Hat dieser Trickdieb eine 91-Jährige ermordet?

München Der Fall erschütterte München im vergangenen Sommer. Eine 91-jährige Frau war in ihrer Wohnung in der Au ermordet worden. Ihren Mörder hatte Anna S. offenbar selber in ihre Wohnung in der Dollmannstraße gelassen. Weil sie ihn kannte?
Seit gestern muss sich ein notorischer Trickdieb für die Tat verantworten. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte sich der Mord so abgespielt: Am 21. Juli 2014 klingelte Marc K. an der Tür der 91-Jährigen, begehrte unter einem Vorwand Einlass. Sein eigentliches Ziel aber war es, die Frau zu bestehlen.
Staatsanwältin Melanie Lichte beschreibt Anna S. als offene und vertrauensselige Person. Da sie regelmäßig von verschiedenen Pflegern betreut wurde, schöpfte sie zunächst keinen Verdacht, ließ Marc K., der ihr als ihr ehemaliger Pfleger bekannt war, in ihre Wohnung.
Der Trickdieb begann unauffällig die Wohnung nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Als Anna S. ihn im Schlafzimmer sah, wurde sie laut Anklage doch misstrauisch. Sie fragte ihn, was er da mache. Marc K. habe nun befürchtet aufzufliegen, so die Ankläger. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe er sich daher entschlossen, sein Opfer zu töten. Motiv: „Abstoßendes Gewinnstreben“.
Er habe ein mitgeführtes Messer genommen und der Frau zwei Mal in den Nackenbereich gestochen. Doch Anna S. ging zwar zu Boden, doch sie lebte. Marc K. soll sich daher einen braunen Stoffgürtel gepackt und seinem Opfer um den Hals gelegt haben. Dann zog er zu. Bis sich Anna S. nicht mehr rührte.
Marc K. wurde wenig später verhaftet. Der 51-Jährige war der Polizei als Trickdieb bekannt, saß auch bereits einmal wegen Raubes. Das Vorstrafenregister des gebürtigen Kielers soll sich auf etwa 30 Eintragungen belaufen. Auch derzeit verbüßt er eine Haftstrafe wegen Diebstahls.
Drei Diebstähle hat er laut Anklage auch in den Wochen vor dem Mord an Anna S. begangen. Seine Opfer waren oft alte Menschen. So wie der 78-jährige beinamputierte Mann, dem Marc K. sechs Halsketten (Wert: 240 Euro) aus der Wohnung stahl. Auch dieses Opfer hatte Marc K. als Altenpfleger betreut.
Über seinen Anwalt Walter Lechner ließ Marc K. erklären, dass er die drei Diebstähle zwar einräumt, den Mord an Anna S. aber bestreitet. Auch zu den Details der Diebstähle wolle er nichts sagen.
Damit wurde bereits zu Prozessbeginn klar, dass es auf einen Indizienprozess hinausläuft und den Gutachtern wohl entscheidende Bedeutung zukommt. Sie müssen klären, ob die in der Wohnung vorgefundenen DNA-Spuren Marc K. zuzuordnen sind.
Eine zweite wichtige Frage: Da Marc K. aber als Pfleger bereits zuvor in der Wohnung von Anna S. in der Au gewesen war, sollte auch geklärt werden, ob etwaige Spuren von ihm zur Tatzeit gesetzt wurden.
Zehn Verhandlungstage hat das Schwurgericht unter dem Vorsitz von Michael Höhne terminiert, um diese und andere Fragen zu beantworten. Ein Urteil soll am 27. Oktober verkündet werden.