Hausbesitzer-Verband: Münchens reale Mieten sinken immer weiter

München - Es klingt abenteuerlich, aber in Teilen nachvollziehbar. Die Mieten sind nicht das Problem, sondern Energie- und Nebenkosten, sagt der Vorsitzende von Haus und Grund, Rudolf Stürzer.
Er beruft sich auf eine aktuelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Hamburger Forschungsinstituts F+B und auf den aktuellen Mietspiegel. Anteilig am mittleren Münchner Einkommen seien demnach die bloßen Mietkosten prozentual sogar günstiger geworden.

AZ: Herr Stürzer, Münchner Löhne sind im Schnitt seit 2015 um 15,8 Prozent gestiegen, der Anteil der Mietkosten um 12,3 Prozent. Glauben Sie, dass die Statistik der Realität entspricht?
RUDOLF STÜRZER: Das sind neutrale, absolut zuverlässige Zahlen. Sie lügen nicht. Die Steigerungsraten sind zutreffend.
Stürzer: "Nettokaltmieten werden in München bezahlbarer"
Ist die Studie nicht verzerrt? Da sind doch bestimmt auch Eigentümer dabei, die ihr Einkommen über die Miete einspielen oder auch viele Spitzenverdiener.
Natürlich kann man einwenden, dass auch Hartz-IV-Empfänger und Rentner dabei sind. Dann kann man auch eine Verzerrung sehen. Aber es geht um die Nettokaltmieten. Die werden in München bezahlbarer. Wir müssen unterscheiden: Das Wohnen wird nicht bezahlbarer. Das ist was andres. Beim Wohnen sind Neben- und Energiekosten dabei. Energiekosten sind in den letzten zehn Jahren um 100 Prozent gestiegen. Auch die Münchner Müllgebühren haben sich zu Jahresbeginn um 30 Prozent erhöht.
Stürzer: "Wer ist an der Unbezahlbarkeit schuld?"
Welchen Schluss ziehen Sie dann daraus?
Dass nicht der Eigentümer der Preistreiber der Wohnkosten ist. Bei jedem Euro Einkommen greift der Fiskus 30 Prozent ab. Der Staat verdient mit und hätte Handlungsspielraum.
Also Sie kritisieren die Höhe der Steuern und Nebenkosten?
Wir sagen nur, dass der Vermieter für diese Kosten außerhalb der Kaltmiete nicht verantwortlich ist. Denn bei der Gesamtmiete wird ja die Schuld der Unbezahlbarkeit gerne in die Schuhe der Vermieter geschoben.
Sie wollen also den Fokus ablenken von den Eigentümern?
Man muss sich konkret überlegen, wer ist an der Unbezahlbarkeit schuld? Und da ist ein Blick auf die reinen Nettomieten ganz sinnvoll.
Was fordern Sie dann?
Der Staat kritisiert gerne die hohen Wohnkosten und hat ja die Mietpreisbremse eingeführt. Aber er verdient an jeder Mieterhöhung. Da muss man doch Mieter, die sich das Wohnen in München nicht leisten können, mit mehr Wohngeld unterstützen - eine gezielte Förderung also.
Stürzer: "Die Mietpreisbremse verschärft das Problem"
Weitere Forderung?
Die Mietpreisbremse gehört abgeschafft. Sie verschärft das Problem nur. Dadurch werden ja alle Mieten gedeckelt, auch bei gut Verdienenden. Wer für 5.000 Euro ein Loft anmietet und 12.000 Euro im Monat verdient, der braucht keine Mietpreisbremse. Er denkt sich eher: Da leiste ich mir doch eine größere Wohnung. So steigt der Pro-Kopf-Flächenverbrauch. Zu den Olympischen Spielen wohnte ein Münchner auf 20 Quadratmetern. Jetzt sind es im Schnitt 40.