Heizkraftwerk Nord: Warum die Kohle (doch) bleibt

Das Heizkraftwerk Nord wird nicht auf Gas umgestellt. Das Hauptargument ist Versorgungssicherheit. Dabei sind die Speicher voll und die Preise billig.
von  Christina Hertel
Das Heizkraftwerk in Unterföhring wird doch nicht auf Gas umgestellt. Bis Winter 2024/24 soll es weiter mit Kohle laufen.
Das Heizkraftwerk in Unterföhring wird doch nicht auf Gas umgestellt. Bis Winter 2024/24 soll es weiter mit Kohle laufen. © imago

München - Schon vergangenen Winter wollte in München keine Kohle mehr verfeuert werden. Grüne und SPD hatten beschlossen, das Heizkraftwerk in Unterföhring auf Gas umzustellen. Dann griff Russland die Ukraine an. Plötzlich hatte Deutschland Angst, dass im Winter Wohnungen kalt bleiben. Denn Gas wurde knapp.

Der Stadtrat verschob deshalb den Ausstieg aus der Kohle – zunächst um ein Jahr. Nun ist klar: Das Kohlekraftwerk bleibt noch mindestens ein weiteres Jahr. Frühestens im Winter 2024/25 wird es auf Gas umgestellt. So hat es der Stadtrat nun beschlossen.

Warum noch länger auf Kohle gesetzt wird

Zur Begründung heißt es in der Beschlussvorlage: "Insgesamt scheint die Situation aktuell weniger kritisch zu sein als noch vor einem Jahr. Es besteht jedoch nach wie vor kein Grund zur Entwarnung. Ein sparsamer Umgang mit der Ressource Erdgas bleibt das Gebot der Stunde." "Schweren Herzens" habe die SPD der Verlängerung der Kohleverfeuerung zugestimmt, sagt Stadträtin Simone Burger. "Das Risiko wäre zu groß." Auch die CSU stimmte für den Erhalt. "Am wichtigsten ist Versorgungssicherheit der Stadt", sagt Hans Theiss (CSU).

Momentan kann das Kraftwerk an einem "moderat kalten Wintertag" die Hälfte der Wärme für München bereitstellen. Unklar ist, ob dafür das Gas ausreicht. Das hängt auch davon ab, wie viel Flüssiggas über die LNG-Terminals ankommt. Oben im Norden im gibt es Widerstand gegen einen zweiten Terminal in der Ostsee.

Auch Grünen-Chef Dominik Krause stimmte wegen der drohenden Gasknappheit für die Verlängerung. Er gehe aber davon aus, dass der Umstieg 2024/25 wirklich klappt.

Die ÖDP fordert das sofortige Kohle-Aus

Der ÖDP geht das zu langsam. "Wir haben keine Gasmangellage mehr", sagt ÖDP-Chef Tobias Ruff. Außerdem sei der Gaspreis jetzt sogar billiger als damals, als der Stadtrat vor dem Ukraine-Krieg den Umstieg beschloss. Falsch findet Ruff auch, dass der Stadtrat keinen Zeitpunkt den für Gas-Ausstieg beschloss. Denn Gas soll nur übergangsweise in dem Heizkraftwerk genutzt werden, bis der Standort auf erneuerbare Energien umgestellt ist.

Kritik von den Linken

Linken-Chef Stefan Jagel fordert einen Zeitplan dafür. Außerdem kritisiert er, dass nicht bekannt sei, wie viel der Umbau des Kraftwerks (von Kohle auf Gas) koste. Jagel befürchtet, dass die Stadtwerke noch lange an Gas festhalten und den Umbau zu Erneuerbaren verschieben. Die Sorge teilt Grünen-Chef Krause nicht. Die Vorbereitungen für den Umbau seien abgeschlossen. Es könnte eine Biogasanlage entstehen.

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