Hep Monatzeder: "Das war sauknapp"
Grünen-Bürgermeister
München - Hep Monatzeder blieb stur. Ein öffentliches OB-Casting mit anschließender Abstimmung? Das wird es mit ihm nicht geben. Gestern Abend erklärte der Bürgermeister seinen Parteifreunden auf der Stadtversammlung noch einmal, warum er das Verfahren ablehnt. „Ich möchte auch morgen Früh wieder in den Spiegel schauen können.“ Er habe auch etwas zu verlieren. „Das, was ich als Aufrichtigkeit sehe und Ehrlichkeit – und das könnt ihr mir heute nicht nehmen.“
Für den Dissens hatten nicht die Foren an sich gesorgt, bei denen sich die Kandidaten vorstellen sollen (AZ berichtete). Sondern die Tatsache, dass sie mit einer Publikumsbewertung enden sollten. Welcher Kandidat konnte am meisten überzeugen? Das sollten nicht nur Mitglieder der Grünen, sondern auch Bürger ohne Parteibuch kundtun dürfen. Und genau diese Voten hielt Monatzeder von vornherein für einen Fehler. Immer wieder äußerte er die Befürchtung, dass die Kandidaten letztlich beschädigt aus dem Verfahren hervorgehen.
Das bekräftigte er gestern Abend nochmal. „Ich werde mich diesem Verfahren nicht stellen“, sagte er. Es könne nicht sein, dass auch Nicht-Grüne bei der Kandidatenkür mitbestimmen. „Ich lasse mich gerne bewerten“, erklärte er der Stadtversammlung. „Aber von euch und nicht von einer manipulativ oder zufällig zusammengestellten Menschengruppe.“
Seine markigen Worte zeigten Wirkung. Ganz knapp wendeten seine Parteifreunde einen Bruch ab. Mit bloß drei Stimmen Unterschied sprach sich eine Mehrheit dafür aus, auf die Publikumsbewertung am Schluss der Veranstaltungen doch zu verzichten.
Hätten sie das nicht getan, hätte das wohl das Aus für einen OB-Kandidaten Hep Monatzeder bedeutet. Jetzt bleibt der 60-jährige Platzhirsch im Rennen.
Nach der Abstimmung war der Bürgermeister sichtlich erleichtert. „Das war sauknapp“, sagte er. „Ich bin richtig froh, dass mich die Partei da unterstützt.“ Als Verlierer des Abends stand nun der Stadtvorstand da, der intensiv für die Stimmungsbilder nach den OB-Foren geworben hatte. „Ich find’s schade“, sagte der Vorsitzende Sebastian Weisenburger. „Aber ich nehme es nicht persönlich.“
Die anderen beiden Bewerber um die OB-Kandidatur, Stadträtin Sabine Nallinger und Ex-Stadtvorsitzender Nikolaus Hoenning, hatten nichts gegen die Voten einzuwenden. Im Gegenteil. „Wenn wir die Menschen einladen, aber sie dürfen uns nur zuhören, verlieren die Foren den Charme“, sagte Sabine Nallinger im Vorfeld. Die Abstimmung sei ein „Herzstück“ der Foren. Bindend wäre sie übrigens sowieso nicht gewesen.
Nach den Foren im April und Mai wird es nämlich auch noch eine Mitgliederbefragung geben. Entscheidend ist, welcher Kandidat dabei die Nase vorn hat.
Am Schluss kürt dann eine Aufstellungsversammlung den grünen OB-Kandidaten.
Eines muss man der Partei auf jeden Fall lassen. Seit sie vor fast einem Jahr die Idee hatten, ihren OB-Kandidaten zu casten, haben sie gute Unterhaltung geboten. Die Münchner durften die internen Meinungsverschiedenheiten öffentlich mitverfolgen. Erlebten einen enttäuschten Bürgermeister Hep Monatzeder („An sich sind diese OB-Foren keine schlechte Idee. Ich weiß nur nicht, ob man dabei immer an den Hep gedacht hat“). Und erlebten, wie aus vier Kandidaten wieder drei wurden – weil Landeschefin Theresa Schopper ihre Bewerbung zurückzog.
Jetzt geht das Unterhaltungsprogramm weiter. Bis zur Sommerpause – dann soll der grüne OB-Kandidat endlich feststehen.
- Themen: