Hauptversammlung: BMW steuert in Richtung Öko-Strom
München - Die Mehrfachbelastung wird zur Normalität", sagt BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch. Trotz eines überraschend guten ersten Quartals waren die BMW-Chefs daher für die nähere Zukunft mit Prognosen vorsichtig.
Die größte Menge Sand wirft wohl die anhaltende Knappheit an Chips ins BMW-Getriebe. Zudem habe die Null-Covid-Strategie in China "den Fahrzeugmarkt beeinflusst".
Mit den Lieferengpässen aus der Ukraine scheint das Unternehmen zurechtzukommen. Es würden zudem Zulieferkapazitäten aufgebaut.
Naturschützer protestieren vor der Münchner BMW-Zentrale
Auseinander gehen die Ansichten, wie grün BMW ist. 2021 habe BMW die Emissionsziele übererfüllt, sagt Zipse. Bis Ende 2025 sollen zwei Millionen batteriebetriebene vollelektrische Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls Royce auf die Straße gebracht werden.

2030 soll dann die Hälfte der Produktion ohne Verbrennungsantrieb ausgestattet sein. Seine Autofabrik im ungarischen Debrecen will BMW künftig nur mit Öko-Strom betreiben. Das "Werk in Ungarn soll vollständig auf fossile Energieträger verzichten", so Zipse. Es sei das weltweit erste Automobilwerk, das ohne fossile Energien betrieben werde.
Naturschützer protestierten am Mittwoch vor der Münchner BMW-Zentrale. "Mit Blick auf die Klimakatastrophe ist es schwer zu ertragen, dass BMW immer mehr und immer größere, schwerere stählerne CO2-Schleudern in die Welt setzt und dabei die Klimakatastrophe ignoriert", sagte Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutzes in Bayern (BN). 90 Prozent der von BMW abgesetzten Fahrzeuge seien noch immer Verbrenner, der Anteil großer Limousinen und SUV steige.
"Das Konzept sorgt für Preisstabilität und Versorgungssicherheit"
Am 1. Juni werde der Grundstein für das Werk in Ungarn gelegt, 26 Monate später sollen dort die ersten Vorserien-Autos der vollelektrischen Neuen Klasse vom Band laufen, so Zipse. Der Großteil des für die Produktion benötigten Stroms werde direkt auf dem Werksgelände erzeugt, "für den Rest nutzen wir zu 100 Prozent regenerative Energiequellen".
Der Verzicht auf Gas im Werk Debrecen gehe zurück auf das Ziel, den CO2-Ausstoß in der Fertigung zu reduzieren, und sei unabhängig von der aktuellen Versorgungslage, sagte eine Unternehmenssprecherin. Das sei aber auch wirtschaftlich sinnvoll: "Das Konzept sorgt für Preisstabilität und Versorgungssicherheit."
Bislang braucht BMW Gas in den Autofabriken vor allem für den Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und für die Öfen in der Lackiererei.
Im vergangenen Jahr hat der Konzern weltweit 3,5 Millionen Megawattstunden Erdgas verbraucht, von insgesamt 6,5 Millionen Megawattstunden Energie insgesamt. Der größte Teil des CO2-Ausstoßes von 766.153 Tonnen stammte demnach aus der Verbrennung von Erdgas in den Kraft-Wärme-Anlagen und Lackierereien.