Heizpilze: Stadt dreht den Hahn ab

MÜNCHEN - Beim Neujahrsempfang der Innenstadt-Wirte kündigt Oberbürgermeister Christian Ude das Ende der Heizschwammerl an – auch Tische auf Gehwegen sind ihm ein Dorn im Auge. Dafür macht er den Wirte in Zeiten der Finanzkrise Mut.
Erst genoss Christian Ude im Vinorant Alter Hof seinen Tafelspitz – dann kredenzte er den anwesenden Wirten eine Extra-Portion Mut fürs neue Jahr: „Wir haben 2009 zwar nicht so viele Highlights wie im Jahr des Stadtgeburtstags zu bieten, die Münchner Bevölkerung wird aber trotz Finanzkrise weiterhin zum Essen gehen“, prophezeite der Oberbürgermeister beim Neujahrsempfang der Innenstadt-Wirte. Gleichzeitig wehrte er sich gegen übertriebene Panikmache: „Das Publikum verhält sich immer noch viel vernünftiger als so mancher Marktschreier auf der politischen Bühne.“
Dennoch hatte der Oberbürgermeister auch schlechte Nachrichten für die versammelte Gastronomie-Prominenz parat. So könnten den Wirten schon bald das Aufstellen der umstrittenen Heizstrahler, um die es bereits im vergangenen Jahr häufiger Ärger gegeben hatte, verboten werden. „Es scheint so, dass sich die einzelnen Referate letztlich gegen sie entscheiden werden, obwohl die ökologische Bedeutung der Wärmespender winzig ist“, sagte Ude, der selbst gegen ein striktes Verbot der Heizpilze ist.
Etwas kritischer steht Münchens Stadtoberhaupt dagegen dem zunehmenden Wildwuchs von Freischankflächen im öffentlichen Raum gegenüber. Ohne großen Aufwand und ohne Gastronomie-Lizenz können sich etwa Bäcker seit 2007 aufgrund der Deregulierungs-Anweisung der Europäischen Union das Aufstellen einiger Tische auf den Gehwegen genehmigen lassen: „Offensichtlich gibt es seitdem in München immer mehr Leute, die Wirt spielen wollen“, motzte Ude.
„Es kann nicht sein, dass auf dem Bürgersteig eine Zelt-Siedlung nach der anderen entsteht“
Der Qualität des öffentlichen Raumes, aber auch der etablierten Münchner Gastronomie täte dieses Verhalten nicht gut: „Es kann nicht sein, dass auf dem Bürgersteig eine Zelt-Siedlung nach der anderen entsteht“, sagte der Oberbürgermeister.
Der neue Sprecher der Münchner Innenstadtwirte, Peter Inselkammer, sorgte sich dagegen eher vor „einem Angriff auf die bayerische Lebenskultur“ durch weitere Beschränkungen beim Alkoholausschank. „Wir alle wollen keine Flatrate-Partys, aber gegen eine gelebte Bierkultur ist nichts einzuwenden“, sagte der Wiesn-Wirt und forderte die Bundesregierung auf, dem Gast die Freiheit zu lassen, „sich ab und zu auch mal selbst gefährden zu dürfen.“
Daniel Aschoff