Hautkrebs-Diagnosen in München nehmen zu: Woran das liegt, was man dagegen tun kann
München – Die Meldung rauschte Anfang März bundesweit durch die Medien. Bei Schauspielerin und Model Mirja Du Mont (48) wurde weißer Hautkrebs diagnostiziert. In einer Instagram-Story wandte sich die 48-Jährige mit einem Appell an ihrer Follower: "Leute geht bitte zur Krebsvorsorge zum Hautarzt!! Mir musste heute weißer Hautkrebs entfernt werden".
Für Du Mont ist es, nach 2021, bereits das zweite Mal, dass bei ihr weißer Hautkrebs diagnostiziert wurde und damit steht die Schauspielerin nicht alleine da. Mittlerweile ist jede dritte Krebsdiagnose inzwischen Hautkrebs. Auch das ehemalige Supermodel Christie Brinkley (70) veröffentlichte Mitte März ihre Hautkrebsdiagnose. Bei Patrice Aminati (29) , Frau von TV-Moderator Daniel Aminati (50), hat der Hautkrebs in die Lunge gestreut, wie der 50-Jährige in einem Instagram-Video bekanntgab.
Laut Deutscher Krebshilfe erhalten in Deutschland jährlich etwa 370 von jeweils 100.000 Menschen (insgesamt rund 309.000) die Diagnose Hautkrebs (inklusive Frühform, Diagnosejahr 2021). Dabei werden laut Prof. Dr. Lucie Heinzerling, Leiterin des Hautkrebszentrum am CCC München, drei verschiedene Hautkrebstypen unterschieden:
- Malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs)
- Plattenepithelkarzinom (weißer Hautkrebs)
- Basalzellkarzinom (weißer Hautkrebs)
Hautkrebs entsteht durch Schäden in der DNS, z.B. UV-Strahlen induzierte Mutationen und veränderte Zellen, die nicht abgeschaltet werden, erklärt Heinzerling.
Bei 320 der oben genannten 370 Personen handelt es sich bei der Diagnose um weißen bzw. hellen Hautkrebs. Diese teilen sich auf in Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinome. Beide Arten bilden nur selten Metastasen und sind laut Heinzerling sehr gut heilbar.
Früh genug erkannt ist Hautkrebs heilbar, weiß die Ärztin aus München
Auch das malignes Melanom ist früh erkannt heilbar. Die Gefahr hierbei besteht in der Metastasierung. Aber selbst im metastasierten Stadium ist dieses mittels Immuntherapien und zielgerichteten Therapien mittlerweile besser therapierbar als in der Vergangenheit, so Heinzerling zur AZ.

Laut Deutscher Krebsgesellschaft tritt das Basalzellkarzinom im Durchschnitt im Alter von 60 Jahren auf, während das Erkrankungsalter für das Plattenepithelkarzinom bei etwa 70 Jahren liegt. Doch, wie das Beispiel Mirja Du Mont beweist, erkranken auch immer jüngere Menschen an hellem Hautkrebs. Und es werden immer mehr Menschen, die an Hautkrebs erkranken. So wurden laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 105.700 an Hautkrebs erkrankte Menschen im Krankenhaus stationär behandelt. Im Vergleich zum Jahr 2001 ist dies eine Zunahme von 75 Prozent.
Besonders die Fälle von hellem Hautkrebs stiegen binnen 20 Jahren drastisch an. Wurde im Jahr 2001 noch 38.400 Fälle von hellem Hautkrebs behandelt, waren es zwei Jahrzehnte später bereits 82.100 Fälle, eine Steigerung von 114 Prozent. Bei den Zahlen der stationären Behandlungen ist allerdings zu beachten, dass durch die Corona-Pandemie, das Freihalten von Bettenkapazitäten und verschärfte Hygienekonzepte dazu führten, dass "planbare” Behandlungen verschoben wurden. Auch mieden viele Menschen den stationären Aufenthalt im Krankenhaus, wenn dieser nicht unbedingt nötig war. Die Anzahl der an Hautkrebs erkrankten Menschen könnte also höher liegen, als die Behandlungszahlen des Statistischen Bundesamtes.
