Helmut Dietls Tochter: Die tapfere Serafina rührt alle zu Tränen
Große Trauerfeier für Kult-Regisseur Helmut Dietl in der Aussegnungshalle: Seine elfjährige Tochter hält eine herzzerreißende Rede: „Wir lieben dich so“
Schwabing Hi“, sagt das Mädel mit dem schwarzen Hut und der coolen Sonnenbrille. Es ist Serafina, die jüngste Tochter von Helmut Dietl († 70), die da neben ihrer Mutter Tamara steht und einige Gäste begrüßt. Tapfer versucht sie, zu lächeln. Der Hut war der Lieblingshut von ihrem Papa, deshalb hat sie ihn auf.
Jetzt, wo der Papa weg ist, hilft alles, was an ihn erinnert.
Für sehr viele Menschen sind das sehr viele Meisterwerke wie „Monaco Franze“ und „Kir Royal“. Für die Fini, wie der Papa sie nannte, ist es der Hut.
Sie ist elf, für viele seiner Filme und Serien noch zu jung. Helmut Dietl war für sie kein Star- oder Kult-Regisseur.
Er war: „mein liebster Papi“.
Vor der Aussegnungshalle am Nordfriedhof wird die Fini an diesem Samstagnachmittag gedrückt und geherzt. Senta Berger nimmt sie in den Arm, Oberbürgermeister Dieter Reiter schüttelt ihre Hand. „Ich werde nach Ihnen auch noch was sagen“, erzählt sie dem OB, der überrascht schaut.
Die Sonne kämpft sich gerade durch die Wolken, ein paar Fotografen stehen vor den Stufen zur Aussegnungshalle. Hier um 14 Uhr findet die Trauerfeier für Helmut Dietl statt, bis zuletzt hüllten sich alle geladenen Gäste auf Wunsch der Familie in Schweigen. Der große Abschied sollte möglichst geheim bleiben. Das ist gelungen.
Nun sagen 300 Promis ihrem Lieblings-Regisseur, der mehr Freund als Chef war, Servus.
Gerade als Martina Gedeck (sie spielte in „Rossini“ die Kellnerin Serafina), Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Fred Kogel, Michaela May, Jasmin Tabatabai, Günther Maria Halmer, Olli Dittrich, Ilse Neubauer, Veronica Ferres und all die anderen Promis Platz nehmen – und sich sogar Patrick Süskind, Bestseller-Phantom und enger Dietl-Spezl, am Rand der ersten Reihe hinsetzt, ertönt die Musik aus Kir Royal.
Manche weinen.
Viele schmunzeln.
Nach Reden von Kultusminister Ludwig Spaenle („Dietl war der große Chronist der bayerischen Seele, wir verneigen uns“) und Dieter Reiter („Er hat meine Jugend geprägt, ich habe jede Folge fünf Mal gesehen und kann noch heute viele Dialoge auswendig“) setzt sich ein smarter junger Mann an den weißen Flügel.
Es ist Jakob Süskind, der Sohn des Schriftstellers, der Solveigs Lied von Edvard Grieg spielt.
Danach erzählt „Zeit“-Chef Giovanni di Lorenzo zwischen lauten Lachern und feinem Tiefgang von seinem Freund, der als solcher zwar „ein mittleres Desaster“ war, zur Geburt eines Kindes nicht mal eine SMS schickte, aber auch extrem fürsorglich sein konnte.
Von seiner besonderen Fürsorge berichtet anschließend David Dietl, Helmuts Sohn aus der Beziehung zu Marianne Dennler. Tamara hatte ihn aus Berlin geholt und überredet, die letzten Wochen und Tage mit seinem Vater zu verbringen: „Wir haben die Zeit so intensiv verbracht wie noch nie. Das machen Vater und Sohn doch so, meinte er. Sein unvergleichlicher Humor hat die Pflege sehr erleichtert. Bei einem beschwerlichen Badezimmerausflug sagte er mir: ,Wenn man danach nicht tot wär, wär’s komisch.’“
David tritt einen Schritt zurück, ans Rednerpult kommt jetzt seine „starke, tapfere Schwester“.
Die Fini hat ihre Sonnenbrille abgenommen, legt ihre Zettel hin und spricht ins Mikro: „Liebster Papa . . .“
Ihre Stimme bricht ab, Tränen fließen aus den dunklen Augen. Sie schluchzt ins Mikrofon, in der Aussegnungshalle hallen ihre Tränen der Trauer nach. Es ist so herzzerreißend, dass die Gäste mitweinen.
Nach langen Minuten fängt sich Dietls Tochter wieder und sagt unter Tränen: „Das ist kein Abschiedsbrief, Papi. Ich hab mich ja schon von dir verabschiedet. Am Montag, letzte Woche, lagst du einfach so da und hast noch geatmet. Ich glaube schon, dass du meine Worte gehört hast. Du wolltest kein Krankenhaus-Feeling, bist einfach eingeschlafen. Ein schöner Tod. Du wolltest, dass Mami und ich immer Ja zum Leben sagen. Da wir dich so lieben, werden wir dir das versprechen.“
Zum Schluss legt Fini einen weißen Schal auf den Sarg ihres Papas.
Helmut Dietl zweifelte viel und oft. Aber das hier hätte ihm gefallen – und zwar sehr.