 12,8 Millionen Euro. Damit kann die seit gut 14 Jahren dauernde Arbeit von Professor Bruno Reichart und seinem Team zur Verwendung von Schweineherzen für Organtransplantationen mit neuem Schwung fortgeführt werden.
„Wir sind alle happy”, sagt Reichart zur AZ. „Ich finde es eine große Ehre, dass ich das machen darf.” Nachdem die LMU noch – teils federführend – an weiteren neuen Sonderforschungsbereichen beteiligt sei, könne man sagen: „Das ist Champions-League!”
Xeno-Transplantation – das ist in diesem Fall die Verpflanzung von Schweinezellen und -organen in den Menschen. Die erste erfolgreiche Verpflanzung eines Schweineherzens wird zwar noch einige Jahre auf sich warten lassen. Aber ein Nebenprodukt der Forschungsarbeit kann es binnen Jahresfrist in die Kliniken schaffen: die Übertragung so genannter Inseln. Das ist der Teil der Bauchspeicheldrüse, in dem Insulin produziert wird. Langfristig könnten so tausende deutsche Typ-1-Diabetiker von ständiger Todesangst befreit werden.
Die Pläne der LMU-Forscher reichen weiter: Etwa zur Transplantation von Schweine-Leberzellen bei akutem Leberversagen. Oder zur Übertragung von Nervenzellen bei Parkinson-Kranken. Auch das Einsetzen von Teilen von Schweineherzen ist vorstellbar. „Etwa Herzklappen für Kinder und Heranwachsende, die nicht so schnell kaputt gehen”, so Reichart. Die derzeitigen Kunststoff-Klappen sind zwar bei Erwachsenen langfristig einsetzbar. Bei jungen Menschen halten sie aber nur fünf bis zehn Jahre.
Das große Ziel bleibt natürlich die Xeno-Herztransplantation. Rund 1000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland, weil kein passendes Spenderherz da ist. Damit könnte dank der Schweineherzen Schluss sein.