Beim besonders bösartigen malignen Melanom, auch als schwarzer Hautkrebs bekannt, ist die Anzahl der Erkrankungen zwar deutlich geringer, nur bei 50 von 100.000 Menschen wird diese Diagnose gestellt, allerdings sind die Heilungschancen bei dieser Hautkrebsart geringer, dass Melanome bereits früh Metastasen bilden können. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 23.700 Personen stationär behandelt, bei denen schwarzer Hautkrebs diagnostiziert wurde, dies sind rund sieben Prozent mehr Fälle als im Jahr 2001. Allerdings sind im Vergleich dazu die Todesfälle drastisch gestiegen. Erlagen im Jahr 2001 noch 2600 Menschen an Hautkrebs, stieg diese Zahl zwanzig Jahre später um 55 Prozent auf rund 4100 Todesfälle. Im selben Zeitraum ist die Zahl der Todesfälle wegen Krebserkrankungen im Allgemeinen insgesamt nur um zehn Prozent gestiegen.
Risikofaktor UV-Strahlung: Zu viel Sonne erhöht die Hautkrebsgefahr
Neben dem Hauttyp, genetischen Dispositionen und Muttermalen ist laut Heinzerling vor allem die Sonne bzw. die von ihr ausgehende UV-Strahlung einer der größten Risikofaktoren für Hautkrebs. Vor allem Personen, die in jungen Jahren häufiger einen Sonnenbrand hatten, sind anfälliger für Hautkrebs.
Da vor allem direkt UV-bestrahlte Bereiche des Körpers gefährdet sind, rät Heinzerling dazu, sich beim Aufenthalt im Freien sowohl durch Kleidung als auch durch Sonnencreme mit entsprechend hohem Lichtschutzfaktor zu schützen. Zudem empfiehlt die Hautkrebsexpertin, Outdooraktivitäten möglichst auf die Morgenstunden und späten Nachmittagsstunden zu verschieben, da zwischen 11 und 15 Uhr die UV-Strahlung durch die Sonne am höchsten ist. Auch das Tragen einer Sonnenbrille ist für Heinzerling sehr wichtig, da, was viele nicht wissen, auch im Auge Melanome entstehen können.
Hautkrebs-Expertin Prof. Dr. Lucie Heinzerling: So kann man sich am besten vor Hautkrebs schützen
Dass die Anzahl der diagnostizieren Hautkrebserkrankungen in den letzten 20 Jahren so rapide gestiegen ist, sieht die Münchner Hautkrebsexpertin auch darin begründet, dass sich die Menschen, übers Jahr gesehen, mehr UV-Strahlung aussetzen als früher. So kann der Skiurlaub, die Reise in sonnige Gefilde während des Winters ebenso das Risiko für Hautkrebs erhöhen, wie häufige Besuche im Solarium oder ein unzureichender UV-Schutz bei Kindern durch zu wenig Schatten auf Schulhöfen oder Spielplätzen.
Die beste Art sich vor Hautkrebs zu schützen ist für Heinzerling das Vermeiden von zu viel UV-Strahlung durch die Sonne, dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass der Mensch auch im Schatten nicht vollkommen vor der UV-Strahlung geschützt ist. Zudem empfiehlt die Medizinerin sich regelmäßig vom Hautarzt untersuchen zu lassen um eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig zu erkennen.
Wann und wie oft übernehmen Krankenkassen die Kosten für ein Hautkrebs-Screening?
Ab einem Alter von 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen alle zwei Jahre die Kosten für ein Hautkrebs-Screening (Früherkennung), bei dem die Haut des gesamten Körpers überprüft wird. Dieses Screening darf allerdings nur von Ärzten und Ärztinnen vorgenommen werden, die über eine kassenärztliche Zulassung und – das ist wichtig – eine Genehmigung für das Hautkrebs-Screening durch die Kassenärztlichen Vereinigungen verfügen. Auf welche Ärzte dies zutrifft, können Sie den Seiten der für Ihre Region zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung entnehmen. Dies können sowohl Haut- als auch Hausärzte oder Internisten sein. Obacht: Hautärzte, die nicht diese spezielle Genehmigung der kassenärztlichen Vereinigung besitzen, bieten Hautkrebs-Screening häufig als Leistung für Selbstzahler an.

