Herbst-Depression bei der S-Bahn: Die Auflagen bleiben

MÜNCHEN - Der Sommer kommt gerade erst langsam in Schwung, da tritt die Münchner S-Bahn vorsichtshalber schon mal auf die Bremse - und warnt vor Verzögerungen im Herbst durch herabfallendes Laub.
Der übliche Schmierfilm auf den Gleisen zwingt auch heuer wieder zu nervigen Einschränkungen im Fahrplan und Verspätungen.
Das Eisenbahn-Bundesamt stürzt S-Bahn-Chef Bernhard Weisser in die Herbst-Depression. Die Auflagen der vergangenen Jahre bleiben bestehen, teilte die Behörde in einem Schreiben mit. Vom 15. September an müssen Lokführer mehr Abstand zum Vordermann halten und das Tempo drosseln. Und das bringt den ganzen betrieb bei der S-Bahn durcheinander.
Einige Züge müssen ausfallen
Die Kapazität der Stammstrecke sinkt, einige Züge müssen ausfallen. wegen der größeren Sicherheitsabstände passen nämlich nur noch 24 statt der gewohnten 30 Züge je Stunde und Richtung durch das Nadelöhr der Stammstrecke.
Vom 15. September bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember entfällt im Berufsverkehr jeder zweite Verstärkerzug auf den Linien S 2 und S 5 – gefahren wird also abwechselnd im 10- und 20-Minuten-Abstand. Ebenfalls betroffen ist die S 7, die ausnahmsweise schon am Hauptbahnhof (im oberirdischen Teil) endet, der Stopp an der Hackerbrücke entfällt dabei.
Auf einigen Strecken gilt sogar ein Tempo 100 Limit
Vor zwei Jahren trat das Tempolimit auf der Schiene erstmals in Kraft: Damit die S-Bahnen auch auf dem Schmierfilm rechtzeitig zum Stillstand kommen, dürfen die Lokführer nur noch mit Tempo 120 statt 140 fahren. In einigen Waldstücken sowie an Steigungen gilt seitdem im Herbst sogar ein 100er-Limit.
Um wenigstens 2010 den Herbst-Auflagen zu entgehen, sollen zusätzliche Besandungsanlagen unter den 238 S-Bahn-Zügen montiert werden. Über sie wird beim Bremsen feiner Quarzsand auf die Schienen gesprüt, wodurch der Bremsweg deutlich kürzer wird. Die Umrüstung kostet 23 Millionen Euro und wurde bereits vom S-Bahn-Chef beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt.
rah