Hep fühlt sich vergessen

Die Grünen wollen ihren nächsten OB-Kandidaten im Casting finden. Bürgermeister Monatzeder missfällt das Verfahren
Julia Lenders |
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Seit 1996 ist er Grünen-Bürgermeister in München. Der Radlclown und der Klinik-Skandal brachten ihn in Bedrängnis.
dpa Seit 1996 ist er Grünen-Bürgermeister in München. Der Radlclown und der Klinik-Skandal brachten ihn in Bedrängnis.

Die Grünen wollen ihren nächsten OB-Kandidaten im Casting finden. BürgermeisterMonatzeder missfällt das Verfahren. Hier schildert er, warum es aus seiner Sicht sowieso nur einen Aspiranten geben kann: ihn!

AZ: Herr Monatzeder, die Münchner Grünen wollen Ihren OB-Kandidaten casten. Was halten Sie von der Idee?
 

HEP MONATZEDER: Die Idee, dass man einen Kandidaten mit seinen Ideen und Visionen der Bevölkerung vorstellt, ist gut. Von dem Verfahren bin ich aber nicht überzeugt.

Warum nicht?

Nach jedem dieser OB-Foren soll ja über die Kandidaten abgestimmt werden, von Mitgliedern und Bürgern. Ich gehe davon aus, dass jeder seinen Fanclub mobilisiert und der von Veranstaltung zu Veranstaltung mitreist. Am Schluss entscheidet dann lediglich, wer die meisten Fans mitgebracht hat.

Bauen Sie sich denn gerade schon so einen Tross auf?

Jetzt muss man erst einmal schauen, wie viele Kandidaten es geben wird. Bislang bin ich der Einzige. Das Ganze wird in erster Linie ein Profilierungsschaulaufen. Ich glaube, dass bei so einem Verfahren die Bewerber beschädigt werden, weil sie gegeneinander Wahlkampf machen. Egal, wer am Schluss das Rennen macht: Er wäre von vornherein geschwächt.

Die Parteibasis ist bei der offiziellen Kandidatenkür ohnehin nicht an das Ergebnis der Foren gebunden.

Das stimmt, aber das Ergebnis muss doch in irgendeiner Weise Einfluss auf die Entscheidung haben. Wozu wäre so ein Meinungsbild denn sonst gut? Da setzt sich die Partei unter Zugzwang.

Sie haben immer gesagt, dass Sie als OB-Bewerber antreten möchten. Jetzt wollen die Grünen aber erstmal das Casting. Sehen Sie das als Affront?

Das Verfahren lässt mindestens gewisse Rückschlüsse zu, wenn die Argumentation lautet: „Wir brauchen die OB-Foren, um die Kandidaten in der Bevölkerung bekannter zu machen.” Was mich betrifft, so bin ich nach OB Ude der bekannteste Politiker der Stadt. Das zeigen Umfragen immer wieder. Vor dem Hintergrund heißt das Verfahren also nichts anderes, als dass Alternativen zu mir gesucht werden.


Zum Beispiel eine Frau. Viele Grüne wünschen sich eine Kandidatin.

Damit habe ich seit Beginn meiner Amtszeit als Bürgermeister zu kämpfen. Schon damals habe ich gesagt: Wenn ihr eine Frau wollt, habe ich keine Chance. Das Problem kann ich nicht lösen. Aber eine ideologische Frage sollte nicht die entscheidende sein. Wichtiger als das Geschlecht ist doch die Frage, wer die historische Chance der Grünen auf das OB-Amt 2014 am besten nutzen kann.


Was auch gegen Sie ins Feld geführt werden könnte: Sie sind jetzt 59, wären also zu alt für eine zweite OB-Amtszeit.

Das ist richtig, aber mit einem anderen Kandidaten oder einer anderen Kandidatin werden die Grünen vielleicht nicht mal zu einer ersten Amtszeit antreten dürfen. Ich fühle mich noch fit genug, um als Spitzenkandidat anzutreten. Und auch strategisch sehe ich das nicht als Hindernis. Das will ich jetzt nicht näher erklären, aber ich habe da eine Strategie, die auf jeden Fall schlüssiger ist als die der SPD.


Fühlen Sie sich nicht genügend wertgeschätzt von Ihrer Partei?

An sich sind diese OB-Foren keine schlechte Idee. Ich weiß nur nicht, ob man dabei immer an den Hep gedacht hat. Man hätte besser nachdenken müssen, was es für einen amtierenden Bürgermeister bedeutet, wenn man so eine Konstellation wählt.


Haben Sie vielleicht auch die Sorge, dass Sie sich bei den Veranstaltungen nicht durchsetzen könnten?

Nein, aber ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich jedes Verfahren mitmache, nur um an meinem Sitz zu kleben. Wenn ich diese Foren nicht gut finde, muss ich Konsequenzen ziehen.

Das heißt, Sie werden sich nicht casten lassen?

Das möchte ich jetzt noch offen lassen.

Aber Sie möchten schon noch OB-Kandidat werden, oder?

Ich habe immer gesagt, dass ich sehr gerne zur Verfügung stehe, wenn meine Partei das möchte.


Interview: Julia Lenders

 

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