Hep Monatzeder: "Ich habe nicht gepokert"

Hep Monatzeder hat sich ganz knapp durchgesetzt: Es wird keine Publikums-Voten am Ende der OB-Foren geben. Wie er die Zitterpartie sieht.
von  Julia Lenders
Hep Monatzeder bei der Stadtversammlung der Grünen im Kolpinghaus
Hep Monatzeder bei der Stadtversammlung der Grünen im Kolpinghaus © Gregor Feindt

AZ: Herr Monatzeder, waren Sie schon immer so stur?
HEP MONATZEDER: Es geht nicht um Sturheit. Für mich ging es bei der Entscheidung auf der Stadtversammlung auch nicht um ein Kräftemessen. Es ging mir ausschließlich darum, welches Bild vermittle ich als grüner OB-Kandidat den Wählern? Sehen die mich als jemanden, der zu dem steht, was er gesagt hat? Oder sehen sie mich als jemanden ohne Rückgrat? Ich leide nicht an Seehoferitis und wechsle nicht beliebig oft meine Meinung. Es wäre fatal zu glauben, dass so ein Umfaller bei den Menschen ankommt. Das wollte ich rüberbringen.

Sie haben allen Appellen zum Trotz gesagt: OB-Casting mit Publikumsbewertung – ohne mich! Kompromissbereitschaft ist anders.

Es gibt Situationen, wo man nicht „Everybodys Darling“ sein kann. Sollte ich die Chance bekommen, OB werden zu dürfen, müsste ich auch Entscheidungen fällen, die nicht jedem gefallen. Mir war wichtig, zu zeigen, dass ich zu dem stehe, was ich monatelang kommuniziert habe. Sonst hätte es bloß geheißen: Der klebt so an seinem Stuhl, dass er plötzlich die Meinung vertritt, die opportun ist.

Um diesen Imageschaden zu vermeiden, riskierten Sie den Bruch mit Ihrer Partei.

Was ich auf der Stadtversammlung gesagt habe, war immer bekannt. Neu wäre gewesen, wenn ich umgefallen wäre.

Ihr kategorisches Nein zu der Abstimmung am Ende der Foren war riskant: Um ein Haar wär's das gewesen mit Ihrer OB-Kandidatur, oder?

Das ist richtig. Mir war klar, wie knapp das ist. Ich bin aber nicht hingegangen und habe gepokert. Ich habe gesagt: Das ist meine Meinung, zu der stehe ich. Ich lasse mich gerne überzeugen, wenn es gute Argumente gibt – ich habe keine guten Argumente für die Stimmungsbilder gefunden.

Wegen Ihnen geht jetzt ein Riss durch die Basis.

Von einem Riss zu sprechen, ist arg übertrieben. Es gab unterschiedliche Auffassungen zwischen mir und einigen Personen in der Partei.

Sie meinen den Vorstand?

Alle kannten meine Position, auch der Stadtvorstand.

Aber nicht nur der machte sich für die Foren mit anschließendem Votum stark – auch eine Stadtversammlung hat sich vor einem Jahr ohne Gegenstimme dazu bekannt.

Ich hatte keine Chance auf dieser Stadtversammlung zu sprechen, weil ich terminlich verhindert war. Ich hatte dadurch keine Möglichkeit, bei der Abstimmung mitzuwirken. Ich habe meine Position erst auf einer späteren Stadtversammlung deutlich machen können. Damals habe ich schon gesagt: Wir haben eine beschissene Situation. Auf der einen Seite einen Beschluss und auf der anderen meine Position. Ich habe gesagt: Wir müssen da einen Kompromiss finden. Dazu ist es nicht gekommen.

Sie glauben also nicht, die Basis gespalten zu haben?

Nein. Es war eine Abstimmung, die halt knapp für mich ausgegangen ist.

Mit drei Stimmen Unterschied sind die Grünen Ihnen gefolgt und haben gegen die Publikumsbewertung gestimmt. Bleibt die Frage: Ist das zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben?

Das ist schlicht eine Entscheidung über einen ganz speziellen Punkt gewesen, der jetzt wegfällt. Und der nur ein kleiner Teil des Gesamtantrages war. Das sollte man jetzt nicht so hochstilisieren.

War es nicht gleichzeitig eine Monatzeder-Abstimmung?

Wenn Sie es so sehen wollen.

Sehen Sie es nicht so?

Wenn ich es nicht geschafft hätte, meine Partei bei diesem einen Punkt zu überzeugen, wer hätte dann geglaubt, dass ich Wähler überzeugen kann?

Drei Stimmen – reicht das, um hoffnungsvoll ins weitere Auswahlverfahren zu gehen?

Das weiß ich nicht, ob’s am Ende reicht. Ich bin Bürgermeister und kein Prophet. Ich weiß, dass es gestern ein Ergebnis gab, dass mir die Möglichkeit gibt, weiter bei dem Verfahren dabei zu sein.

Sie haben sich explizit daran gestört, dass auch Nicht-Grüne an der Kandidatenkür beteiligt werden sollen.

Nein. Aber ich habe gesagt: Dieses Verfahren ist manipulierbar. Und die Verantwortung bleibt allein Sache der Partei. Sie muss mit dem Kandidaten Wahlkampf machen.

Geht es denn nicht um einen OB, der am Schluss für alle Münchner da sein soll?

Das ist doch vollkommen klar. Das Ergebnis der Foren wäre doch aber ohnehin nicht verbindlich gewesen – deshalb sollte man die Frage gar nicht so hoch hängen.

Jetzt finden die Foren mit Ihnen, aber ohne Publikumsvotum statt. Werden sie trotzdem interessant?

Interessant ist für das Publikum, welche Visionen die Münchner Grünen für die Zeit nach 2014 haben. Nicht die Frage, wer in den eineinhalb Stunden nett gelächelt hat, ein schönes Gesicht aufgesetzt hat oder am adrettesten gekleidet war.

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