Hauptsache, nicht nach Berlin
Mit einem Modepreis will die Stadt jungen Designern den Start ins Berufsleben erleichtern – und die Abwanderung nach Berlin stoppen.
München – Sie ist jetzt Untermieterin bei Radio Lora. Gemeinsam mit fünf anderen kreativen Köpfen hat Marianne Bach ein paar leerstehende Räume des Senders bezogen. Genug Platz zum Arbeiten und mit gut zwölf Euro pro Quadratmeter auch gar nicht mal so teuer. Und das Beste: Der Mietvertrag läuft über fünf Jahre. „Das ist schon sehr beruhigend“, sagt Bach.
So viel Planungssicherheit gab es im Berufsleben der jungen Modedesignerin nicht immer. Vor knapp drei Jahren hat sie sich selbstständig gemacht. Seitdem musste sie mit ihren Kleiderständern und Nähmaschinen vier Mal umziehen. Meistens waren es ohnehin nur privat vermittelte Übergangsräume. Denn sich irgendwo in der Stadt einfach mal ein Atelier mieten: Das können sich Berufseinsteiger in der Modebranche schlicht nicht leisten.
Schon die Ausrüstung kostet ein kleines Vermögen
Auch Bach brauchte am Anfang finanziellen Anschub von ihrer Familie. „Anders wäre es nicht gegangen“, sagt die 31-Jährige. Denn die Miete für ein Atelier, das ist erst ein nachgelagertes Problem. Schon die Ausrüstung kostet ein kleines Vermögen. Eine vernünftige Industrienähmaschine ist unter 1500 Euro nicht zu bekommen. Der Existenzgründungszuschuss ist da schnell aufgebraucht. Zudem sind in den städtischen Atelierhäusern für Modemacher keine Plätze vorgesehen. Wenn es dann also ans Mieten geht, sind junge Designer den Münchner Preisen schutzlos ausgeliefert.
Freilich schmückt sich die Stadt trotzdem gerne mit dem Titel Modemetropole. Angesichts zahlreicher Modezentren wie dem Fashion Atrium oder dem MOC geschieht dies womöglich auch zurecht. Immerhin finden in München auch viele Modemessen wie die Ispo oder die Fashion Munich statt. Von diesen Einrichtungen profitieren aber vor allem die etablierten Branchengrößen. Wer als Neuling den Einstieg versucht, für den hat die Stadt einige schwer überwindbare Hemmnisse parat.
Um jungen Modemachern das Leben ein bisschen zu erleichtern, hat die Stadt heuer einen neuen Modepreis eingeführt. Alle zwei Jahre soll eine Fachjury unter den Absolventen der Münchner Modeschulen die besten Nachwuchsdesigner küren. Der erste Platz ist mit 10 000 Euro dotiert, Platz zwei und drei immerhin auch noch mit 7000 und 3000 Euro. Schon nächstes Jahr im Frühjahr soll die erste Verleihung stattfinden.
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„Das ist sicher eine gute Sache“, sagt Dorothea Beisser, die Leiterin der Esmod-Modeschule, an der auch Marianne Bach ihren Abschluss gemacht hat. Immer noch würden viele Talente nach Berlin abwandern – einfach, weil in München das Leben so teuer ist. „Da kann jeder Euro helfen“, sagt Beisser.
Auch Bach glaubt, dass die Initiative aus dem Rathaus durchaus etwas bringen kann. Für sie selbst kommt der Modepreis zwar zu spät, „aber schön, wenn Nachwuchsdesigner jetzt von der Stadt Hilfe bekommen“, sagt sie. Schließlich sei überall Nachhaltigkeit gefragt, regional und fair gehandelt müsse alles sein. „Nur bei der Mode“, sagt Bach, „da gehen die Leute immer noch lieber zum H&M.“
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