Helden des Alltags

München - Vor knapp einem Jahr ist Dominik Brunner gestorben. Die Münchner Polizei und die Initiative „Münchner Courage“ riefen danach den „Tag der Courage“ ins Leben. Bei dem Fest im Olympiapark wurden jetzt drei mutige Münchner ausgezeichnet.
Die Fassungslosigkeit sitzt ihm noch immer in den Knochen. Die Fassungslosigkeit darüber, dass die U-Bahn und der Bahnsteig voller Menschen waren, aber niemand half. Walter Weingartner kam im April 2008 einem Mann in der U3 zur Hilfe, der von drei Männern und einer Frau zusammengeschlagen wurde. „Die Einzigen, die später noch eingriffen und mir geholfen haben, die Täter festzunehmen, waren ein paar Asylbewerber,“ sagte Walter Weingartner zur AZ.
Am Sonntag wurde der 27-Jährige zusammen mit zwei weiteren mutigen Münchnern, der Rentnerin Ruth Schlemm (77) und dem Unternehmer Matthias Kohler (46), von Innenminister Joachim Herrmann mit der Medaille für besondere Verdienste um die Innere Sicherheit geehrt. „Dominik Brunner hätte vielleicht nicht sterben müssen, wenn es auch am Bahnhof Solln mehr Menschen wie Sie gegeben hätte: Bürger mit Zivilcourage, die eingegriffen hätten, um die Schläger abzuhalten“, sagte Herrmann.
Er verlieh die Medaille am „Tag der Courage“, der heuer erstmals auf Initiative der Dominik-Brunner-Stiftung, der Polizei, Kirchen, Stadt München und dem FC Bayern im Olympiapark stattfand. „Danke für Ihren mutigen und tatkräftigen Einsatz!“, dankte der Innenminister den drei Ausgezeichneten. „Sie sind ein Vorbild!“
Die Fälle: Walter Weingartner kam mit seiner Freundin aus der Disco, sie saßen in der U3, als der Rechtsanwaltsfachangestellte sah, wie in einem anderen Waggon ein Mann zusammengeschlagen wurde. „Zieh die Notbremse!“, sagte er zu seiner Freundin. Dann sprang er am Odeonsplatz aus dem Abteil, kam dem Verletzten zu Hilfe und verfolgte anschließend die Täter. Im Sperrengeschoss kamen ihm endlich mehrere Ausländer zu Hilfe, gemeinsam konnten sie die Täter festhalten, bis die Polizei eintraf.
Ruth Schlemm wurde am 22. Januar diesen Jahres Zeugin, wie ein Betrunkener (41) eine ältere Frau so anrempelte, dass sie mit dem Kopf auf den Asphalt stürzte. Sie vergewisserte sich, dass ein Arzt gerufen wird und verfolgte den Täter. Per Handy lotste sie die Polizei zur Festnahme. Herrmann: „Besser kann man es nicht machen!“
Matthias Kohler (46) verfolgte einen flüchtenden Handtaschenräuber und zerrte ihn vom Rad. Dabei wurde er selbst leicht verletzt. Der Unternehmer alarmierte anschließend die Polizei, auch dieser Täter konnte dank seiner Mithilfe gefasst werden.
Nina Job