Heps Schmoll-Brief verstört die Grünen

Monatzeder, der lange im Krankenhaus war, rechnet schriftlich mit seinen Partei-Kollegen ab: „In so einer Situation hätte ich mir mehr Loyalität und Rückhalt erhofft”.
von  Julia Lenders

Monatzeder, der im Urlaub verunglückt ist und lange im Krankenhaus war, rechnet schriftlich mit seinen Partei-Kollegen ab: „In so einer Situation hätte ich mir mehr Loyalität und Rückhalt erhofft”.

MÜNCHEN - Nach seinem schweren Verkehrsunfall ist Hep Monatzeder gestern wieder ins Rathaus zurückgekehrt. Die ersten offiziellen Termine warteten schon auf den grünen Bürgermeister, der sich bei einer Fernreise mehrere Knochen gebrochen hatte. Wo und wie – das war zeitweise wie eine Geheimsache behandelt worden.

Ein Genesungsprozess mit Misstönen. Der spärliche Informationsfluss hatte im Rathaus und der eigenen Partei für Verwunderung gesorgt – und stieß nicht überall auf Verständnis. Noch aus dem Krankenhaus schrieb Monatzeder daraufhin einen Text, der jetzt im Stadtrundbrief der Münchner Grünen veröffentlicht ist. „In so einer Situation hätte ich mir mehr Loyalität und Rückhalt erhofft”, rügt der Politiker darin seine eigenen Parteifreunde. Sehr enttäuscht sei er gewesen, als er durch die Presse von der Verärgerung seiner Kollegen erfahren habe. „Von der negativen Außenwirkung für die gesamte Partei ganz zu schweigen.”

Seine zögerliche Informationspolitik erklärt er so: „Der Unfall hat mich persönlich sehr betroffen gemacht, und ich musste das Geschehen zunächst selbst verarbeiten.” Zudem sei er der Auffassung, „dass ein privater Erholungsurlaub und ein Unfall sehr persönliche Angelegenheiten sind”. Er hätte sich sehr gewünscht, dass das „bei allen in der Partei auf Verständnis stößt”.

So weit die Standpauke. Um zu verhindern, „dass Unwahrheiten verbreitet werden”, habe er sich doch entschlossen, den Unfallhergang preiszugeben. So war zu erfahren, dass er auf den Philippinen weilte, wo er einen Moped-Unfall hatte. Dabei brach er sich Schulter und Schlüsselbein, eine gebrochene Rippe verletzte seinen linken Lungenflügel. Die Vorwürfe ihres Platzhirschs können viele Grüne nicht nachvollziehen. „Wir als Partei haben alles getan, um ihm den Rücken freizuhalten”, sagt Grünen-Chefin Katharina Schulze. Die OB-Foren, bei denen sich Monatzeder und seine Mitbewerber um die OB-Kandidatur präsentieren wollen, wurden sofort verschoben. „Er sollte sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.”

Vielleicht, so meint Schulze, seien ihm „die Worte in aufgewühlter Zeit etwas schnell von den Lippen gegangen.” Vielleicht wirke das Ganze „hingeschrieben härter, als es gemeint war”, scheint sie sich selbst zu trösten. Bald will sie mit ihm darüber sprechen.
Monatzeders Mitbewerberin Sabine Nallinger hat das Schreiben überrascht: „Es haben doch alle Verständnis für ihn gezeigt.” Der dritte OB-Bewerber Nikolaus Hoenning will den Schmoll-Brief lieber gar nicht groß kommentieren.

Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte heute das letzte OB-Forum mit dem Trio sein sollen. Jetzt werden die Veranstaltungen in den Juli vertagt. Gerade überlegen die Grünen auch, ob sie eines der ursprünglich drei geplanten Foren weglassen. Damit es mit der Kandidatenkür noch vor der Sommerpause klappt. Viele sehnen das Ende der Debatte herbei. Sabine Nallinger: „Ich höre Stimmen in der Basis, die sagen: ,Lasst uns doch wieder zur Sachpolitik zurückkommen.’”

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