Hep Monatzeder macht's spannend

München - Eines muss man den Grünen lassen. Sie bieten gute Unterhaltung, seit sie vor fast einem Jahr die Idee hatten, ihren OB-Kandidaten zu casten.
Die Münchner durften interne Meinungsverschiedenheiten öffentlich mitverfolgen. Erlebten einen enttäuschten Bürgermeister Hep Monatzeder („An sich sind diese OB-Foren keine schlechte Idee. Ich weiß nur nicht, ob man dabei immer an den Hep gedacht hat“). Und verfolgten, wie aus vier Kandidaten wieder drei wurden – weil Landeschefin Theresa Schopper ihre Bewerbung zurückzog.
Jetzt gilt’s. Am Donnerstagabend stand die mit Sicherheit spannendste grüne Stadtversammlung des Jahres bevor. Und das obwohl es formal bloß um die Festlegung eines Verfahrens gehen sollte: Wie wollen die Grünen ihren Kandidaten für die OB-Wahl 2014 auswählen? In Wirklichkeit aber ging es um mehr als diese Frage. Um das politische Schicksal von Monatzeder.
Die Situation ist vertrackt. Der Bürgermeister hatte sich von vornherein gegen die OB-Foren gesträubt. Der Grund: Nach der Kandidaten-Vorstellung und einer Diskussion soll bei den Veranstaltungen ein Stimmungsbild eingeholt werden. Welcher Kandidat konnte am meisten überzeugen? Das sollen nicht nur Mitglieder der Grünen, sondern auch Bürger ohne Parteibuch kundtun dürfen.
Und genau diese Voten hält Monatzeder für einen Fehler. Er hat mehrfach die Befürchtung geäußert, dass die Kandidaten letztlich beschädigt aus dem Verfahren hervorgehen.
Am Abend sollte die Stadtversammlung entscheiden. Werden die OB-Foren jetzt mit Publikums-Bewertung durchgeführt? Oder doch ohne – wie ein entsprechender Änderungsantrag forderte. Und was für Konsequenzen zieht Hep Monatzeder aus der Entscheidung seiner Parteifreunde?
Schon im vergangenen Sommer brachte er sein Dilemma im AZ-Interview auf den Punkt. „Wie ich es mache, ist es falsch. Wenn ich mich den Foren verweigere, wird mir unterstellt, ich sei eine arrogante Diva.“ Wenn er aber doch mitmache, werde er auch kritisiert. „Ich werde das also einfach so entscheiden, wie ich es für richtig halte.“
Und so wurde seine Erklärung am Abend mit Spannung erwartet. Selbst führende Stadt-Grüne mussten sich überraschen lassen.
Die anderen beiden Bewerber um die OB-Kandidatur, Stadträtin Sabine Nallinger und Ex-Stadtvorsitzender Nikolaus Hoenning, haben übrigens nichts gegen die Voten einzuwenden. Im Gegenteil. „Wenn wir die Menschen einladen, aber sie dürfen uns nur zuhören, verlieren die Foren den Charme“, sagt Sabine Nallinger. Die Abstimmung sei ein „Herzstück“ der Foren. Bindend ist sie übrigens nicht.
Nach den Foren im April und Mai wird es auch noch eine Mitgliederbefragung geben. Entscheidend ist, welcher Kandidat dabei die Nase vorn hat. Allerdings, so meint der grüne Stadtvorsitzende Sebastian Weisenburger, würden die Stimmungsbilder aus den Foren „bei der Mitgliederbefragung sicher in die Entscheidung des ein oder anderen einfließen“.
Am Schluss kürt dann eine Aufstellungsversammlung den grünen OB-Kandidaten, der bis zur Sommerpause endlich feststehen soll.
Im Vorfeld der entscheidenden Stadtversammlung wollte Sebastian Weisenburger eines nochmal betonen. Das Verhältnis zwischen dem Stadtvorstand, der die Foren auf den Weg brachte, und Hep Monatzeder sei nicht gestört. „Es gibt persönlich überhaupt keine Zuspitzung. Da verstehen wir uns wunderbar.“
Und trotzdem: Einer wird wohl am Schluss den Kürzeren ziehen.
Gute, grüne Unterhaltung eben.