Bei der Wahl der Sonnenschutzmittel rät Heinzerling dazu, neben einem hohen Lichtschutzfaktor, eines zu nehmen, welches man als angenehm empfindet, damit man es auch wirklich anwendet und diese nicht nur einmal, sondern mehrmals, vor allem an Stellen, an denen das Sonnenschutzmittel durch Reibung, z.B. durch enganliegende Ärmel oder auch Rucksäcke mechanisch abgerieben wird.
Was gilt es bei Sonnencremes zu beachten?
Wer sich großzügig und lückenlos mit Sonnencreme einreibt, schützt sich damit für eine begrenzte Zeit vor Sonnenbrand, vor Hautkrebs schützen die Cremes allerdings nicht. Daher sollte man sich auch trotz aufgetragener Sonnencreme nur einen gewissen Zeitraum der prallen Sonne aussetzen.
Bei der Anwendung sollte auch beachtet werden, dass Sonnencremes mit organisch-chemischen Filtern bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen können, dies gilt auch bei Duft- und Konservierungsstoffen. Allergiker sollten hier auf zertifizierte Naturkosmetikprodukte (z.B. mit dem COSMOS/BDIH oder dem NATRUE-Siegel) zurückgreifen, da diese ausschließlich mineralische Lichtschutzfilter enthalten und sie auch ohne Duftstoffe erhältlich sind.
Einige der zugelassenen UV-Filter stehen zudem im Verdacht, das menschliche Hormonsystem zu stören. Die Verbraucherzentrale NRW e.V. warnt vor dem Gebrauch von Sonnencremes mit den UV-Filtern Octocrylen und Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoat (DHHB), da sich der UV-Filter Octocrylen in Benzophenon umwandeln könnte, welches unter dem Verdacht steht krebserregend zu sein und durch seine hormonähnlichen Wirkung Schilddrüse und Fortpflanzungsorgane schädigen kann. Der UV-Filter DHHB ist teilweise mit Weichmachern verunreinigt, welche das Hormonsystem schädigen können.
Weitere organisch-chemische Lichtschutzfilter sind wegen möglicher Auswirkungen auf die Gesundheit oder die Umwelt in der Diskussion. So sind auf Hawaii und Palau Sonnencremes verboten, welche die organisch-chemischen UV-Filter Ethylhexyl Methoxycinnamate (Octinoxate) und Benzophenon-3 enthalten. Diese stehen unter dem Verdacht, zur Schädigung von Korallenriffen beizutragen. Weitere Infos zu Sonnencremes finden Sie auf der Website der Verbraucherzentrale.
Eigenschutzzeit : Was sagt eigentlich der Lichtschutzfaktor (LSF) aus?
Beim Kauf von Sonnencreme kommt es auf den Lichtschutzfaktor (LSF) an. Er gibt an, wie viel länger man in der Sonne bleiben darf, ohne zu "verbrennen". Je höher der LSF, desto länger kann man sich gut eingecremt in der Sonnen aufhalten. Dafür sollte man seine Eigenschutzzeit kennen, also die Zeitspanne, die man ohne Hautrötung ungeschützt in der Sonne aufhalten. Multipliziert man nun seine Eigenschutzzeit mit dem LSF erhält man die Schutzdauer mit der Sonnencreme. Als Beispiel: Bei einer Eigenschutzzeit von zehn Minuten und einer Sonnencreme mit LSF 20 würde sich die Sonnenschutzzeit auf 200 Minuten verlängern. Allerdings raten Experten dazu, die theoretisch errechnete Zeit nicht voll auszunutzen, sondern um ein Drittel zu verringern. Dabei gilt es auch zu bedenken, das mehrmaliges Eincremen die Schutzdauer nicht verlängert und man sich nach dem Baden und Abtrocken erneut eincremen sollte, selbst wenn es sich um eine "wasserfeste" Sonnencreme handeln sollte.

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