Hermann Haberl: Tod eines Wiesn-Wirts
Mit der Olympia-Gastronomie legte er den Grundstein für sein Gastro-Imperium, seit 1980 war er Wiesn-Wirt der Ochsenbraterei – am Samstag ist Hermann Haberl mit 71 Jahren gestorben.
München - Es klingt noch im Ohr, das „Il Silenzio“ mit dem er sich am Ende jeder Wiesn per Trompete von seinen Gästen verabschiedet hat. Jetzt muss München Abschied nehmen: Am Samstag ist Wiesn-Wirt Hermann Haberl im Alter von 71 Jahren während einer Kur in Kassel gestorben. Seine Frau Anneliese war bei ihm. Freunde und Kollegen sind in Trauer. „Ich bin sehr geschockt“, sagte Günter Steinberg von Hofbräuzelt gestern.
In Hermann Haberl verliert die Stadt einen Wirt, für den Gastfreundschaft und Gastlichkeit alles waren. Beides lag ihm im Blut. Zwar versuchte er sich als junger Mann zunächst als Korbflechter. Seiner Mutter zuliebe, die meinte, das wäre ein Beruf mit Zukunft. Doch das Flechten wurde ihm bald fad. Mit 18 legte er sich einen Bauchladen zu und fuhr auf seinem Moped von Volksfest zu Volksfest. Im Angebot: Zigaretten, Kaugummis, Brezn, Wurst- und Fischsemmeln.
Bald expandierte er, es kamen Souvenirstände in ganz Bayern hinzu. Mit der Zeit wurden daraus Bierzelte. Haberl kam rum, von Neapel über Bordeaux bis Monte Carlo, mischte er ganz oben mit. Seit 1965 immer an seiner Seite: seine Frau Anneliese.
Gemeinsam ging es steil nach oben. Als 1972 die Olympischen Spiele nach München kamen, bewirteten sie Ehrengäste und Journalisten. Die Gastronomie im Olympiapark behielt er bis 2006, als er sie an die Arene One verkaufte.
Haberl stand für professionelle Gastlichkeit und ein stetig wachsendes Gastro-Imperium. Darunter das Restaurant am Chinesischen Turm, Kugler Alm und Taxisgarten. Der Ritterschlag zum Wiesn-Wirt folgte 1979: Haberl übernahm das Schützenfestzelt als Nachfolger von Wiggerl Hagn, heute Wirt des Löwenbräuzelts.
„Er war mehr als Kollege, er war ein Freund“, sagte Hagn gestern. „Unter uns Wiesn-Wirten war er auch der ruhende Pol." 1980 wechselte das Ehepaar Haberl in die Ochsenbraterei, seit 1881 eine Institution auf der Wiesn. Über seine Aufgabe sagte Haberl einmal: „Wiesn-Wirt in der schönen Ochsenbraterei sein zu dürfen, das ist schon ein Traum.“
Ein Traum, der ihm immer wieder auch ganz besondere Gäste bescherte. Zum Beispiel 1987. Da schaute einmal Starkoch Paul Bocuse in der Ochsenbraterei vorbei. Er war voll des Lobes für die Haberls und ihre Ochsen: „Das ist beste Nouvelle Cuisine – frisch vom Spieß auf die Teller.“
In den drei Jahrzehnten, die Haberl die Ochsenbraterei führte – zuletzt mit seiner Tochter Antje – erwarb er sich großen Respekt. Entsprechend groß ist jetzt das Entsetzen über seinen Tod. „Er war ein Pfundskerl, den man hat mögen müssen“, sagte Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer am Sonntag.
Aus dem Nichts Karriere gemacht
Auch Bewunderung schwingt mit, wenn Kollegen von Haberl sprechen: „So wie er Karriere gemacht hat, aus dem Nichts, das gab es früher nur in Amerika“, sagte Peter Schottenhamel. „Aber Hermann ist immer ein normaler, liebenswürdiger Mensch geblieben.“
Roland Kuffler vom Weinzelt spricht vom „anständigsten Menschen, den ich kannte“, Hippodrom-Wirt Sepp Krätz von einem „Musterbeispiel an Wirt“. Voller Trauer ist Haberls Freund Günter Steinberg: „Vor eineinhalb Jahren noch haben Hermann und ich zusammen mit Wiggerl Hagn und Karl-Heinz Wildmoser unseren 70. auf einer Schifffahrt über den Starnberger See gefeiert. Es ist unbegreiflich, dass jetzt zwei dieser Freunde nicht mehr unter uns sind."
Im Juli hätte Hermann Haberl 72. Geburtstag gefeiert. Er litt seit langem an der Krankheit Parkinson.